Inhalt der Printausgabe

Dezember 2002


Vom Fachmann für Kenner
(Seite 6 von 16)

Mein lieber guter Drucker:
Du stehst in meinem Büro, gleich neben meinem Schreibtisch, und wenn ich auf eine Taste drücke, dann druckst Du mir, was immer ich möchte: geschliffene Satiren, gepfefferte Polemiken oder auch mal ein brillantes Scherzgedicht; wenn ich morgens komme, schalte ich Dich ein, und wenn ich abends wieder gehe, dann mache ich Dich aus; wenn Du Hunger hast, dann füttere ich Dich mit Papier, und wenn Dir Dein Toner fehlt, dann bekommst Du von mir neuen. Man kann sagen, Du hast es gut bei mir; viel zu tun ist ja meist eh nicht.
Ganz selten mal mache ich einen Fehler und behandle Dich nicht so, wie es sein soll; nicht aus Böswilligkeit, mehr aus Versehen; dann versuche ich zu drucken, wenn Du kein Papier mehr hast, und ehe ich neues holen kann, bist Du eingeschnappt und schmollst. Dann nimmst Du das Papier und druckst 200 Seiten wirres Zeug und fiepst und blinkst, und ich muß Dich ausschalten und alle Geräte im Umkreis von 200 Metern auch, und dann darf ich wieder alles einschalten und hochfahren, und dann bist Du immer noch beleidigt und sagst böse Sachen wie "Drucker an LPT1 antwortet nicht" und bist für Stunden zu nichts mehr zu gebrauchen; und ich möchte Dir nur sagen - wenn Du es mir gestatten solltest, mein verzagtes Wort an Dich zu richten, ich weiß, ich verdiene es nicht -: ES KOSTET MICH EIN LÄCHELN, DIESES SCHEISSFENSTER DA ZU ÖFFNEN UND DICH VERHURTES SCHEISSDING IN DIE RABATTEN ZU FEUERN, DANN KANNST DU DIR AUF DEM SCHROTTPLATZ EINEN IDIOTEN SUCHEN, DER SICH DEIN KAPRIZIÖSES SCHEISSGEHABE GEFALLEN LÄSST! HAB ICH MICH KLAR GENUG AUSGEDRÜCKT??!!
Verzeih; aber ich mußte es Dir sagen. Offenheit gehört nun mal in eine Beziehung, und ich hoffe fest, daß jetzt alles wieder gut wird.
Ewig Dein
Stefan Gärtner


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick