Humorkritik | Oktober 2021
Oktober 2021
»Es herrscht, wer heiter ist, denn um traurig zu sein, muss man fühlen.«
Fernando Pessoa
Fleeting Fame
Eine Szene der 2017 erschienenen Justizdrama-Serie »American Crime Story: The People v. O. J. Simpson«, die den Mordprozess um den Ex-Footballstar Mitte der Neunzigerjahre nacherzählt, blieb mir in Erinnerung: Zu Beginn einer Folge der ersten Staffel betritt Simpsons Anwalt und Freund mit seinen vier Kindern ein Restaurant. Sein Name: Robert Kardashian (dargestellt von David Schwimmer). Kaum eingetreten, muss er feststellen, dass der Prozess ihn über Nacht berühmt gemacht hat; überall dreht man sich um zu »Richard Cordovian« (oder wie der noch mal heißt), und die Kinder sind so begeistert von Daddys neuem Ruhm, dass dieser sich zu einer moralischen Ansprache veranlasst fühlt: »We are Kardashians. And in this family being a good person and a loyal friend is more important than being famous. Fame is fleeting. It is hollow. It means nothing at all without a virtuous heart.« Die junge Kim und ihre drei Geschwister schauen daraufhin eher genervt in die Gegend und aus der Wäsche.
Die Szene ist für die weitere Handlung irrelevant. Es scheint, als ob sich die Drehbuchautoren hier schlicht einen Scherz auf Kosten der Kardashians und deren Hollowness erlauben, indem sie das Wissen des Zuschauers um die weitere Entwicklung der Sprösslinge nutzen.
Warum auch nicht? In der ansonsten sachlich wiedergegebenen Handlung überrascht der komische Schlenker auf hervorragende Weise.