Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Zeitung für Deutsche
Udo Tellmann, befreiter DDR-Bildungsbürger, Buchpreisträger („Turmel aus dem Eis“) und Kämpfer wider den linken Moralmainstream, hat sich im Edelnazi-Periodikum „Sezession“ als Innenarchitekturkritiker hervorgetan und, in Reaktion auf die „Erklärung der vielen“, den deutschen „Gesinnungskorridor“ verurteilt, und die FAZ, die auch als FAZ.net will, dass es rechts von Altenbockum nichts gebe, hat die Grazie besessen, das von einem Volontär abbügeln zu lassen: „Auch wiederholt Tellkamp seine Kritik an der Flüchtlingspolitik. Die Kultur Deutschlands werde preisgegeben, sollte die Einwanderung weiterhin so hoch bleiben wie aktuell. Dass diese seit 2015 stark zurückgegangen ist, will er nicht glauben. Im Grunde genommen alles beim Alten also. Tellkamp nutzt die Meinungsfreiheit aus, kommt trotz des vermeintlichen Gesinnungskorridors zu Wort – und wird auch zitiert, sogar von den klassischen Medien.“
In Zeiten der Pressekrise ist es wichtig, auf sein Publikum zählen zu können, und sehen wir in die Kommentarspalte, muss der FAZ da nicht bang sein (Lesbarkeit durch Verf. hergestellt): „Höchst wichtiger Protest eines namhaften Kulturträgers … U. Tellkamp hat recht … linksgerichtete Deutungshoheit … Dass ein Gesinnungskorridor existiert, errichtet von den Mainstream-Medien und u.a. von ,Kulturschaffenden’ und deren Dunstkreis, sollte bei nüchterner Betrachtung unstrittig sein … Uwe Tellkamp ist ein Aufrechter, ein Kämpfer, eine ehrliche Haut. Er steht dem ,fucking mainstream’ entgegen, weil er Format und Stil hat und dieser ganzen Sülze die Akzeptanz verweigert … Tellkamp hat in allem recht, sowohl sachlich als auch intellektuell … Der Mann verdient Respekt. Sich im neuen, anti-nationalen, kosmopolitischen Deutschland als politisch Rechter zu outen, dazu gehört beachtliche Zivilcourage … Tellkamp kann man in allen Punkten nur zustimmen. Dass gerade diejenigen, die die ,Vielfalt’ und ,Buntheit’ wie eine Monstranz vor sich hertragen, jeden in die Ecke stellen, der eine andere Meinung hat als sie selbst, ist schlicht beschämend. ,Meinungsvielfalt’ ist in diesem ,Vielfalts’-Begriff offenbar explizit nicht vorgesehen, bzw. nur für die, die FÜR Massen-Migration sind … Alles, was auch nur halbwegs nach AfD aussieht, wird außerhalb des noch Diskussionswürdigen gestellt … Klima der Gesinnungsnötigung von links ... Ihr alle, die es wagt, sich zu einer anderen politischen Überzeugung zu bekennen: Lasst alle Hoffnung fahren, wenn selbst die FAZ sich mit solchen Artikeln gegen Euch stellt!“
„Der Weg zur Verwandlung des Innen führt über das verwandelte Außen.“ Hacks, 1965
Selbst die FAZ hält aber bekanntlich ein Feuilleton, das dem Kosmopolitismus nicht vollends ablehnend gegenübersteht, und sich zweierlei Bourgeoisie warm: Die Generäle a.D., Rechtsprofessoren und Fabrikanten auf der einen und die Citoyens auf der anderen Seite, die jenes sog. bessere Deutschland verkörpern möchten, von dem auch die Fabrikanten so schön profitieren. Die Irren aus der Kommentarspalte („Vulgärmarxistische, ,autonome’, kommunistische etc. pp. Kreise dagegen genießen jede denkbare Wertschätzung; niemand grenzt sich davon ab“) sind also bloß das Komplement zum liberalen Volontär und dasselbe Kaliber, das früher dankbar war, wenn Johann Georg Reißmüller den Nazi Waldheim gegen die Juden in Schutz nahm.
Der FAZ müssen die Beiträge nicht peinlich sein. Sie sind sehr nützlich, lassen sich doch Meinungen, die von der eigenen vielleicht nur graduell abweichen, aggregieren und als (noch) deviant, aber möglich verkaufen, was seinen Charme hat in Zeiten, wo die politische Redaktion, trotz Homophobie und Ablehnung des Verbotsstaats, noch keinen Grund hat, Trump und Orbán gut finden zu müssen; und um so besser fürs plurale Profil, wenn inmitten von Projektion, plemplem und Paranoia sich einzelne Stimmen finden, deren Besitzern das Pudern mit dem Klammerbeutel erspart geblieben ist: „[Tellkamps Ruhm verdankt sich] weniger der Meisterschaft seines preisgekrönten Romans ,Der Turm’ … als seinem dort ausgebreiteten Narrativ der Spät-DDR, das der gängigen Vorstellung im siegreichen Westen entsprach, also ein ideologisches Bedürfnis befriedigte. Hätte er es bereits damals beim ,reinen Literatentum’ ohne Rücksicht auf geistige Marktförmigkeit belassen, hätte wohl kein Feuilleton-Hahn nach ihm gekräht. In die ,traurige Gesellschaft’ musste sich Tellkamp nicht erst hineinbegeben: Das war schon immer sein Zuhause.“
Was zu beweisen war.
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