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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ein Hobby

Früher hießen Hobbys „Liebhabereien“, und beides ist Eselei. Ohne Liebhaberei hat man ein Spotify-Abo oder einen CD-Spieler und hört Musik, mit Hobby hat man Probleme bei der Tonabnehmerverkabelung und möchte die ganzen Scheißkabel samt Plattenspieler wegwerfen. (Früher hatte ich mal ein altes Auto, das immer kaputt war, und wenn man sich in fünfzig Jahren fragt, warum ich diese Scheißkolumne immer noch schreibe, dann lautet die Antwort: um dieses längst verkaufte Auto zu bezahlen.) Ohne den scheiß Plattenspieler hätte ich aber gestern nicht Prefab Sprouts „Protest Songs“ (1985/89) in der Hand gehabt, und mir würde heute die Zeile: „Darling, it’s a world of surprises“ fehlen, die gut zu einem ganz anderen Hörerlebnis von vorgestern passt: als sich nämlich die Kleinfamilie, die uns an der Ampel überholte, darauf verständigte, noch auf den „Spieli“ zu gehen. Gemeint: Spielplatz.

Man bekommt, wusste Pippi Langstrumpf, ja viel zu hören, ehe einem die Ohren abfallen, und meine sind noch dran, denn das war mir neu: Spieli, und sofort die Frage, warum Spieli und Kiga (für Kindergarten) Infamien sind, Kita aber in Ordnung geht. Ist nicht schwer: „Kita“ macht die Kindertagesstätte noch einmal freundlicher, Spieli und Kiga machen aus den bereits semantisch wunderschönen, darin unverbesserlichen Angelegenheiten Spielplatz und Kindergarten etwas für Kaputniks, deren Ich-Ideal ca. der ARD-Grinser Matthias Opdenhövel ist, dessen unbedingte Zeitgenossenschaft als Mitverantwortung für die „Allgegenwart“ des „nervtötenden ,flotten’ Spruchs“ Kollege David Schuh in der April-TITANIC 2015 angezeigt hat. Die pausenlose, gezwungen zwanglose Flottformulierungsbereitschaft korrespondiert dabei der formatierten Krachsprache auch der Qualitätsmedien, von wo sie stracks in den Sprachschatz der Gebildeten marschiert, denn natürlich wollen sie reden, wie der Apparat redet (oder auch nur die „Süddeutsche Zeitung“, deren „massiv“-Manie ins regelrecht Psychotische reicht), das hindert ein Medizin- sowenig wie ein Journalistikstudium; und also sollen, fordert ein Papier, das u.a. der Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte unterzeichnet hat, dass Kitas und Grundschulen nicht nur „zeitnah“ wieder öffnen, sondern auch „ohne massive Einschränkungen“, und wenn jetzt alle quengeln, den Kindern gehe ihr Recht auf Bildung verloren, dann ist es doch genau hier mit der Bildung schon vorbei, die nämlich eine ästhetische oder gar keine ist. (Bitte ausprobieren: „Die Vögelein schweigen massiv. / Warte nur, zeitnah / Ruhest du auch.“)

„ihr nutzt die Sprache so ab.“ Tucholsky, o.J.

„Bettelarm“, schrieb Klemperer, sei die Sprache des Dritten Reiches, aber auch im demokratisch totalen Heute ist alles eins: Nachm Kiga aufn Spieli, um dann zeitnah nach Hause zu gehen, andernfalls es massiven Ärger gibt, und sage keiner, das sei nun einmal Sprache in Bewegung. Sicher, sie bewegt sich, aber wohin? Auch schon wieder bemerkenswert, dass, wann immer jemand „Orwell!“ schreit, niemals dessen Neusprech gemeint ist, eine Kurzsprache, ausdrücklich zu dem Zweck geschaffen, das Denken mit der Wurzel auszureißen. Ob der Umstand, dass das heute keiner diktatorischen Verfügung bedarf, sondern, qua Presse, Glotze, Werbung, wie von selbst geht; ob der blindwütige Wille der Sprachgemeinschaft, sich dieser ganzen störenden Nuancen und Valeurs und Möglichkeiten, ja: sich dieser Schönheit als Freiheit zu entledigen, nun für die freieste Gesellschaft aller Zeiten spricht oder eher dagegen, ist eine Frage, die nicht mehr stellen zu können heißt, sie beantwortet zu haben.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg