Humorkritik | Januar 2010
Januar 2010
Vom Brustschwimmen
Und wenn wir schon abschließend beim Braunauer sind: Ein willkommener Zufall hat mir einen Artikel aus den Lüneburgischen Anzeigen in die Hände gespielt. Er ist am 18. Oktober 1937 erschienen und trägt die Überschrift: »Ist Brustschwimmen überholt?« Man merkt sogleich: Hier war bereits der Geist am Werk, der später die Herren Gernhardt, Bernstein und Waechter zu ihren gelungensten Beiträgen für die berühmte WimS-Kolumne inspirieren sollte. Der Verfasser begrüßt zunächst den Umstand, daß das »Reichsfachamt Schwimmen« in seinem amtlichen Organ Der Schwimmer »klar und energisch« der Auffassung des Generalsekretärs des Internationalen Schwimm-Verbandes entgegengetreten sei, eines gewissen Dr. Leo Donath, der das Brustschwimmen als »überholt« bezeichnet habe.
Und dann wird es ernst: »Es soll zugegeben werden, daß die durch die Einführung des ›Schmetterlingsstils‹ begonnene Verballhornisierung des alten, guten Brustschwimmens bei manchem Zweifel darüber erwecken könnte, ob das Brustschwimmen überhaupt noch zeitgemäß ist oder nicht. Aber die Entwicklung, die sich dadurch angebahnt hat, läßt sich ja sehr schnell wieder eindämmen, wenn man es für notwendig hält, und wenn man es nur will.« Abertausende von Menschen, die das Schwimmen beim Brustschwimmen erlernt hätten, würden sich »auch späterhin niemals von dieser Schwimmart trennen«. So sehe »der deutsche Standpunkt« aus. »Viele von uns haben schon mit Recht bedauert, daß das Seitenschwimmen so völlig von der Bildfläche verschwunden ist. Nun soll auch das Brustschwimmen folgen, so daß nur noch das Kraulen seine Berechtigung hätte? Nie und nimmer!«
Recht so. Noch viel schöner hätte ich es allerdings gefunden, wenn an der gleichen Stelle auch die Frage erörtert worden wäre: »Welchen Schwimmstil pflegt der Führer?«