Inhalt der Printausgabe
März 2003
Ach du lieber Gott: Hussein in Hanau!
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Häuslich eingerichtet hat sich Saddam in einer Pension in der Weststadt, komplett mit Giftgaskocher, Umdieeckbank und zwei Dutzend schmucken Hussein-Porträts allein überm Nachtschrank. Das Hanauer Problemviertel ist wie geschaffen für einen, dessen Lieblingshobbys Politik, Filmegucken ("Foltergeist III") und Musikhören sind, im Moment am liebsten "Ja, mir san mit'm Sicherheitsradl da" von Konstantin Wecker. Vormittags macht "Herr Hussein", wie ihn die Ghettobewohner respektvoll nennen, seinen Spaziergang durch Park, Fußgänger- und Pollenflugverbotszone, telefoniert lange mit dem Revolutionären Kommandorat, kehrt mittags im "Goldenen Unschuldslamm" ein, verzehrt zum Kaffee gerne mal einen Amerikaner und findet das auch noch lustig. "Wissen Sie", sagt ein aufgeräumter Saddam, den wir im Café Größenwahn treffen, "die Routine gibt mir Halt. Ich kann ja nirgends hin. Wie gerne würde ich mal nach Brüssel, mir das Plutonium ansehen! Aber vielleicht schicke ich ja irgendwann einmal einen Doppelgänger hin, zum Beispiel Mario Adorf oder den Jürgen Vogel." Der Kellner bringt noch einen doppelten Erpresso (73,50 Euro), vor dem Fenster weht der Wind. Jetzt, im Zwielicht des verdämmernden Tages, kann man die Falten sehen, die sich tief in den Arsch der Bedienung gefressen haben. Aber auch im Gesicht des erfolgreichen Potentaten haben die Jahre ihre Spuren hinterlassen. | |
"Wenn ich das Wort ›Kaffeekultur‹ höre, entsichere ich mein Sturmgewehr." Heute mal etwas gröber: Saddam. | |
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