Humorkritik | Oktober 2024
Oktober 2024
»Well, just being stupid and politically incorrect doesn’t work. You can be politically incorrect if you’re smart.«
Mel Brooks
Elche im Regen
Eine Leserin von welt.de beteiligt sich an einer Umfrage zum schlimmsten Urlaubserlebnis: »Wir waren zwei Wochen im ›Sommerurlaub‹. Erst regnete es zehn Tage lang durch, dann bekam unsere kleine Tochter eine Magen-Darm-Infektion. Einen Tag vor der Abreise steckte sie uns an. Also fuhren wir in einer Nacht-und-Nebelaktion stundenlang im Auto zurück. Mein Mann musste sich während der Fahrt zweimal übergeben, ich hatte auf der Rückbank einen Kreislaufkollaps, und unsere Tochter schrie die ganze Zeit nur. Wir waren selten so froh, wieder zu Hause zu sein.«
Es tut mir leid, ich habe gelacht. Warum? Ganz klassisch wegen des völligen Auseinanderfallens von Ideal und Realität als frenetischer Katastrophik? Weil die graue Wirklichkeit sich hier gewissermaßen selbst parodiert und ich also allen Widerstand gegen die Rede von der »Realsatire« endlich aufgeben muss? Oder wegen der zornigen, leicht falschen Anführungszeichen, die dann doch wieder den satirisch kommentierenden Eingriff markieren und, weil ja selbst längst Gegenstand von Parodie, als Metaspaß den Spaß erst machen?
Jedenfalls weiß ich jetzt endlich, was an diesem Feuilletonbericht vom April nicht stimmte: »Auf RTL+ läuft ›Die Große Elchwanderung‹ zwei Wochen lang live aus Schweden. Und was soll man sagen? Da ist von Reality TV bis Comedy alles drin.« War es, liebe SZ, nicht: weil Elche, auch wenn man sie vielleicht schon hat kotzen sehen, nichts von Anführungszeichen wissen.