Humorkritik | Dezember 2006
Dezember 2006
Comedypreise
In Köln wird alljährlich »Der deutsche Comedy-Preis« vergeben, das heißt, eigentlich sind es mehrere Preise und fast zu viele Kategorien – angesichts der wenigen Kandidaten, die dafür in Frage kommen. Es ist »ein Familienfest«, so nennt es jedenfalls der notorische Moderator Atze Schröder, der jedes Mal heldenhaft durch den langen Abend führt.
Wie jedes Jahr wehte der Geist zur Schau getragener gegenseitiger Höchstschätzung und ehrlicher Selbstüberschätzung durch die Festhalle in Köln. Nur eines war neu – oder es kam mir jedenfalls so vor: dies ungebrochene Vergnügen am Prolligen, das sich in fast allen Auftritten und Filmausschnitten zeigte, bisweilen zur drolligen Kunstfigur veredelt wie bei Hape Kerkeling oder Anke Engelke, meist jedoch ganz unmaskiert wie bei Mario Barth oder Oliver Pocher. Sämtliche Rollenklischees, die sich seit alters her aus Geschäfts- oder Geschlechtsbeziehungen ergeben können, werden wieder aufgewärmt und mit sichtlichem Genuß von einem Publikum konsumiert, das jedem Betriebsfestkomiker der 50er Jahre zugejubelt hätte.
Und spätestens als der »Nachwuchspreis« dann an einen jüngeren Herrn ging, der sich, glaube ich, Panther nennt und als Referenz eine Bühnennummer vorzuweisen hatte, die sich mit der Ehefrau als »Putzteufel« beschäftigte, fragte ich mich leise, weshalb in diesem Rahmen dann nicht ein nimmermüder Zotenkönig wie Fips Asmussen für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden sollte. Herbert Hisel ist ja leider lang schon tot.