Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Nostalgie schadet nie

Im Frankfurter Zoo, lese ich in einer Frankfurter allgemeinen Zeitung, wird z.Z. das Leben Bernard Grzimeks als „Familiendrama“ verfilmt, „für das die Kostümbildner und Ausstatter so akribisch vorgehen mußten wie für eine historische Dokumentation. Vier Jahrzehnte umspannt die Handlung, die zu Kriegsende einsetzt und mit dem Tod Grzimeks im Jahr 1987 endet. Die Kostümbildner müssen dabei die Mode mehrerer Jahrzehnte berücksichtigen. In einer Szene aus dem Jahr 1973, als der alternde Grzimek nachdenklich durch den Zoo spaziert, tragen beispielsweise die Komparsen, die für den Film ausgewählt wurden, typische Siebziger-Jahre-Mode. Ein junger Mann in knapper Kunstlederjacke und rosafarbenen Schlaghosen macht mit einer altmodischen Spiegelreflexkamera ein Foto von einem Kamel, das Mädchen neben ihm trägt einen akkurat gebundenen Pferdeschwanz und einen schwingenden Rock.“ In der Hauptrolle der unvermeidliche Ulrich Tukur, der nur deshalb in der ebenfalls vom Regisseur Roland Suso Richter in Szene gesetzten, mit vergleichbarem Aufwand hergestellten „Spiegel-Affäre“ (ARD, 7.5.) aussetzen mußte, weil er weder Augstein noch Ahlers noch sonst einem der „Rock'n'Roller des Rudolf Augstein“ (Meedia) ähnelt; und dem Bundesanwalt Buback halt leider auch nicht.

„Alles liegt so weit, so weit. / So schön, schön war die Zeit.“ Freddy Quinn, 1956

Es ging auch so, denn die Übung, einem Massenpublikum (Zeit-)Geschichte als sentimentales Heimatkino anzudienen, gelingt ja längst auch ohne ihn, und im Fall der Spiegel-Affäre nicht einmal schlecht, wenn man die Maßstäbe des Unterhaltungsfernsehens zugrunde legt: die Männer schneidig und lässig rauchend, die Damen im Rock, frisiert und adrett, und die BRD zeigt, unter Augsteins Führung, zum erstenmal die Zähne der Zivilgesellschaft, als die sie sich bis heute feiert. Nichts weiter als selbstverständlich dabei, daß Augstein ein cooler Frauenheld mit Hornbrille ist und nicht ein Deutschnationaler mit Stilschwächen, der in seinem Blatt alte SS-Männer beschäftigt, und daß der Verlagsleiter Becker evtl. bessere Kontakte zum Bundesnachrichtendienst hatte und haben wird, als unabhängigem Journalismus guttut, muß, wer mag, bei Gremliza nachlesen. Daß die Deutschlandkarten, auf denen der topliberale Spiegel 1962 das Kräfteverhältnis zwischen dem aggressiven Osten und dem bedingt abwehrbereiten Westen ausmalt, in den Grenzen von 1937 gehalten sind (DDR = „Sowjetzone“), wird da zur putzigen Reminiszenz an die gute alte Zeit, als die Eltern ihren ersten Käfer fuhren und es mit der Demokratie, wider Halbfaschisten wie Strauß, erst so richtig losging, auch wenn sechs Jahre später noch mal ein alter Nazi Bundeskanzler wurde und, einen Radikalenerlaß und einen deutschen Herbst der inneren Sicherheit später, nicht viel gefehlt hätte, daß der neue Nazi Strauß 1980 Bundeskanzler geworden wäre, angetreten gegen einen Mann, der mit der Erfindung einer „Rüstungslücke“ und als Vater des Nato-Doppelbeschlusses das Reich des bolschewistischen Bösen so totrüsten half, wie es seinem alten Oberbefehlshaber 1941ff nicht gelungen war.

Und während der prototypisch gute Deutsche Tukur-Grzimek familiendramatisch und in akkurater Zeitgarderobe durch das bundesdeutsche Beste aus den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren wandelt, ist ein Gesetz auf dem Weg, das bundesdeutsche Behörden der zehner Jahre ermächtigt, Asylbewerber in Schutzhaft zu nehmen, und werden Maschinengewehre und andere Kleinwaffen im dreistelligen Millionenwert hauptsächlich „in arabische Diktaturen“ (Spiegel online) exportiert. Denn die sind kulturindustriell noch nicht soweit, daß sie die gute alte Zeit auch ohne Waffengewalt als ganz und gar vorbildlich konservieren könnten. 




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt