Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (33)
Es wurde, nach allem, noch ein schöner Abend. Nachdem das thematische Bermudadreieck Gernolf – Fred – Ficken glücklich umschifft war (und Kurtchen war tatsächlich und wunderbarerweise so ahnungslos wie vorher, wer nun eigentlich wem welchen Tort angetan und zugefügt hatte) und sich auch niemand ihnen beigesellte (von einem Kartentischler abgesehen, der, mehr recht als schlecht alkoholisiert, zwischenzeitlich und ausdrucksmäßig heftig rudernd von seiner Angst vor „Hausverbot“ Mitteilung machte, denn „Hausverbot, das ist doch der Tod, wo soll ich denn sonst hin, mich nimmt doch keiner“), tranken und redeten sie, hauptsächlich über Gesellschaftliches, denn wenn sich ihre Kreise auch nicht völlig deckten, so überschnitten sie sich doch; und trotz einiger und kleinerer Fakt ists und von dahers – beides, überlegte Kurtchen, müßte beizeiten wohl doch als allgemeingebräuchliches Kommunikationsinventar wo nicht begrüßt, so doch akzeptiert werden, nein, er war dagegen, trotz allem! – lernte er einiges, was nicht zu wissen nicht lohnte, weil ihn die Trägerinnen und Träger dieser Geschichten nicht mehr angingen, als daß er sie vom Sehen kannte, maximal grüßte, wenn er sie sah. So erfuhr er, daß das dürre Männlein vom Typ, der den Kamm in der Arschtasche stecken hat, und das halb leoboldhaft, halb grandseigneurig (bordeauxrote Weste, dunkelblaue Garbadinehose, Slipper) Abend für Abend in seiner Ecke saß und, souverän bis an die Grenze des Herrschaftlichen den Saal taxierend, Zigarillos rauchte und wechselnden Besuch an seinem Tisch empfing, dem es, mit elegant gedämpfter Stimme, Döntjes erzählte, jedenfalls war das anzunehmen, denn was sollte es schon großartig erzählen, es saß ja jeden Abend in dieser Kneipe – daß dieser Wasserhäuschenzampano jedenfalls laut Petra "faillierter Luftwaffenoffizier" war, der wohl "wegen einer Wette", von der sie, Petra, leider nicht mehr wisse, als daß es wohl "irgendwie um Alkohol" gegangen sei, eine Luft-Boden-Rakete, "nur eine kleine, aber trotzdem", in den Edersee gejagt hätte, es sei wohl recht knapp zugegangen und die Staumauer "gerade mal so eben" heilgeblieben, und zu Haft und unehrenhafter Entlassung sei es wohl bloß deswegen nicht gekommen, weil er „als Geheimnisträger sakrosant“ gewesen sei, "und jetzt hat er sogar Frühpension und säuft sich hier jeden Abend hundertmal den Arsch voll", eine Geschichte, von deren Wahrheitsgehalt sie aber, wie Petra ohne weiteres zugab, auch nicht "hundert pro überzeugt" sei, aber er, der alkoholfreundliche Ex-Offizier, habe im Zuge eines Pokerspiels wohl schon einmal "seinen Wehrpaß" verspielt, nämlich "an den jungen Mangold, du kennst ihn, der sitzt manchmal da am Debattiertisch", und Petra kehrte den Kopf leicht nach links, um dessen Standort anzuzeigen, den Kurtchen, der ja auch nicht zum erstenmal in der Extra Bar war, freilich sowieso kannte. (wird fortgesetzt)
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