Humorkritik | Januar 2012

Januar 2012

Spiegel-Stoppel-Sprache

Warum stimmen mich Komposita wie »Gaddafi-Sohn« und »Euro-Krise« eigentlich so heiter? Wohl, weil ich dabei den beflissenen Journalisten vor Augen habe, der seinem Leser nicht zutraut, das Wort »Eurokrise« zu verstehen, und darum zwischen die beiden Zweisilber »Euro« und »Krise« lieber einen Bindestrich als Verschnaufpause setzt – und dem eine Konstruktion wie »Gaddafis Sohn« erst recht zu vertrackt ist. Ein unerschöpflicher Amüsier-Anlaß, aus dem ich manches Schmunzel-Erlebnis beziehe, ist mir da »Spiegel Online«. »Rükken-Kur am Bodensee« steht dort, oder »Schöner wohnen im Steinzeit-Heim«, in dem natürlich stilecht die »Steinzeit-Menschen« hausen. Mein Favorit stammt aus dem Jahr 2010: »Krater von Schmalkalden: Experten tüfteln an Loch-Stopf-Plan«.

Nun bin ich ein alter Mann und sah diese Marotte von »Spon« stets mit einem kulturpessimistischen Auge; als Auswuchs des Internets, in dem alles schnell gehen muß. Bis mir ein alter, papierener Spiegel von 1963 in die Hände kam. Kanzler Adenauer wird dort erwähnt sowie der niedersächsische CDU-Chef Otto Fricke, der damals bereits »an die fünfzig« Wahlkampfreden gehalten habe. »Wäre es da nicht ’ne gute Idee, jetzt mal fünfzehn Minuten Pause zu machen?« zitiert der Spiegel Adenauer, und fährt fort: »Fricke schwieg pikiert. Nach einer Weile Fricke-Stille lobte der Kanzler: ›Sehen Sie, jetzt werden Sie ein Staatsmann.‹« Dem Spiegel scheint an dieser Anekdote Adenauers Pointe das lustigste zu sein – mir hingegen die ahnungsvolle »Fricke-Stille«.

  

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
01.05.2024 Berlin, 1.-Mai-Fest der PARTEI Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg