Humorkritik | Juli 2012
Juli 2012

Zum Schießen
Bei der Lektüre des Sportteils der Süddeutschen Zeitung, wo im Zuge der Fußball-Europameisterschaft die ohnehin bestehende Neigung zu Scherz und Späßken verstärkt ins Launige reicht, bin ich direkt versucht, mit Peter Hahne (»Schluß mit lustig«) meinen Frieden zu machen: »Er ist der dritte Stürmer im Kader und seine Nominierung für die Startelf in etwa so wahrscheinlich wie ein holländischer Weltmeister im Skiabfahrtslauf … Die Spieler benutzten nach der Niederlage das Wort Dänemark deutlich seltener als das Wort Deutschland. ›Jetzt müssen wir gegen Deutschland gewinnen‹, sagte Kapitän Mark van Bommel. ›Jetzt müssen wir gegen Deutschland gewinnen‹, sagte der spät eingewechselte Mittelfeldspieler Rafael van der Vaart. Nur Trainer Bert van Marwijk sagte etwas anderes. Er sagte: ›Unsere Aufgabe ist es, Deutschland zu schlagen.‹«
Schlagen möchte man da allerdings jemand anderen, denn es hört ja nicht mehr auf: »Mittlerweile fahndet Portugal schon so lange glücklos nach einem Mittelstürmer, daß man meinen könnte, der letzte portugiesische Knipser sei vor der Mondlandung von Apollo 11 gesichtet worden«; aber entweder kann man Sport ernstnehmen (dann braucht es das ewige Gewitzel nicht), oder man kann es bleiben lassen (dann braucht es den Sportteil nicht). Und sollten die nüchternen Kollegen von der FAZ auch dieses Jahr wieder als beste Sportberichterstatter ausgezeichnet werden, dann weiß ich warum; und gratuliere recht herzlich und ganz im Ernst.