Inhalt der Printausgabe
März 2003
Ach du lieber Gott: Hussein in Hanau!
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Um sich in der Zwischenzeit fit zu halten, treibt der "ewige Lausbub" (Allegra) so manchen subversiven Schabernack, stellt beispielsweise in der Stadtbibliothek Martin Walser-Bücher in die Schwachbuchabteilung, karriolt mit 80 durch die Spielstraße oder klingelt bei fremden Leuten, um "eine Spende für die Freiba'ath-Partei" zu erbitten - und das Geld dann in den Puff zu tragen. | |
Auch im Hanauer Entmieterverein ist Saddam (700,- eiskalt) sehr engagiert. | |
Berüchtigt ist Saddam für seine ausgedehnten Shopping-Touren: Strang-Tangas von Jil Wüstensander, Schuhe aus feinstem Kidnappaleder und, wegen des ungewohnten Klimas, Panzerfäustlinge - "Bagdad ein!" kann man es samstags im Minutenrhythmus aus den Boutiquen auf Hanaus Salzstraße schreien hören, "ich zahle alles mit meiner Master-of-the-Universe-Card, ihr ungläubigen Ratten! Vielen Dank, auf Wiedersehen." Aber häufig sieht man auch ganz einfach einen älteren, wohlfrisierten Herrn vom Café in den Hanauer Schloßpark wandern, um wie irgendein Rentner die Tauben zu füttern; oder die Blinden. Und während sein Doppelgänger in der Heimat zeigen muß, daß die irakische Bevölkerung auch sehr gut ohne Brücken, Schulen, Elektrizität, Wasser, Straßen, Häuser und leckere Prof. Rinos aus dem Kühlregal auskommen kann, tritt ein einsamer schnauzbärtiger Exilant in Hanaus Grünanlagen wehrlose Eichhörnchen tot, die mit großen Augen und zitternden Barthaaren um Nüsse betteln. Und niemand ist da, sich mit ihm darüber zu freuen. Stefan Gärtner/Oliver Nagel | |
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