Humorkritik | Oktober 2021
Oktober 2021
»Es herrscht, wer heiter ist, denn um traurig zu sein, muss man fühlen.«
Fernando Pessoa
The Beckett-King of Comedy
Gerade einmal 188 000 Abonnentinnen und Abonnenten hat Alasdair Beckett-King auf Youtube. Für einen englischsprachigen Account, so sagt man mir, ist das nicht besonders viel – und vor allem der Qualität, die Beckett-King bietet, unangemessen. Der Engländer mit den wunderschönen Haaren postet für gewöhnlich sehr kurze Videos, häufig dauern sie weniger als eine Minute. In ihnen parodiert er sonst selten nachgeahmte Genres, Filmformen und Klischees wie Cartoons für Kinder, Stummfilme oder den unbedeutenden Nebencharakter, der direkt bei seinem ersten Erscheinen stirbt. Letzteres klingt dann zum Beispiel so: »Du kennst mich: Ich bin nur ein kleiner Malocher ohne Nachname, der in dieser Szene zum ersten Mal auftritt. Meine Frau ist eine Blondine, die nachts allein nach Hause geht, und mein Sohn ist ein Wissenschaftler, der zu geheimnisvollen Alien-Artefakten reist und sie dann anfasst. Ich will nur schnell rein, schnell raus und die Arbeit erledigt haben.«
Manchmal geht Beckett-King aber auch selten gestellten Fragen nach und zeigt zum Beispiel, wie Memes verbreitet worden wären, wären sie vor dem Internet erfunden worden (über eine Radiosendung im Jahr 1940), oder was passieren würde, hätte man im Mittelalter sein Passwort vergessen (es wäre kompliziert). Dabei sind manche von Beckett-Kings Gags ein wenig zu lang ausgespielt, für gewöhnlich versöhnt er mich aber dann doch durch irgendwann folgende Brechungen. Dafür hat der Komiker eine Auszeichnung erhalten und wurde zum – zumindest mir nicht bekannten – Leicester Mercury Comedian of the Year ernannt. Mögen weitere und renommiertere Würdigungen folgen.