Inhalt der Printausgabe
Juli 2006
Briefe an die Leser (Seite 3 von 15) |
Volker Kauder! Die Republik macht mobil gegen Sozialschmarotzer und arbeitsscheues Gesockse, und Sie gehen voran, den Ein-Euro-Hochlohnsektor ein wenig downzugraden: »Die Notwendigkeit, den einen Euro zu zahlen, sehe ich nicht in jedem Fall. Wer Hartz IV bekommt, muß dafür etwas als Gegenleistung erbringen. Und wenn er nur drei, vier Stunden etwas tut«, sagten Sie dem Spiegel. Auch forderten Sie, bei der Reformdebatte »in weniger engen Bahnen« zu denken und den Losern klarzumachen, daß es keine Ansprüche mehr, sondern nur noch Almosen gibt: »Unabhängig von seiner Qualifikation«, so lassen Sie sich zitieren, »also auch als Top-Manager« müsse ein Mensch einfache Arbeiten erledigen oder gemeinnützige Arbeit leisten, »wenn er Hartz IV erhält. Also von mir zum Beispiel könnte man erwarten, daß ich abends in der Kneipe bediene« – und das, Kauder, ist natürlich ein Jammer, daß Sie in diese Verlegenheit nie kommen werden. Wir würden Sie jagen, den ganzen Abend und die Nacht hindurch: Herr Ober hier und Herr Ober da, mal wäre das Bier schal, mal die Suppe zu heiß oder zu kalt, dann fiele ein Glas um, und dann noch eins, und dann noch eins, und Sie immer auf den Knien, aber dafür bekämen Sie auch ordentlich Trinkgeld, sagen wir zwanzig Cent, und dann kämen wir wieder. Und wieder. Und immer wieder. Überlegen Sie es sich also gut.
Titanic
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