Humorkritik | Dezember 2007
Dezember 2007
I am Zim!
Vieles von dem, was an Schrillem und Kunterbunten durch den Nickelodeon-TV-Kanal rauscht, kann man in humoristischer Hinsicht getrost vergessen. Zufällig geriet ich aber in die Trickreihe »Invader Zim« – zusammen mit »Ren & Stimpy« eines jener Formate, die letztlich niemals für Kinder gedacht waren; dementsprechend hatte der Sender die Serie auf wenig kinderfreundliche 23 Uhr terminiert. Zur Handlung: Ein kleines grünes Männchen – Zim, Soldat des schrecklichen Irken-Imperiums – wird als Kundschafter auf die Erde entsandt, um die Invasion vorzubereiten, und nimmt dazu die Maskerade eines gewöhnlichen Schuljungen an. Diese an sich wenig spektakuläre Rahmenhandlung wird aber von den einzelnen Episoden immer wieder unterlaufen. Denn wovon andere Serien Staffel um Staffel zehren würden – das schematische Ausspielen von außerirdischer Abnormität kontra irdische Normalität –, wird hier auf den Kopf gestellt: Die Erde, wie sie Zims Schöpfer Jhonen Vasquez zeichnet, ist dreckig, dunkel, bizarr und lebensfeindlich; die größenwahnsinnigen Weltherrschaftspläne Zims (»Witness my victory!«) und seines bescheuerten Robotergehilfen GIR verblassen vor der Indolenz und Debilität der Erdenbewohner.
Dennoch stellen die beiden weit zahmere Eroberer wie »Pinky & Brain« grandios in den Schatten: Zim raubt Schulkindern ihre Organe, hypnotisiert Passanten mit überdimensionalen Eiterpickeln und verkrüppelt seinen Erzfeind Dib (einen jungen Fox Mulder und Ufo-Gläubigen) durch kontrollierte Zeitreisen. Wahrlich nichts für Kinder, und oft zu düster, um noch komisch zu sein. Kein Wunder, daß »Invader Zim« abgesetzt wurde.