Inhalt der Printausgabe
August 2004
Briefe an die Leser (Seite 4 von 14) |
Thomas Gottschalk! "Es herrscht", so sagten Sie auf dem Diekmann-Boulevard, nachdem Sie in Ihrer Show mit Ihrem Nasenfreund M. Krüger ein namenlos dummes "Hans-Eichel-Spottlied" zum Vortrage gebracht hatten, "in Deutschland eine Beschwerdementalität, keine Anpackmentalität. Das muß sich dringend ändern. In Amerika", da wohnen Sie, "gibt es den Satz nicht: ›Da muß der Staat was machen.‹ In Amerika wissen die Leute, wenn ich es nicht selber packe, hilft mir keiner. In Deutschland sagen die Leute: ›So, jetzt bin ich arbeitslos, wo ist der Staat?‹ In Amerika sagen die Leute: ›Jetzt bin ich arbeitslos, wo kann ich neues Geld verdienen?‹ Wenn ich in Amerika zum Arzt gehe, sagt der: ›Zeigen Sie mal Ihre Kreditkarte.‹ Hier heißt es: ›Zeigen Sie mal Ihre Zunge‹" - ist es, Gottschalk, nicht aber schon sehr bemerkenswert, daß genau immer die Leute große Reden übers "Anpacken", über "Jammerei" und "Beschwerdementalität" schwingen, die überhaupt nie einen Grund hatten, sich zu beschweren? Die nie arbeitslos waren und nie ohne Kreditkarte zum Arzt mußten? Die es sich leisten können, im Ausland Villen zu bewohnen, und nie auch nur in Gefahr geraten sind, für 1000 brutto Straßen teeren oder Supermärkte putzen zu müssen? Aber trösten Sie sich: Sätze wie "Da muß der Staat was machen" wird's hierzulande ja mangels Realitätsbezug bald auch nicht mehr geben. Darauf wettet und zeigt die Zunge: Titanic
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