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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Eine deutsche Debatte

Man kann ja nun nicht jede Woche eine Corona-Kolumne schreiben, drum freue ich mich, einmal über was anderes zu sprechen. Vielleicht über, hm, Israel? Etwa darüber, dass die Besetzung Palästinas der größte moralische Skandal unserer Zeit ist? Eine der entmenschlichendsten Torturen des Jahrhunderts, in das wir gerade eingetreten sind, und der größte Akt der Feigheit des letzten halben? Israel, das ist meine feste Überzeugung, ist bereit, mit Gemetzel, Zerstörung und schrittweiser Ausrottung der Palästinenser den ganzen Weg zu gehen, und deshalb ist es allerhöchste Zeit für die globale Isolation Israels, dessen Apartheidpolitik schlimmer ist als die einstige Südafrikas, ja ein Labor künftiger Verhältnisse. Wenn Sie mich fragen: Boykott!

Nun bin ich bloß ein mittlerer Blödmann und kein international renommierter Denker; deshalb wird es nach meinem Einsatz für die Rechte des palästinensischen Volkes auch keine Debatte geben, allenfalls ein paar verwunderte E-Mails. Ich muss auch nicht in eine große deutsche Wochenzeitung hineinversprechen, nicht gegen Israel, sondern bloß für globale Gerechtigkeit zu sein, und stehe auch nicht im Zentrum eines „deutschen Diskurses über die Beziehung zu Israel oder dem BDS“ (SZ), und die Deutsche Welle wird nicht schreiben müssen: „Im Kern geht es längst um Fragen, die in Deutschland seit Jahren immer wieder Thema sind: Darum, wie weitgehend Deutsche den Staat Israel kritisieren dürfen, ohne sich moralisch schuldig zu machen, wo Meinungsfreiheit endet und Antisemitismus beginnt – und natürlich, besonders im BDS-Zusammenhang, um oft unvereinbare politische Positionen zum Konflikt zwischen Israel und Palästina.“ Nein, wenn ich schreibe, dass Israels Apartheid- und Metzelpolitik das Schlimmste ist, was Menschen Menschen antun, trotz Jemen und Moria und Trump und den zehntausend Kindern, die Tag für Tag weltweit verhungern, dann springt mir kein deutscher Journalismus bei, der das alles, mehr oder minder direkt, für eine dieser typisch deutschen, nämlich „aufgeheizten“ (DW) Debatten hält, Debatten mithin, die’s doch gar nicht geben müsste, kämen wir nur mal von unserem Schuldkomplex herunter, der uns nämlich blind macht dafür, dass einer was sagen, aber das komplette Gegenteil meinen kann.

„Dreihundert von der südafrikanischen Polizei in Soweto erschossene Schüler kümmern niemand. Drei erschossene Schüler in Hebron machen die westdeutsche Linke vor Empörung fassungslos. Die Unterdrückung und Verfolgung der Palästinenser durch Israel wird so genau beobachtet und so leidenschaftlich angeprangert, weil sie beweisen soll: es gibt keinen Unterschied.“ Pohrt, 1982

Ich bin nicht Achille Mbembe, und wenn ich sage, ich hätte, aus Zeitmangel, nicht Ablehnung, noch keine Zeile von ihm gelesen, gilt das mit Ausnahme der inkriminierten. Ironischerweise ist der zuerst in die Kritik geratene Satz vorderhand in Ordnung: „Das Apartheidregime in Südafrika und – in einer ganz anderen Größenordnung und in einem anderen Kontext – die Vernichtung der europäischen Juden sind zwei emblematische Manifestation einer Trennungsfantasie“, denn Größenordnung und Kontext werden ja nun gerade nicht unterschlagen. Die Rede von „Gemetzel“ und „Ausrottung“, die im Zuge der eher grundlosen Empörung ans Licht geriet, ist allerdings unmissverständlich, wie die Trennungsfantasie, geht es um Israel/Palästina als „Labor“, zur jüdischen wird und das tiefe deutsche Bedürfnis bedient, in den Opfern von gestern die Täter von heute zu erkennen; und also wird jeder, der die neuen Täter anzeigt, vorsorglich und stellvertretend und auch semantisch triftig zum „Opfer“ einer „Katastrophe“: „Sollte diesem deutschen Diskurs über die Beziehung zu Israel oder dem BDS dieser afrikanische Denker der Versöhnung zum Opfer fallen, wäre das eine Katastrophe“ (SZ, natürlich).

Derweil kommt das benachbarte, etwas weniger opferselige Ausland auf die Idee, mal einen zu fragen, der Israel schon deshalb verteidigt, weil er weiß, dass er allein dort vorm Pogrom sicher wäre; und auch wenn es die „Neue Zürcher Zeitung“ natürlich allzu gern hört, dass „Israelkritik“ eine zumal linke Angewohnheit sei, ist der Skandal, dass jene das überhaupt ist. Ein Skandal, den Wolfgang Pohrt, dieser große linke Denker der Versöhnungsverweigerung, nicht müde wurde zu benennen, weil er wusste, dass deutsche Meinungsfreiheit und Antisemitismus gern mal aufs selbe hinauslaufen.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Genau so war es, lieber »Tagesspiegel«!

»Die Trauer um die Mauertoten erinnert uns daran, was es bedeutet, Hoffnung, Mut und letztlich das eigene Leben für ein Leben in Freiheit zu opfern«, mahnst Du am Jahrestag des Mauerbaus. Ja, wer kennt sie nicht, die ganzen Menschen, die die Hoffnung auf ein besseres Leben und den Mut, ihr Leben zu riskieren, längst aufgegeben haben, um dann an der Mauer zu sterben, wiederaufzuerstehen und ein gutes Leben im freien Westen zu führen? Mögen sie und Deine Formulierungsgabe in Frieden ruhen, Tagesspiegel!

Herzliches Beileid schickt Titanic

 Rechtzeitig zur Urlaubsartikelsaison, »Spiegel«,

lesen wir in Deinem Urlaubsartikel »Entzauberte Idylle« die Behauptung: »In den Ferien wollen wir doch alle nur eins: Aperol Spritz und endlich mal in Ruhe lesen.«

Das können wir natürlich sehr gut verstehen. Wir wollen in den Ferien auch nur eins: 1. eine eigene Softeismaschine auf dem Balkon, 2. einen Jacuzzi im Wohnzimmer, 3. eine Strandbar auf dem Balkon, 4. einen Balkon.

Deine Urlaubsmathematiker/innen von Titanic

 Huhu, »Tagespost«, Würzburg!

Du bist die einzige überregionale katholische Wochenzeitung in Deutschland und freust Dich in einem Kommentar, dass die Deutsche Bischofskonferenz die spektakuläre Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris verurteilt, weil auch sie in dem dort veranstalteten Bacchanal eine Abendmahlparodie gesehen haben will. Du hältst es jedoch für überflüssig, dass die Bischöfe dabei meinen, »zur Rechtfertigung ihrer Kritik auf die religiösen Gefühle anderer Religionen Bezug nehmen zu müssen. Warum nicht einfach die blasphemische Verhöhnung Christi und jenes Abends, in der das Sakrament der Eucharistie eingesetzt wurde, in aller Deutlichkeit und Direktheit verurteilen?« Exakt!

In welcher Form soll dies geschehen, was schlägst Du vor? »Gefragt wäre freilich keine künstliche Empörung, kein moralisches Aufplustern, sondern der authentische Ausdruck der Überzeugung, dass Gott seiner nicht spotten lässt, und die wohl schlimmste Sünde, die ein Mensch begehen kann, die Gotteslästerung ist.«

Waaas, Tagespost? Gotteslästerung schlimmer als Hostiendiebstahl, Kreditkartenbetrug und Völkermord? Und sogar schlimmer als Unzucht, Abtreibung und Selbstbefleckung?

Wenn Du das so siehst, dann kündigt wutschnaubend das Abo: Titanic

 Pfui, Manuel Neuer!

Was lesen wir da auf der Titelseite der Bunten? »Manuel Neuer: Liebes-Urlaub mit Baby auf Mallorca« … Wollen Sie jetzt beziehungstechnisch Lothar Matthäus übertrumpfen?

Anzeige ist raus. Titanic

 Dumm gelaufen, Kylian Mbappé!

Ihnen wurde ein BMW i7 M70 xDrive »überlassen« (Spiegel), jedoch haben Sie gar keinen Führerschein, haha! Wer soll den geschenkten Gaul nun lenken, rätselte daraufhin die Presse: »Mbappé von Real Madrid: Darum bleibt sein Luxus-Auto in der Garage« (msn.com).

Tja, da kann man nur hoffen, dass von Ihren 72 Millionen Euro Jahresgehalt ein paar Cents übrig bleiben, um einen Chauffeur einzustellen.

Aber bitte vorher alles genau durchrechnen!

Mahnt Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Abwesenheit

Vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich bin vom 02.–05.09. abweisend. Ab 06.09. bin ich dann wieder freundlich.

Norbert Behr

 Hybris 101

Facebook und Instagram, die bekanntesten Ausgeburten des Konzerns Meta, speisen seit kurzem auch private Daten ihrer Nutzer in die Meta-eigene KI ein. Erst wollte ich in den Einstellungen widersprechen, aber dann dachte ich: Ein bisschen Ich täte der KI schon ganz gut.

Karl Franz

 Zero Punkte für den Underdog

Nach meinem Urlaub in Holstein möchte ich an dieser Stelle eine Lanze für die oft zu Unrecht belächelte Ostsee brechen. Jene, so heißt es, sei eigentlich gar kein richtiges Meer und habe ihre unwürdige Existenz bloß einer brackigen XXL-Schmelzwasserpfütze zu verdanken. Wellen und Brandung seien lächerlich, die Strände mickrig und das Leben unter Wasser mit der Artenvielfalt in einem Löschtümpel vergleichbar. Außerdem habe ein Gewässer, in das man vierhundert Meter hineinschwimmen und danach selbst als Siebenjähriger noch bequem stehen könne, das Prädikat »maritim« schlicht nicht verdient. Vorurteile, die ich nur zu gerne mit fantastischen Bildern und spektakulären Videos widerlegen würde. Doch daraus wird dieses Mal nichts. Leider habe ich meine kompletten Küsten-Campingferien aus Versehen im »Freibad am Kleinen Dieksee« verbracht und den Unterschied erst zu spät bemerkt!

Patric Hemgesberg

 Abschied

Juckeljuckeljuckel,
Das Meer liegt hinterm Buckel,
Dort vorne, da ist Dover,
Da ist die Reise over.

Gunnar Homann

 Unwirtliche Orte …

… sind die ohne Kneipe.

Günter Flott

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
Titanic unterwegs
18.09.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
18.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.09.2024 Berlin, Kulturstall auf dem Gutshof Britz Katharina Greve
19.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Hauck & Bauer