Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Supergefährlich
Was glaubt eigentlich Sigmar Gabriel so den lieben langen Tag? Im Zweiten Deutschen Fernsehen, von Adenauer ja einst als „Deutschlandsender“ projektiert, glaubte er laut Tagesschau.de dies: „Er glaube, ,daß wir eigentlich ein neues Solidaritätsprojekt für unsere eigene Bevölkerung brauchen’, sagte Gabriel in der ZDF-Sendung ,Maybrit Illner’. Die Menschen müßten merken, ,daß ihre Bedürfnisse nicht unter die Räder geraten’. Es müsse mehr Geld für sozialen Wohnungsbau und mehr Kita-Plätze ,für alle’ geben, sagte Gabriel. Außerdem müßten geringe Renten aufgestockt werden. ,Das ist konkrete Politik in Deutschland, die sich ändern muß.’“
Und was glaubt die politische Journalistin Constanze v. Bullion? In ihrer SZ, wo sie den Pfarrer Gauck für sein Eintreten wider die unselige Negerfeindschaft lobt und über die „dünne Kruste, die über das Nachwende-Deutschland gewachsen ist“, räsoniert, z.B. das: „Der Umgang mit Minderheiten sei im Kommunismus eben nicht geübt worden wie im Westen, sagt Gauck. Das stimmt, aber es reicht nicht. Es ist auch darüber zu reden“, ich muß das, Entschuldigung, hervorheben, „wie gründlich der Realsozialismus jeden Glauben ans Soziale zerstört hat, an die beglückende Kraft des Teilens, den Schutz Schwächerer durchs Kollektiv. Solche Werte, ausgerechnet, wurden vom SED-Staat verhöhnt“.
Denn die beglückende Kraft des Teilens, die ist allein im minderheitenerprobten Westen (vgl. Wikipedia, „Liste von Angriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland“) zuhaus, wo sie Sigmar Gabriel (Goslar) als das Glück ventiliert, Solidarität als völkische zu erleben. Seit 1977 ist Sigmar Gabriel in der SPD, seit 2009 Vorsitzender jener Partei, die mit den Hartz-Gesetzen dafür gesorgt hat, daß in Deutschland soziale Bedürfnisse planmäßig unter die Räder genommen werden, und diese planierten oder in Planierung befindlichen Sozialschutzgebiete werden jetzt gegen die Artfremden ausgespielt, die nämlich alles bekommen, während die anständigen Deutschen gar nichts kriegen.
„Ich möchte mit manchen Menschen nicht den Bürgersteig teilen, und Sigmar Gabriel gehört dazu.“ Max Uthoff, 2015
Und wer hat schuld? Die SPD, dem Standort Deutschland immer treu ergeben? I wo. Die Flüchtlinge und Asylanten, denen es hinten und vorne hineingestopft wird? Unbedingt: „Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts“, das hört Gabriel nach eigener Aussage überall, und dieser Satz sei „supergefährlich“. Ist er wirklich, denn Faschismus ist, wenn Kleinbürger ihr Zukurzkommen statt auf die Gesetze der Kapitalverwertung auf irgendwelche Minderheiten schieben. Supergefährlich ist es mithin, wenn eine Sozialdemokratische Partei Deutschlands, statt von früh bis spät und coûte que coûte für Rentner, Mütter, Arbeiter einzutreten, sich dieser längst in Vergessenheit geratenen Generalaufgabe zuverlässig und spätestens dann erinnert, wenn man vor Landtagswahlen Stimmen von Kleinbürgern abgreifen will, die ihr Zukurzkommen supergefährlicherweise Leuten in Rechnung stellen, die im Leben noch sehr viel kürzer gekommen sind.
Daß die Volksgenossen in dieser wunderbar nationalen Stimmung („Asylpaket II“) dann ganz konkret zur Supergefährlichkeit neigen, schiebt unsere linksliberale, dem Standort Deutschland ebenso treu ergebene Qualitätspresse dann vorsorglich auf einen Sozialismus, der, statt wie üblich die Menschen brutal dem gleichmacherischen Kollektiv zu unterwerfen, neuerdings den Glauben ans Teilen verhöhnt (!), und wieder stimmt das Wort des völkischen Antibolschewisten Goebbels: daß nämlich die unverschämtesten Flunkereien am ehesten geglaubt werden.
Und eben die sind die supergefährlichsten. Wer nicht gerade Sigmar Gabriel, Constanze v. Bullion oder sonst eine korrupte Figur ist, weiß das.
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