Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Kurtchen Sahne Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (18)

Zwei Stunden später, als Kurtchen die Extra Bar betrat, war der Abend be­reits in vollem Gange. Gernolf, der natürlich längst da war, teilte sich einen Vierertisch mit zwei Unbekannten, einem Pärchen in den frühen Dreißigern, wie es Kurtchen schien, der unentschlossen, ob er Lust auf derlei Sozialisati­on hatte und ob er sich angesichts dieser Störung seiner Abendpläne, von de­nen er zwar nicht wußte, wie sie aussahen, aber immerhin soviel ahnte, daß sie nicht die Fraternisierung mit zwei untersetzten, irgendwie mondgesichti­gen und darüber hinaus wildfremden Menschen einschlossen, vielleicht sogar ärgern sollte, an der Tür stehengeblieben war. Wo Gernolf diese Gestalten nur immer auflas, Kurtchen blieb es ein Rätsel.

Trotzdem konnte er nicht den Rest des Abends an der Tür stehenbleiben, außerdem hatte Gernolf ihn gesehen und winkte ihn an den Tisch. Kurtchen ergab sich.

Er klopfte mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte, um nicht Leute grü­ßen zu müssen, von denen er nicht wußte, ob er sie überhaupt grüßen wollte; und wie sich aber rasch herausstellte, waren die beiden ihm und seiner An­kunft gegenüber vollkommen gleichgültig, und auch Gernolf machte kei­ne Anstalten, die zwei vorzustellen. Kurtchen setzte sich, unbeachtet.

Jetzt muß ich dich fragen: Wie wohnst du?“ fragte der Mann, der eine Fri­sur auf dem Kopf hatte, wie man sie Mitte der Achtziger zum letzten Mal getragen haben mochte, und auch da bloß noch in der DDR. „Ich bin näm­lich“, die Antwort auf die Frage, wie Gernolf wohne, schien nicht weiter wichtig, „einer der wenigen Anwälte, die Verständnis haben für Nachbar­schaftsschwierigkeiten.“

Ich hab leider auch Mietrecht gemacht“, sekundierte die Frau, die, auf diese speziell deutsche Weise groteskbebrillt, freudlos und zufrieden zugleich wirkte, in schillernden Grautönen gekleidet war und hauptsächlich in einer Art Glockenrock steckte, die brünetten, in der Mitte gescheitelten Haare fie­len ihr fettig auf die Schultern; und intuitiv wußte Kurtchen, daß er sich so­eben an den Tisch mit den zwei größten Idioten der Stadt gesetzt hatte. Er winkte der Bedienung und begann, da keiner der bei­den Notiz von ihm nahm, sich auf den erwartbaren Stumpfsinn zu freuen.

Der Mann ging auf die Einlassung seiner Frau zum Mietrecht gar nicht ein, wie die beiden überhaupt sehr geübt darin schienen, aneinander vorbei zu re­den. Anders, überlegte Kurtchen und legte das Kinn in seiner per Ellbogen auf Kinnhöhe installierten rechten Handfläche ab, hielten sie es wahrschein­lich nicht aus.

Der Mann sprach auf eine bräsige Art überlegen, die er sich von Jockel Fi­scher abgeschaut haben mochte, als der noch Bundesaußenminister war, was, ganz wie beim Vorbild, die Wirkung seiner Nichtswürdigkeiten ins Nu­minose hinein verstärkte. „Weil, du mußt wissen, ich bin Dienstleister. Ir­gendein Typ sagt: du hast einen Kirschbaum, du hast ne ockerfarbene Mar­kise, dein Opel parkt zu tief. Nun gut. Was dann?“

Der Mann streckte die leeren Handflächen in die Luft zum Zeichen, daß sich hier jede Antwort erübrige, und Gernolf war klug und sagte nichts.

Einen Staatsanwalt für Familienrecht gibt es ja leider nicht“, ergänzte die Frau couragiert und schaute erst Gernolf und dann Kurtchen an, als sei ge­nau dieser Umstand die Quintessenz des Markisendiskurses und nicht ein Beweis für Kurtchens Überlegung, in Zeiten der umfassenden Gleichberech­tigung müsse es eben auch geistig behinderte Rechtsanwälte geben. Ja, sogar retardierte Anwaltspärchen; die mußten dann halt zusammenlegen, um die 110 IQ-Punkte, die es für ein Jurastudium wohl brauchte, zusammenzukriegen. (wird fortgesetzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg