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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Stasi? Halb so schlimm

Es hat ein bißchen gedauert, bis die deutsche Berichterstattung über den US-amerikanischen Telekommunikationsgiganten NSA sich ihres allerliebsten Alarmworts „Stasi“ besann, als habe man geahnt, daß realsozialistische Aufklärungsoffiziere in schlechtsitzender Popelinemontur, die mit dem Dietrich Wohnungstüren öffnen, um Wanzen in Telefonhörer zu kleben, vor einem potentiell weltumspannenden Komplettabhörprogramm, das noch den Internetkauf eines Dampfkochtopfs zum Verdachtsmoment macht, geradezu rührend anmuten; und daß das Beharren auf der Unvergleichlichkeit des ostdeutschen Unrechtsapparates, zumal mit westlich-demokratischen Usancen: „Das sind zwei völlig verschiedene Dinge, und solche Vergleiche führen nur zu einer Verharmlosung dessen, was die Staatssicherheit mit Menschen in der DDR angerichtet hat“ (Merkel), auch nur halbwegs denkenden Menschen in der BRD als der propagandistische Schwachsinn erscheinen müßte, der es ist. 

Daß die Stasi nicht des Teufels letztes Wort war, ist als Zwischenergebnis allerdings nur solange nicht unbefriedigend, wie sich nicht wiederum nationales, nämlich antiamerikanisches Kapital draus schlagen läßt: „Als es die Stasi noch gab, haben ihre Agenten Geruchsproben von ihren Gegnern gesammelt. Das haben die Amerikaner nicht nötig. Sie müssen nicht unter unseren Achseln schnüffeln. Ihre Algorithmen erlauben es ihnen, in unseren Kopf zu kriechen. Sie kennen unsere Vergangenheit, und sie wollen unsere Zukunft ausrechnen. Sie streben die totale Kontrolle an – über jeden einzelnen von uns“ (Augstein). Als ähnlich guter Deutscher verkaufte sich der exilzonale Buchpreisträger E. Ruge, indem er in der nur allzu geneigten FAZ einen „Wutausbruch“ bekam: „Sehr geehrte Frau Merkel! Wie oft und mit welchem Eifer haben Sie die Machenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR verurteilt! Zu Recht, denn die Stasi war eine ekelhafte Institution, das müssen Sie mir, einem Republikflüchtigen, nicht erklären. Dennoch hat die Stasi über mich persönlich vermutlich nicht den hundertsten, vielleicht nicht den tausendsten Teil der Informationen besessen, die irgendwo bei der NSA auf Festplatten herumliegen“, was dem Ruge, der den Bücherpreis ja lesbar nicht fürs Schriftstellern, sondern fürs Verfolgt- und Beleidigtsein („DDR“) bekommen hat, nun wieder zupaß kommt, denn je schwächer einem sein Deutsch, um so wichtiger einem sein Deutschtum: „Wenn nicht [Obama] selbst, müßten seine Diplomaten herumfahren und versuchen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Was passiert jedoch? Ein Minister aus dem Kabinett Merkel darf in die Vereinigten Staaten fliegen, um dort mit der Bitte um Aufklärung vorstellig zu werden. Mit anderen Worten: Der Unverschämtheit folgt die Demütigung.“

„... wie jeder sich frei fühlt in jeder Gesellschaft, die seinen Vorteil schützt, so daß er mit ihr einverstanden ist. Vielleicht ist das meiste, was uns als Lüge empört, in diesem Sinne durchaus keine Lüge, sondern redlicher Ausdruck einer Meinung, die sich ihrer Bedingtheit nicht bewußt ist.“ Frisch, 1947

Für deren nationale Form der Deutsche ja bekanntlich so anfällig ist wie für die unbeirrbare Selbstgerechtigkeit, mit welcher der Besen der Fundamentalkritik grundsätzlich nur vor den Haustüren des Auslands geschwungen wird: „Sehr geehrter Herr Präsident! Ich verurteile Terrorismus absolut und in jeder Form“ (warum schreibt der Ruge dann aber sturheil weiter?). „Aber anstatt die Bürger der Welt mit Aushorchprogrammen zu überziehen, anstatt Drohneneinsätze zu genehmigen oder Gefangene ohne Anklage festzuhalten, sollten Sie vielleicht auch einmal darüber nachdenken, woher der Haß kommt, der Menschen soweit bringt, ihr Leben wegzuwerfen, um Ihren Bürgern, Ihren Einrichtungen Schaden zuzufügen – und ob das mit dieser Art von Verhalten zu tun haben könnte“, einer Art von Verhalten, von der deutsche Stellen, wie selbst der Spiegel nicht verschwieg, durchaus gern profitieren. Aber um derlei mitzuteilen, wird der Ruge, für den, wie für seine Landsleute und Leserinnen, Imperialismus nicht die höchste Stufe des Kapitalismus, sondern halt irgendwas Amerikanisches ist, vom Establishment nicht durch- und dickgefüttert.

Dabei soll man doch mit vollem Mund nicht sprechen.




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Briefe an die Leser

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt