Buch des Jahres: Harry Potter und das verwunschene Kind
Der neue, achte Harry-Potter-Band ist nicht gerade der Stein der Weisen. 19 Jahre nach dem letzten Abenteuer zieht Harry als wenig erfolgreicher Pantomime und Illusionist mit einem Zirkus umher und versucht immer wieder, seine Söhne zu verkaufen. Eigentlich megaspannend, warum verzaubert es uns trotzdem so wenig? Warum schreiben so viele Rezensenten wortgleich: Nicht nur für Leseratten und Potter-Fans interessant, sondern auch uninteressant?
Erstens: Anders als sonst sind die Zaubersprüche schlapp, wirken großteils gar nicht. Zweitens: Dementoren haben weite Strecken der Handlung aufgefressen. Drittens: Über viele Kapitel hinweg wird einfach nur Quidditch gespielt, aber auf unterstem Kreisklasseniveau. Joanne K. Rowling hat, wie man hört, schon nach dem ersten Kapitel keine Lust mehr gehabt und das Buch von selbstausgedachten Hausgeistern zu Ende schreiben lassen. Dabei ging wohl einiges durcheinander, teils stimmen nicht mal die Seitenzahlen.
Was aber total geil ist: In einem Nebenstrang der Handlung sitzt Rowling bei einer Tasse Tee und erzählt uns, wie es ist, so unfaßbar reich zu sein und trotzdem seine künstlerische Integrität zu bewahren. Sie spricht ganz offen über ihre Träume, Wünsche und sexuellen Obsessionen, am Ende führt sie uns in ihr Tonstudio und spielt uns ihre neuesten Lieder vor. Allein dafür fünf Sterne – lesenswert!
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