Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Heimweg bei Regen
(Durchgesehene, bearbeitete, gekürzte, gestärkte und überhaupt in jeder Hinsicht verbesserte neue Version)
Ich war auf dem Heimweg nach der Arbeit. Es regnete, und Wasser lief die abschüssige Straße hinunter. Wie es seine Art war, strebte das Wasser eine exakt waagerechte Oberfläche an, dazu benötigte es aber eine natürliche oder künstliche Einfassung. Weil es eine solche nicht in ausreichendem Maße gab, war das Wasser ganz der Wirkung der sogenannten Schwerkraft unterworfen und floß von oben nach unten (s.o.). Dank des dichten Schuhwerks, das ich trug, blieben meine Füße trocken. Das war ein relativer Triumph des Menschen über die Naturgewalten, doch schon um Feuer abzuhalten, wären dieselben Schuhe nicht von Nutzen gewesen. Gegen das von oben herabfallende Wasser hielt ich einen aufgespannten Schirm über mich, zweifellos eine der sinnreichsten Errungenschaften der menschlichen Zivilisation.
Ich ging, hatte Sinneseindrücke und dachte auch etwas zur selben Zeit. Was ich dachte, habe ich inzwischen vergessen. Was ich hingegen noch weiß, ist, daß mir ein lächerliches Hundegespann begegnete. Sehr kleine, albern zurechtgemachte Hunde zogen ohne jede Mühe ein großes, dem Anschein nach schweres Gefährt. Sie taten es mit einem Ernst, den ich ihnen wegen ihres die Würdelosigkeit streifenden Aufzugs kaum zugetraut hätte. Wenn ich jetzt daran denke, bemerke ich, daß ich nicht imstande bin zu definieren, wie die kleinen Hunde exakt aussahen und worin die Lächerlichkeit ihres Anblicks bestand. Ich wurde abgelenkt, weil eine Person, die vermutlich zu den Hunden gehörte, mit einem gläsernen Gegenstand, vielleicht einer optischen Linse, den Gesetzen der Physik zuwiderlaufende Bewegungen in der Luft ausführte. Manche wirkten wie in Zeitlupe abgespielte Filmaufnahmen. Wäre es möglich gewesen, hätte man bestimmt sehen können, wie der Person das Blut rückwärts durch die Adern strömte. Zu meiner Überraschung überreichte sie mir sodann eine Kugel von der Größe eines Golfballs und erklärte mir, dieselbe solle „meine Welt verbessern“. Ich bedankte mich, steckte die Kugel in meine Jackentasche und setzte meinen Heimweg durch das herunterfallende und sich unten sammelnde Wasser fort. Die Strecke zwischen mir und meinem Ziel wurde von jedem meiner Schritte aufgesaugt, bis sie komplett hinter mir lag.
Dann hörte der Regen mit großer Gründlichkeit auf, sogar mein Schirm war fort. Und damit nicht genug: Auch die Geschichte war zuende. Sie ist es noch heute.
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