Ein Bericht aus der australischen Feuerhölle
Megahitze, gigantische Waldbrände, hitzefrei wegen abgebrannter Schulen. Australien befindet sich im Ausnahmezustand. Doch nicht alle glauben, dass der Klimawandel dahintersteckt.
Bei den Bränden in Australien handele es sich nur um eine regelmäßig wiederkehrende Schönwetterperiode ("nice-weather-period"), die alle 10 bis 15 Jahre auftrete und "somehow" mit diesen Sonnenflecken zusammenhänge, erklärt ein Farmer im Outback, der nicht verbrannt/genannt werden möchte, im Brustton der Überzeugung, während er sich ein paar dunkle Stellen von seiner Sonnenbrille wischt und dabei den Koala wendet, der gerade vom Eukalyptusbaum gefallen ist. "Eigentlich mag ich es eher englisch, aber das Outback ist schon zu lange vorgeheizt", lacht er. Der Farmer grillt trotz verheerender Waldbrände ringsum und Außentemperaturen von bis zu 50 Grad im abgebrannten Schatten. Doch der kohlschwarze, knochentrockene australische Humor schimmert immer wieder durch wie ein arglos weggeworfenes Streichholz im Busch. Er sei stolz auf seine kriminellen englischen Vorfahren, "allesamt Brandstifter aus London".
Die heiße Luft steigt nach oben, erzeugt einen Sog und pflückt die süßen Teddybärvorlagen regelrecht aus den Bäumen. Die dabei auftretenden Blitze entfachen die Brände immer wieder von neuem. Leider wurde auch das Ozonloch über dem Land inzwischen mit Steuermitteln und unverkäuflicher Schafswolle – minderer Qualität – geschlossen, so dass nun ein Pendant in die Haushaltskasse gerissen wurde und der Rauch nicht mehr in die oberen Schichten der Atmosphäre abziehen kann. Die inzwischen geretteten Touristen vom Strand in Mallacoota sind dank reichlich gesalzenem und gekochtem Fisch und einer morgendlichen Dusche (durch ein verirrtes Löschflugzeug) noch einmal glimmlich davon gekommen, nur die Häuser der Einheimischen sind leider dahin, aber immerhin gut versichert. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt dennoch: Die Versicherungen ziehen einen Restwert, den der zurück gebliebenen Holzkohle, ab. Australien ist großes Kohleexportland. Und dass mit ca. 500 Millionen Tieren auch viele eingeschleppte Arten verkokelt sind, wird auch positiv gewertet. Einzig die bei den Farmern verhassten Kängurus konnten sich durch im Beutel mitgeführtes Löschwasser einigermaßen absichern.
Der Farmer bleibt jedoch optimistisch, während viele seiner Kollegen schon wegen Burnout aufgegeben haben. "Alles halb so wild", meint er, während sein Hirn langsam in der flirrenden Hitze verdampft.
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