Humorkritik | April 2011
April 2011
Biere sind unsere Hoffnung
Veronica Ferres hat ein Buch geschrieben bzw. schreiben lassen: »Kinder sind unser Leben« (Droemer). Die einzelnen Kapitel stammen von einer Journalistin, immerhin die Kapiteleinleitungen hat aber die Ferres selber dazugeschwiemelt. Darüber habe ich mich sehr gefreut und viele selbstverliebte, lustig verrenkte Sätze erwartet – und wurde nicht enttäuscht: »Ich glaube, wenn Gott dazu etwas sagen könnte, er würde es nicht anders sehen« steht da oder »So kann ich mir sehr gut vorstellen, daß Segeln auch Kinder und Jugendliche, hinter denen schwere schicksalhafte Monate liegen oder die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden, auf andere Gedanken bringt« oder: »Ich bin Schauspielerin.« Für Ferres ist es »wichtig, Kinder zu fördern und zu schützen. Sie sind die Kleinsten und Schwächsten unserer Gesellschaft und damit noch nicht stark genug, um sich wehren und für ihre eigenen Rechte zu kämpfen. Daher müssen wir Großen das für sie übernehmen. Schließlich sind Kinder unsere Zukunft. Sie sind die Ärzte, die uns einmal behandeln werden. Sie sind die Krankenpfleger, die uns einmal im Altenheim umsorgen« – woraus man schließen darf, daß das Recht der Kinder hauptsächlich darin besteht, später einmal der Ferres den Allerwertesten zu säubern. Für solche dreist-naiven Banalitäten braucht ihr männliches Pendant Til Schweiger nur einen Talkshowauftritt, Veronica aber über 300 Seiten. So wurde mir die Lektüre schnell fad – bis ich auf folgenden Trick kam: Einfach die Worte »Kinder« und »Jugendliche« durch »Bier« ersetzen! »Leider gewinne ich oftmals den Eindruck, daß zahlreiche Menschen sich nicht über die weitreichende Bedeutung von Bier bewußt sind«, »Ich finde, es gibt nichts Schöneres, denn Bier zeigt einem, was wirklich wichtig ist im Leben« und »Nur mit großem Eigenengagement, mit Disziplin und oftmals auch dem Verzicht auf ein Stück eigene Verwirklichung ist es möglich, Bier und Karriere zu vereinbaren«. Wie wahr, wie wahr. Prost!