Humorkritik | Oktober 2006
Oktober 2006
"Green Wing" zum Zweiten
Daß die erste Staffel der britishen Comedy-Soap "Green Wing" sehr gut bis fabelhaft ist, wurde in dieser Rubrik bereits ausführlich dargelegt (TITANIC 07/2006) – dementsprechend knapp kann ich an dieser Stelle darauf hinweisen, daß auch die zweite Staffel, die nunmehr auf DVD erschienen ist, so gut ist wie die erste. Jedenfalls beinah.
Noch immer muß die junge Ärztin Caroline Todd sich zwischen dem charmanten, aber distanzierten Chirurgen Mac und dem snobbistischen, aber unterhaltsamen Anästhesisten Guy Secretan entscheiden. Wieder bringt ihr gestörtes Verhalten die Figuren laufend in peinlich-komische Situationen, die mit Sex, Neurosen und ungebührlichem Verhalten in OP-Sälen zu tun haben – manchmal zur gleichen Zeit. Die außergewöhnliche Regie, die viel mit Musik und beschleunigter und verlangsamter Kamera arbeitet und oft lange Einstellungen ohne Schnitt zeigt, gibt der Serie auch in der zweiten Staffel einen eigenen, frischen Charakter. Und noch immer sind die Streiche, die der Jungarzt Boyce seinem Chefarzt, dem unausstehlichen Radiologen Statham spielt, höchst komisch: Wenn Boyce Statham ihn nicht mit Anspielungen auf dessen latente Homosexualität oder seine Fixierung auf die Personalleiterin aus der ohnehin kaum vorhandenen Fassung bringt, steht Stathams Auto schon mal plötzlich in seinem Büro. Bedauerlich nur, daß gerade die letzten beiden Episoden eher schwach sind und die geplanten Weihnachts-Specials, die endgültig alle losen Fäden zusammenbringen sollen, nicht in der DVD-Gesamtausgabe enthalten.
Die zweite Staffel wird die letzte sein. Macht nichts: Es sind so viele Gags in "Green Wing", daß man alle Folgen wieder und wieder sehen kann.