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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (25)

Diese Petra jedenfalls (und Kurtchen sträubte sich gewohnheitsmäßig, das zuzugeben) gefiel ihm; hatte ihm auch schon gefallen, bevor das Porno-Gerücht die Runde gemacht hatte; und weil er aber entschlossen war, abstinent zu leben (so wie ein Alkoholiker weiß, daß ein Tropfen genügt, um alles wieder in die Grütze zu reiten), versuchte er beharrlich, sich in Pubertätstzeiten zurückzubeamen und das, was er damals als gemein und schicksalhaft empfunden hatte, heute als gesund und insgesamt vernünftig zu adoptieren. Er wollte, wie mit 16, sitzen und tatenlos schauen, und wenn's für eine kleine Phantasie reichte, nichts dagegen. Der Unterschied wäre, daß sein, Kurtchens, Wohlgefallen diesmal souverän und unbedingt interesselos sein müßte, daß er, gewissermaßen mönchisch, absichts- und überzeugungsvoll verzichten wollte. Was, wie er mit einem Weh, das erstaunlich ans vergangen pubertäre gemahnte, feststellte, überdies die Möglichkeit, sich einen 1a Korb zu holen, aufs glücklichste ausschloß.

"Ist das nicht diese Petra?" hörte Kurtchen neben sich und sah simultan zwei Fingerknochen auf die Tischplatte sausen. Er blickte hoch und sah Fred Fröhn, der, halbhoch, hager und schon leidlich grau, ohne die Finger von der Tischplatte zu nehmen zum Tresen sah, wo sich Petra rank und rehhaft installiert hatte.

"Hm-hmm", machte Kurtchen, dem sehr daran gelegen war, das Thema zu wechseln. "Wenn du Bier holen gehst, bringst mir eins mit?"

"Mir auch", sagte Gernolf und hob sein leeres Glas.

"Drei kann ich nicht tragen", sagte Fred, zog seine schwindsüchtige schwarze Jeansjacke und hing sie über die Lehne des Stuhles neben Gernolf. "Kommt doch bestimmt gleich wer, oder?"

"Bestimmt", sagte Gernolf mit demselben gedimmten Ton wie vorhin, der die allfälligen Anteile von Sarkasmus und Resignation verbarg.

"Ah, Scheiße", sagte Fred Fröhn unverhofft und streckte seine zehn Finger von der Hand. Sie sahen irgendwie verölt aus.

"Ich hab mir eben ein Hollandrad geliehen", sagte er, wobei er das geliehen so eigentümlich betonte, daß Kurtchen sich nicht sicher war, ob er geklaut meinte, auch wenn das eigentlich überhaupt nicht Freds Art war. Fred sah eigentlich aus, als betrüge er nicht einmal das Finanzamt.

"Und kaum bin ich aus dem Haus, fällt mir die Kette von dem Scheißding. Dreigang", ergänzte Fred, als sei das wichtig.

"Keinen Schraubenzieher dabei?" fragte Kurtchen, rhetorisch.

"Und kein Taschentuch. Das Grobe hab ich mir erst mal an die Jacke geschmiert, muß nachher gleich mal Hände waschen."

"Nachher", wiederholte Kurtchen und ließ es wie Kopfschütteln klingeln.

"Pfff", machte Fred wegwerfend, und damit war die Sache beigelegt.

Eine Weile sagten sie nichts, und Kurtchen hoffte, Fred würde nicht von seinem neuen Buch reden, um dem armen Gernolf nicht in die Verlegenheit zu bringen, von seinen seit Jahren vollgestrickten Romanschubladen erzählen zu müssen. Fred nämlich war so klug (oder so faul, das kam hier aufs selbe raus), das Romanwesen nicht neu erfinden zu wollen, sondern erzählte von Männern und Frauen und warum die Dinge nicht so laufen, wie sie sollen. Kurtchen, der als Klempner, wie sich denken läßt, eine geradezu natürliche Distanz zu allem übertrieben Avantgardistischen hatte (denn Wasser ist Wasser, Gas ist Gas und Scheiße ist Scheiße, da biß der Rollgabelschlüssel kein Spülknie durch), hatte Gernolf stets verschwiegen, wie sehr ihm das gefiel, auch wenn er Freds aktuellen Romantitel "Paare Mutanten" für ein Gran zu geschmäcklerisch und auch irgendwie abgeschrieben hielt. (wird fortgesetzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



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Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt