Humorkritik | Oktober 2006
Oktober 2006
Xenophobe’s Guide revisited
In Flughäfenläden und internationalen Buchhandlungen kann man sie neben der Kasse finden: schmale, recht teure Bändchen mit dem Titel »The Xenophobe’s Guide to the Americans/Russians/Germans« etc. (Oval Books). Die Reihe gibt es schon eine ganze Weile, mittlerweile dürften die Herausgeber fast den ganzen Globus abgeklappert haben. Das Konzept ist einfach: Unter dem Vorwand, allfällige Vorurteile zu nähren, werden allerhand schnurrige Informationen vermittelt. Die Struktur der Bände ist unterschiedlich, aber bestimmte Kapitel (»Wie sie sich selbst sehen«, »Wie sie andere sehen«, »Wie andere sie sehen«, Hobbys, Essen, Sex, Autofahren usw.) tauchen regelmäßig auf. Die Qualität der Texte variiert mit den Autoren.
Mein Eindruck: Wenn es sich bei dem Schreiber um einen im Ausland lebenden Engländer handelt, der weiß, wovon und zu wem er spricht, ist der Text durchaus lesbar und lustig. Handelt sich um anglophile Einheimische, kann es peinlich werden. Wie bei Stefan Zeidenitz und Ben Barkow, die den »Xenophobe’s Guide to the Germans« verfaßt haben. Ihr Text strotzt vor den üblichen, durchweg preiswerteren Klischees, doch am schlimmsten wird es, wenn sie versuchen, ihren angelsächsischen Lesern deutschen Humor näherzubringen. Schon die ersten beiden Sätze verheißen Unheil: »The Germans take their humour very seriously. It is not a joking matter.« Die Einleitung hält, was sie verspricht: Es folgen so ziemlich alle Platitüden über den deutschen Humor, die derzeit auf dem Markt sind. Ich gähne und meine: Wenn man sich über die Deutschen und ihren Humor informieren will, gibt es doch viel bessere Quellen; zum Beispiel die Zeitschrift, in der meine kleine Rubrik erscheint.