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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (27)

(Was bisher geschah)

Gernolf hatte jetzt den Kopf gehoben und fixierte Fred, dessen Blick seiner­seits ein bißchen aus der Bahn geraten war. Unsicher, ob Gernolf nicht doch bereit sei, das alles klaglos hinzunehmen und das Spiel ironisch mitzuspielen (weil sie doch alle Männer waren, die wußten, was gespielt wird), hing Fred ein halbes, in seiner Halbheit geradezu klägliches Grinsen im Gesicht, das so aussah, als bereue es das im Übermut Gesagte schon und nehme es nur all­zugerne zurück, wenn damit wieder alles gut und auf Anfang gesetzt wäre. Allein, es war zu spät.

"Deine Frau ist mir scheißegal", sagte Gernolf ruhig, und es klang trotzdem kursiv. "Und wenn die halbe Stadt behauptet, ich hätte sie gefickt, so wisse, ich hab sie nicht gefickt. Ich ficke nämlich niemals die Frauen von anderen, nicht einmal, wenn diese anderen Verfasser von belletristischem Konsensschrott sind. Und lieber sterbe ich allein unter der Alten Brücke, als meinen Namen auf einem Buch zu sehen, das im Bahnhofsbuchhandel in Stapeln liegt. Und jetzt entschuldigt mich, bitte."

Er erhob sich, zog mit nach wie vor bemerkenswer­ter Ruhe die Jacke über, faßte in die Hosentasche, kramte einen Schein hervor und legte ihn neben sein leeres Bierglas. Er nickte Kurtchen zu, Fred nicht, und verschwand.

Kurtchen war, wie die meisten Männer, kein Multitasker, aber das gelang ihm doch: zu überlegen, wo und in welchem Zusammenhang er das Wort „Konsensschrott“ schon einmal gehört hatte, und gleichzeitig auf Freds Re­aktion zu spitzen, zumal unter den besonderen, hervorragend skandalösen Bedingungen des Anwurfs, er, Fred, glaube zu Unrecht, Gernolf habe seine, Freds, Frau gefickt, ein Gerücht bzw. Vorgang, von dem Kurtchen nichts wußte und von dem nicht einmal klar war, ob Fred von ihm wußte, so konsterniert, ja betreten, wie er drein­schaute.

Da Fred nichts sagte und mit belegtem Blick versuchte, sein Bierglas in den Tisch zu schrauben, legte Kurtchen alle Möglichkeiten wie Patiencen vor sich aus: Fred glaubte, Gernolf habe seine, Freds, Frau gefickt, wußte es aber nicht genau und zog es deshalb vor, Gernolf auf anderem, vergleichsweise sicherem Ter­rain anzugreifen, wobei fürs erste offen blieb, ob Gernolf Freds Frau nun gefickt hatte oder nicht. Oder: Fred wollte Gernolf nur ein bißchen aufziehen, ohne zu wissen, daß das Gerücht ging, Gernolf ficke mit seiner, Freds Frau, und Ger­nolf glaubte aber, er, Fred, wisse es und wolle ihn, Gernolf, aus der Reserve locken. Oder: Gernolf fickte tatsächlich mit Freds Frau und nutzte die Gelegenheit von Freds unwissend plänkelnder Angeberei zu einer geschickt plazierten Lüge, die sich vor Freds ungezogenem Triezen wie ein gerechter Befreiungsschlag ausnahm. Oder, oder, oder! Es war ganz wunderbar, und während am Kartentisch schon wieder jemand schrie, überlegte Kurtchen hastig, wie er es vermeiden könnte, Aufklärung über den wahren (und als solchen von vornherein viel uninteressanteren) Sachverhalt zu erlangen, er wollte das gar nicht wissen; wollte lieber unkommentiert abwarten, wie die Sache weiterging, wollte in Ruhe die Weiterungen der Affaire beobachten, was viel mehr (und vor allem: viel längeres) Amüsement versprach als die Wahrheit. Von der hatte er, Kurtchen, ja nichts, ja, sie konnte ihm egal sein, denn weder ging es ihn etwas an, mit wem Gernolf fickte, noch, mit wem Freds Frau fickte, und wenn Gernolf Freds Frau fickte, dann war das eine Sache zwischen Fred, Freds Frau und Gernolf.

Das beste wäre, dachte Kurtchen, wenn Fred einfach aufstünde und ginge; das zweitbeste, wenn er bliebe und von der Sache nicht weiter die Rede wäre. Das war kaum zu schaffen, aber Kurtchen wollte es versuchen.

"Du liegst... im Bahnhofsbuchhandel?" fragte er und mühte sich, nicht iro­nisch zu klingen. (wird fortge­setzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



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Briefe an die Leser

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg