Inhalt der Printausgabe
Dezember 2001
O wie lacht da das Jesukind (Seite 3 von 16) |
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Polen, "Wesolych Swiat Bozego" Nachdem schon in der Adventszeit masurische Gnome die Kinder mit Süßigkeiten noch und noch beschenkt haben, reinigen Frauen kurz vor Weihnachten die Besen in Haus und Hof besonders gründlich, um Hexen und Teufel, die um diese Zeit besonders rabiat sind, damit abzuwehren. Am Heiligen Abend kommt es dann endlich zum seit alters her gefürchteten und nichtendenwollenden Weihnachtsoblatenbacken und -aufessen. Es beginnt mit einer Hagebuttensuppe, zu der sich die Familie bei Kerzenlicht um den Tisch herum versammelt, dann gibt es für jeden ein Geldstück, dann einen Karpfen. Sodann wird das Weihnachtsevangelium verlesen, zur Nachspeise gibt es Lakritze, ferner allerlei Mus und andere Breilein, dann endlich ist es so weit: Man teilt die schon seit dem 1. Adventssonntag befürchteten, spätestens seit dem 4. Adventssonntag unvermeidlichen und von jedermann gehaßten sog. Weihnachtsoblaten untereinander auf, wünscht sich dazu meist "Frohe Weihnachten!" oder dergleichen und beschwört einander, daß dies eine Geste der Liebe, der Versöhnung und des vierten Wegs zum Kapitalismus ist. Und weiter den Weg nach Westen ebnet. Daß man aber, auch wenn es nicht hinhaut und man also weiterhin wie schon unter Lech Walesa nicht bloß arm, sondern auch dumm und unzivilisiert bleiben muß, unter allen Umständen zusammenhalten und das Leben miteinander teilen und die Hl. Muttergottes vom Annaberg hochhalten und ums Verrecken nicht nachgeben will. Zum Zeichen dafür wird dann der Fernseher aufgedreht, worin bzw. woraus Karl Moik aus den Riesengebirgskarpaten mit den Kastelruther Spatzen das Lied "Es wird scho glei dumpa" zum Einsatz bringt und andere zuchtlose Dinge treibt. |
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