Humorkritik | April 2011
April 2011
Jaegers Klangwollwurst
Die Amsel ist, wer würde das bezweifeln, ein Wesen, das uns »kostenlos erfreut und zum Nachdenken anhält«. Darüber hinaus ist die Amsel, vulgo »Stadtdrossel«, »sehr bescheiden« und unbestreitbar »ein Vogel, der sehr viel fliegt«.
Warum aber laufen Betten ein, wenn man die Heizung anstellt? Und wer ist sich bewußt, welche Rolle »Rubarole im Alltag« spielen? Wo sich die »Anbaugebiete für freiliegende Fermente« befinden? Und daß wir sie, die Rubarolfermente, »überall antreffen«, etwa in »Aprilbenzin« und der »klangwolleumwickelten Wurst«?
Seit Jahren predige ich in Sachen Heino Jaeger vor mich hin, und an dieser Gewohnheit will ich auch anläßlich der neuesten, von Joska Pintschovius kompilierten CD »Sie brauchen gar nicht so zu gucken« (Kein&Aber) nichts ändern. Jaeger, der Sprache aus dem Stegreif als systematischen Selbstbetrug und autopoietisches Delirium in Szene setzte, war, sofern »sich das überhaupt in unserem Sprachgebrauch ausdrücken läßt«, halt wohl der Allergrößte; vor allem wenn er, wie hier, den Western parodiert, einen Ostpreußenpastiche aus dem Ärmel schüttelt und ein Polizeirapportverhörgemisch durch den Satz krönt: »Ham Sie schon mal Schwitzkasten gehabt?«
Setzen, eins, Jaeger.