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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ich, Ronaldo

Plan für irgendwann einmal: Mit der Stoppuhr in der Hand ab- und ausmessen, wie viele Minuten lang ein fußballreportierender Sabbelkopf wie Tom Bartels (ARD) pro Spiel nicht schwätzt und uns mit bspw. der ad infinitum et nauseam variierten Information versorgt, daß „Cristiano Ronaldo“ (Bartels) kein Teamspieler sei. Weil Cristiano Ronaldo nämlich „keine Laufwege nach hinten“ absolviere, die „Kollegen“ dafür über deren Laufwege in Kenntnis setze, „als wüßten die das nicht“, außerdem und sowieso auf dem „Egotrip“ sei und auch niemals den Ball abgebe, sondern immer nur fordere. Usw.

Ronaldo hassen eigentlich alle, und als das kleine Island das immerhin mittelgroße Portugal zu einem Unentschieden gezwungen hatte, freute ich mich deshalb darüber, weil der Gockel R. so dumm aus der Wäsche guckte; der Gockel, den der Moderationsblödian und Volksstimmenimitator „Opdi“ Opdenhövel dann aber für eine Henne hielt, weil er, Ronaldo, laut Opdi „seine Pumps vergessen“ hatte. Und als, wie das heute üblich ist, auch noch „das Netz“ sich füllte mit der ortsüblichen „Häme“, begriff ich was. Spät, aber doch.

Denn während die (zumindest optische) Verkerlung des Fußballs immer weitergeht und seine Darsteller, zwischen Halbkörpertattoo und Irokesenschnitt, mehrheitlich so aussehen, als seien sie zwischen Hafenkneipe und Kriegspfad zuhause, gibt Ronaldo, dessen Paradekörper kein idiotisches Hautgemälde verunziert, das Starlet, die Diva samt eigener Mode- und Parfumlinie, eine Schwuchtel also, wie sie im Männerzirkus Fußball nach wie vor nichts verloren hat; und wo sie alle heutzutage „ein Team“ sind und gemeinsam stark, führt Ronaldo sich auf wie der Star der C-Jugend, der jeden Ball haben will und jedes Tor schießen. Das muß unseren nationalen Berichterstattern freilich so aufstoßen wie dem Volksempfinden, das Divengehabe auf dem Platz nur als das des maskulinen Anführers akzeptiert (Ibrahimović) und Egozentrik nur bei den Hirntoten, die im Fernsehen als „Promis“ herumzappeln. Und während der englische Spieler Kane sich, zum Brexit befragt, laut Süddeutscher Zeitung wand: „Eine Meinung habe er nicht, auch die Mitspieler müsse man nicht fragen: ,Wir wissen alle viel zu wenig darüber’“, sich also samt Mannschaft zu jenen Menschen rechnen lassen muß, die, mit Jürgen Roth zu klagen, „aufgrund des eklatanten Mangels an Erfahrungen außerhalb des Drill- und Züchtungsapparates“ namens Fußball schlicht nicht wissen, in was für einer Welt sie leben, weiß Ronaldo es immerhin ein bißchen: „Kaum ein Sportler der Welt gibt mehr für wohltätige Zwecke aus als Ronaldo, der schwer kranken Kindern Operationen finanziert und Millionen für Schulen im Gazastreifen spendet. Das kann man auch würdigen, wenn man es nicht mit den Millionen Euro vergleicht, die Messi und sein Vater an Steuern hinterzogen haben sollen“ (Spon).

„Und ick geh raus und kieke. / Und wer steht draußen? / Icke." Berliner Volksweise o.J.

Trotzdem die Häme, und das eben nicht allein aus dem „Grundbedürfnis, sich über erfolgreiche, attraktive Menschen lustig zu machen und sich zu freuen, wenn ihnen etwas mißlingt“, wie der Spon-Autor Raecke die Causa Ronaldo zu einer neidgesellschaftlichen umbiegt, denn wie jeder solide Haß hat auch dieser seinen Anteil Projektion: Hier möchte (muß) einer der Mittelpunkt der Welt sein und kriegt’s sowenig hin wie der letzte Internet-Troll; hier ist der Narziß, der seine Kränkungen ausstellt und dessen Beschwerden freilich ins Leere laufen; der Selbstdarsteller und Egoshooter, der sich bei jedem in John-Wayne-Pose inszenierten (und dann auch noch in die Mauer gehenden) Freistoß so lächerlich macht wie alle, deren Ich komplett aus dem Fernseher kommt. Den harten Kerl, der wir nicht sind, lieben wir; den kindisch-narzißtischen Selbstvermarkter, der uns ähnelt, müssen wir verachten.

Grad wenn er noch Ferrari fährt.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt