Die Brücke
Ein Auszug aus dem neuen Roman "Der Sand in den Brückenturmuhren" von Uwe Tellkamp
Um 2024 n. Chr. in der barocken mitteldeutschen Großstadt Drosden: Der weltbekannte Damendom ragte wie ein riesiger, pilzförmiger Phallus in den blauen Himmel. Blau wählten hier, gottlob, viele. Die Kathedrale galt seit Adams Zeiten als Bollwerk wider den Radikalfeminismus Westberliner Prägung. Derweil in einem bürgerlicheren Stadtteil: Ein Mann Mitte 50 in der Buchhandlung Laschwitt. Er war stattlich, massiv durchaus und reinen Blutes. Von bärenhafter, teutonengleicher Statur. Er ragte nachgerade phallisch in das obere Drittel des Raumes. Pechschwarz und voll sein Haar, leuchtend seine Aura. Ein intellektueller Bär, aber vor allem: ein Bär! Widerborstig stand er da im Sturm, den Rücken durchgedrückt, erigiert ...