Briefe an die Leser | Februar 2022
Kontraindikator Boris Becker!
Über den serbischen Tennisstar Novak Djokovic hatten wir uns noch keine Meinung gebildet, aber als wir auf faz.net lasen: »Becker nimmt Djokovic in Schutz: ›Er ist kein Idiot‹«, da war die Sache für uns sofort klar.
Vertraut Ihrer Expertise blind: Titanic
Coca-Cola!
Da dachtest Du, Du verkaufst ein paar Pullen mehr von Deiner Plörre dank eines gefühligen und geradezu animierenden Slogans zum Jahreswechsel, der von den Bushaltestellen dieser Republik aus wirken sollte. Aus Marketingsicht sicher kein ganz doofer Schachzug. Allein, ob die Worte »2022 wird magisch, wenn wir zusammenstehen« dafür so treffend gewählt waren?
Hustet Dir was: Titanic
Kommt doch mal her, Amazon und Constantin,
und lasst Euch trösten. »Amazon und Constantin trauern um Mirco Nontschew«, lasen wir auf web.de, und da ist es uns ein Bedürfnis, unsere herzliche Anteilnahme auszusprechen. Doch auch wenn so ein persönlicher Verlust unendlich schmerzt, solltet Ihr die positive Seite sehen: Immerhin habt Ihr, Amazon und Constantin, einander! So geht Ihr gemeinsam durch die Trauer und den Schmerz, und wenn einer von Euch mal nicht weiterweiß und zu verzweifeln droht, kann der andere stark und eine echte Stütze sein. Seid einfach füreinander da, Amazon und Constantin, dann wird es irgendwann bergauf gehen, Ihr werdet sehen!
Wünscht viel Kraft in dieser schwierigen Zeit: Titanic
Dass Sie, Maren Gilzer,
ehemalige Glücksrad-Fee, gerade für die FDP Bürgermeisterin in Brandenburg werden wollen, finden wir allzu bezeichnend, vertritt Ihre Partei doch die Glücksrad-Ideale vollends: Es geht nur um Geld, nur wenige können sich die wirklich guten Sachen leisten, eine soziale Sicherung gibt es auch nicht, und am Ende war alles nur Show, um die Produzenten im Hintergrund reicher zu machen.
Hofft daher, dass Sie auch politisch noch eine Extrarunde drehen müssen:T_tan_c
Erklär Dich, »Zeit«!
Deine Schlagzeile »Fast jeden Tag Mordaufrufe auf Telegram« kam uns sofort spanisch vor. An welchem Tag soll denn auf der Chatplattform, wo Hunderttausende Nazis und Verschwörungstheoretiker den Umsturz planen, zuletzt kein Mordaufruf zu lesen gewesen sein? An Weihnachten vielleicht? Wer’s glaubt, wird selig! Und siehe: Die Tagesschau, die diese Recherche selbst angestellt hat, meldete ihrerseits: »Täglich Tötungsaufrufe auf Telegram«.
Jetzt fragen wir: Warum die Relativierung? Hast Du, Zeit, etwa geheime Redaktionschats über Telegram laufen und wünschst keine Kontrolle der App? Oder hast Du als Verlag gar Geld in dieses Netzwerk gesteckt? Antworten bitte bis morgen 16 Uhr. Investigativ, knallhart, unbestechlich: Titanic
Ihre Hand, Ex-Beatle Paul McCartney,
wollen wir nicht halten. Aber vielleicht Sie mal den Mund? Denn dass Sie der Welt, wie die Presse auch hierzulande entzückt schrieb, Ihr »liebstes Bagel-Rezept« mitteilen, das muss ja nicht sein. »Als erstes mache ich Marmite drauf und dann ein Salatblatt, denn da kommt noch Hummus drauf und der tropft durch das Loch, wenn ich keinen Salat drauf mache«, verrieten Sie. Dann packen Sie auch noch Käse, Tomatenscheiben und Gürkchen dazu sowie »noch eine Salatbarriere, denn man muss bedenken, dass es oben noch ein Loch gibt«.
Immerhin haben Sie damit bewiesen, dass Sie den Aufbau eines Bagels richtig verstanden haben. Glückwunsch. Wenn Sie sich ein dergestalt belegtes Ding jetzt noch jedes Mal vor Interviews in den Mund schieben würden, wäre auch eine schöne Barriere für den Gedankensalat aus Ihrer Birne angelegt. Denn mit vollem Mund werden Sie als Ritter ja wohl nicht sprechen!
Stellt sich so vor: Titanic
Danke, Parfümerie Douglas,
für Deine E-Mail mit dem Betreff »Deine Beauty Points verfallen bald!«, aber die sind schon vor langer, langer Zeit verfallen.
Dafür geistig noch top in Schuss: Titanic
Und natürlich, Kanzler Scholz,
hat niemand außer uns Ihre Neujahrsrede gesehen. Und drum ist auch nur uns die Freudsche Fehl- bzw. Spitzenleistung um Minute 1:20 herum aufgefallen, wie Sie direkt nach der Mitteilung, es hätten sich bislang »60 Millionen Menschen in diesem Land impfen lassen. Es werden täglich mehr« den Dez erst skeptisch nach links, dann skeptisch nach rechts legten; als könnten Sie selbst nicht glauben, was der Teleprompter da behauptet.
Können Sie, Scholz, aber. Denn Tag für Tag kommen zwanzig bis hundert Geimpfte dazu. Mindestens!
Mit Schulterklopfen: Ihre Titanic
Aufgehorcht, Elbphilharmonie!
Zu Deinem fünften Geburtstag hat irgendeine verantwortliche Person den Slogan »Hear I am« abgenommen und einer Agentur voller Blödmänner dafür wahrscheinlich hunderttausend Euro überwiesen. Wie das Hamburger Kaufmänner halt so machen, nicht? Tu uns bei Deinem Zehnjährigen dann aber bitte den Gefallen und schreib einen Scheck für TITANIC. Hier schon einmal die Slogans: »Jubilärmum«, »Harfengeburtstag« oder einfach kultig: »Moin Hamburg!«
Doof genug? Dachte sich schon: Titanic
Hicks, »SZ Magazin«!
In Deiner Rubrik »Noch einfacher leben!« hast Du folgenden Tipp für uns parat: »Gönnen Sie Ihren Schnittblumen ab und an ein Teelöffelchen Wodka oder Gin: Der Alkohol wirkt antibakteriell, dadurch lassen die Pflanzen ihre Köpfe nicht so schnell hängen.«
Das ließe sich jetzt als gelungene Metapher für den Kapitalismus an sich verstehen: Wer länger durchhalten will, muss wohl oder übel irgendwann zu Drogen greifen. Oder es ist einfach nur sehr witzig, dass Du uns vorschlägst, unsere Pflanzen ein bisschen betrunken zu machen.
Kornblumenblaue Grüße von Titanic
Gerhard Ludwig Müller (74), Kurienkardinal a.D.!
Nachdem Sie das Verschwörungsmanifest »Aufruf für die Kirche und für die Welt an Katholiken und alle Menschen guten Willens« (vgl. TITANIC 7/20) unterzeichnet hatten, äußerten Sie nun in einem Interview mit dem österreichischen »St. Bonifatius Institut«, die Corona-Maßnahmen seien »geboren aus dem Willen, die Gelegenheit zu nutzen, die Menschen jetzt gleichzuschalten, einer totalen Kontrolle zu unterziehen, einen Überwachungsstaat zu etablieren«. »Leute, die auf dem Thron ihres Reichtums sitzen«, sehen Ihnen zufolge »jetzt eine Chance, ihre Agenda durchzusetzen«. Zu diesen Leuten zählen Sie den Gründer des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab, Bill Gates und den US-Investor George Soros.
Ach ja, Müller, fünf Jahre als Präfekt der Glaubenskongregation haben Ihrem Geist und Gemüt offensichtlich sehr gutgetan. Danken Sie dem Papst, dass er 2017 Ihre Amtszeit nicht verlängert hat, sonst würden Sie heute noch ein weit größeres Elend ausstellen!
Dass Sie jetzt als höchster Richter im Vatikangericht sitzen, beruhigt freilich auch nicht gerade, am wenigsten: Titanic
Schon schön, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg,
dass es an Deiner Fakultät für Humanwissenschaften das »Institut III: Philologie, Philosophie, Sportwissenschaft« gibt. Aber Boxerwitze über Goethes Faust, Fußballgags über Shakespeares Sturm sowie Scherze über Heinrich »Basket« Böll oder die Dialektik der Aufstellung kann heute doch wirklich niemand mehr hören.
Macht das Ding trotzdem rein: Titanic
Ihr, Louis Lozano und Eric Mitchell,
wart im Jahre 2017 noch Polizisten in L.A., wurdet dann aber entlassen, und zwar zu Recht, folgt man dem vom Superior Court of California, County of Los Angeles gefällten Urteil. Weil Ihr nämlich, statt einem Funkruf zu einem Einsatz beim gerade überfallenen Kaufhaus Macy’s zu folgen, lieber – und letztlich auch erfolgreich! – der Pokémon-Go-Figur Snorlax (in Deutschland bekannt als Relaxo) hinterhergejagt seid.
In Abweichung vom Superior Court können wir uns zu einem »Alles richtig gemacht!« dann zwar doch nicht durchringen, möchten aber betonen, dass wir es für eine erhebliche Verbesserung halten, wenn US-amerikanische Polizisten einmal nicht verbissen Schwarzen nachstellen, sondern, äh, Blau-beigen.
Und regen deshalb sofortige Wiedereinsetzung in den Dienst beim LAPD bei vollen Bezügen samt Belobigung an.
Auch wir schnappen alle: Titanic
Etwas seltsam, »Spiegel«,
kam es schon daher, als Du in einem Artikel den Sozialpsychologen Harald Welzer dafür werben ließest, den Mut zu entwickeln, Dinge einfach anzufangen. Warum? Nun ja, auf diesen sensationellen Tipp war Welzer gekommen, als er im vergangenen Jahr einen Herzinfarkt erlitt. Du bewundertest nun, worauf er so alles gekommen ist, als »seine eigene kleine Welt stillstand«. An dieser Stelle, Spiegel, hätten wir uns etwas mehr Herz gewünscht.
Deine Metaphernschrittmacher von Titanic
Und das, Gideon L.C. Abele (Student), Tübingen,
ist dann ein Triumph, wenn man sich in wenigstens nominell jungen Jahren schon einen bei der FAZ untergebrachten Leserbrief rahmen lassen kann, in dem Sie ein im Blatt erschienenes Foto aufgreifen, auf dem zu sehen ist, wie ein Lehrer an der Frankfurter Georg-Büchner-Schule am ersten Tag des Präsenzunterrichts damit beschäftigt ist, »an die Tafel zu schreiben, welche Gender-Varianten in Betracht kommen: Schüler*innen, Schüler:innen … Die 8e kann sich wirklich glücklich schätzen, dass gleich am ersten Tag die wirklich wesentlichen Wissenslücken gestopft werden. Ich fragte bei Georg Büchner nach, wie er zu dieser Stoffgewichtung stehe, aber der Namensgeber des renommiertesten Literaturpreises im deutschsprachigen Raum wies mich ab. Es nehme leider seine gesamte Zeit in Anspruch, sich im Grabe umzudrehen.«
Köstlich, Gideon L.C. Abele, köstlich, und Georg Büchner kann sich wirklich glücklich schätzen, für eine Zeitung vereinnahmt zu werden, die zwar ihrerseits das Fressen vor der Moral weiß, aber in völlig anderem Sinne. Doch das sind Wissenslücken, die zu stopfen Sie keine Zeit hatten; denn es nahm leider Ihre ganze Zeit in Anspruch, sich in Büchners Namen bei denen anzubiedern, die der Autor des »Woyzeck« gern zum Teufel geschickt hätte. »Ein guter Mensch tut das nicht … Den Harn nicht halten können!« (ebd.), aber Sie sind, weiß Google, halt Senior einer Tübinger Studentenverbindung. Und »das ist Hohlkopf« (op. cit.).
Stoffgewichtig: Titanic
Sie indessen, Peter Tschentscher (SPD),
sind nicht nur Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, sondern gelten gemeinhin auch als rechtschaffen langweilig, was unseres Erachtens jedoch krass ungerecht ist, denn Sie haben schließlich schon als Finanzsenator im Cum-Ex-Skandal eine herrlich zwielichtige Rolle innegehabt. Zudem haben Sie als Vorsitzender der Länder-Ministerpräsidentenkonferenz in den späten Zehnern Ihren blassen Kahlkopf in so manche Fernsehkamera halten dürfen und uns damit ein wenig visuelle Abwechslung beschert, haben in der Pandemie der letzten zwei Jahre zu unserem Ergötzen den zürnenden Hardliner gespielt und Ihre unterhaltsame, stellenweise beinahe zirzensische Performance nun damit abgerundet, dass Sie, da Sie in Ihrem früheren Leben richtiger Mediziner waren, am Neujahrstag im Hamburger Rathaus höchstpersönlich zur Spritze gegriffen und die Einwohner Ihrer Stadt, die dafür Schlange standen, geboostert und geimpft haben.
Selbstverständlich ist es ein wenig ins Blaue hinein gemutmaßt, und wir wollen hier auch keine haltlosen Gerüchte befördern, aber kann es sein, Peter Tschentscher, dass Sie als Hamburger Bürgermeister (und Nachfolger eines ganz bestimmten Hamburger Bürgermeisters) einerseits und als andererseits tadelloser Arzt, den es irgendwann in die Politik zog, der sich aber zum Impfen des gemeinen Volks an Festtagen nicht zu schade ist, noch etwas ganz ganz Großes vorhaben? Nein? Also wirklich nicht?
Stellt einfach nur Fragen: Titanic
Du, Julia Engelmann,
Slampoetin, Youtube-One-Hit-Wonder und Emotionsfachverkäuferin, nennst Dein aktuelles Programm »Glücksverkatert«. Sehr originell. Doch fragen wir uns: Geht nicht jedem Kater ein gewisser Glücksrausch voraus? Oder spielst Du auf den geistigen Zustand nach dem Besuch einer Deiner Kalenderspruchorgien an?
Stets angeheitert: Titanic
Tagesschau.de!
Zum Tag des Ehrenamts bemerktest Du: »Millionen Deutsche engagieren sich ehrenamtlich – sie opfern die eigene Freizeit, um anderen Menschen zu helfen.« Um dann die logisch daraus folgende Frage zu stellen: »Welche Bedeutung hat ihre Arbeit für den Wirtschaftsstandort Deutschland?«
Nun ja, liebe Tagesschau, wir sind uns nicht sicher, aber: Nennt man Arbeit ohne Lohn, von der Unternehmen profitieren, wirklich »Ehrenamt«, oder gab es dafür nicht mal ein anderes Wort?
Bleibt Dir sklavisch verfallen: Titanic
Sie, Xavier Novell i Gomà,
waren der jüngste Bischof Spaniens. Nun wurde Ihnen aber, wie uns die FAZ vorbetete, »die Ausübung ›aller Rechte und Funktionen‹« untersagt. Und warum? »Der Würdenträger hatte am 22. November eine Autorin erotisch-satanischer Romane geheiratet.«
Kruzifix noch mal! Für einen Mann Ihres Berufsstandes ist es schon nicht gerade alltäglich, zu heiraten – und dann gleich eine Autorin »erotisch-satanischer Romane«? Da wir uns unter diesem Genre wenig vorstellen konnten, haben wir kurz recherchiert. Drei Bücher Ihrer Ehefrau Silvia Caballol Clemente haben wir gefunden: »Amnesie-Trilogie«, »Du warst schlecht« und »Die Hölle von Gabriels Lust«. Da merkt man bereits eine Nähe zur Kurie: Das könnten nämlich alles auch Titel von Berichten über den Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauchsfällen sein.
Eine erotisch-himmlische Ehe wünscht Ihnen Titanic
Sie, kanadischer »Deadpool«-Star Ryan Reynolds,
werden manchmal mit Ihrem US-Schauspielerkollegen Ben Affleck verwechselt: »Es gibt ein Pizzalokal im East Village in New York, in das ich seit Jahren gehe. Da glauben sie, dass ich Ben Affleck bin, und ich habe sie nie korrigiert«, erzählten Sie als Gast in irgendeinem Podcast.
Wow, da müssen Ihre Darbietungen als Margherita gurgelnder Dauergast aber echt dürftig sein!
Goldene Himbeere von Titanic
Spannend, »Taz«!
»Handschuhe funktionieren nur als Paar. Wenn einer fehlt, sind sie sinnlos. Sie erfüllen zumindest ihren Zweck nicht mehr, beide Hände zu wärmen.« Mit diesem Bild holt uns Deine Autorin in Ihre Kolumne und fügt ihm ein persönliches Erlebnis hinzu: »Seitdem ich einmal einen Handschuh verloren habe, ist in mir ein ratloses Gefühl, was ich mit dem übriggebliebenen mache. Ich bringe es nicht übers Herz und durch meinen Verstand ihn wegzuwerfen. Denn er funktioniert ja noch gut.«
Ein interessanter Gedanke, den wir gut durch unseren Verstand bringen. Und weiter? »Der Handschuh, den ich verloren habe, war grau, aus weichem Leder. Meine engste Freundin hatte mir die Handschuhe zum Geburtstag geschenkt. Doch sie waren zu groß. Sie hatte sie gegen eine kleinere Größe umgetauscht. Es hatte sich gelohnt. Sie passten perfekt, waren warm und schön.«
Ja, okay. Aber worum geht es hier wirklich? Es wird die knapp 4000 Zeichen Text ja sicher nicht nur um Handschuhe gehen! »Ich suchte den Boden ab und ging schließlich deprimiert nach Hause. Einen Handschuh zu verlieren ist schlimmer, als wenn ein Schal oder eine Mütze fehlt«, konstatiert die Autorin gegen Ende des Textes und gelobt, künftig besser auf ihre Handschuhe aufzupassen.
Und da, liebe Taz, wurde uns klar, dass es die ganze Zeit tatsächlich um nichts anderes als einen Handschuh ging. Um einen Handschuh, der verloren ging und nie, nie wiederkehren wird. So wie die sechseinhalb Minuten, die wir an diesen Text verloren haben – furchtbar!
Gelobt, bei Deiner Lektüre künftig besser aufzupassen: Titanic
Zugegeben, Janus-Sicherheitstechnik,
die Suche nach einer mythenumwobenen Unternehmensbezeichnung kann die reinste Ödipusarbeit sein. Aber der Riese mit den 100 Augen, der heißt nun mal Perseus.
Wahrt ihren Bacchus: Titanic
Ach, Doc Morris!
»Was ist eigentlich das Wichtigste im Leben?« fragst Du uns. Wir ahnen aber, dass Du die Antwort schon kennst, schließlich bist Du der Doc: »Ich glaube leben, etwas erleben, sich ausleben.« Danke, da wären wir gar nicht drauf gekommen. Und wie stellst Du Dir das vor? »Mit Medikamenten, die man online bestellen kann.« O je, das ist ja traurig. Und dafür hast Du studiert? Wir dagegen glauben, das Wichtigste im Leben ist, sich von Dummschwätzern wie Dir nicht sagen zu lassen, was das Wichtigste im Leben ist. Weißt Du, wenn Du wirklich »das neue Gesund« sein solltest, dann bleiben wir lieber beim alten.
Hat was gegen Dich: Titanic
Guten Abend, Ex-»Heute«-Moderatorin Petra Gerster!
Nach 23jähriger Tätigkeit als ZDF-Nachrichtensprecherin sind Sie bereits im Mai vergangenen Jahres in den Ruhestand gegangen. Jetzt meldeten Sie sich kurz aus dem Off zurück. »Es gibt einen Albtraum, der mich ab und zu heimsucht«, lasen Sie im Interview mit der Bunten vom Blatt ab. »Um 18.30 Uhr ruft das ZDF an, ein Notfall, ich müsse sofort kommen und ›Heute‹ um 19 Uhr moderieren. Ich hetze ins Studio und merke erst mit dem Rotlicht der Kamera, dass ich weder umgezogen noch geschminkt bin, keine Texte und keinen Schimmer von der Nachrichtenlage habe.«
Nur ab und zu? Seien Sie froh! Für uns ist in diesen Zeiten jede »Heute«-Ausgabe ein Albtraum, egal ob sie von einer ungeschminkten Nackten oder einem gescheiterten Wangenknochen-Model in zu engem Anzug moderiert wird.
Und nun zum Wetter! Titanic
Bravo, Carolin Emcke!
In der Pandemie haben die meisten bisher den Zusammenhalt der Gesellschaft beschworen und zuoberst auf der politischen Agenda verortet. Sie sehen es jetzt mal anders: Unter der Überschrift »Fanatiker sind’s« schrieben Sie für die SZ: »Es war verantwortungslos und feige, lange Zeit Hetzer nicht als das zu benennen, was sie sind. Eine Demokratie braucht auch diese Fähigkeit: zu spalten … Man könnte lachen, wenn es nicht so bitter wäre.«
Genau, Emcke! Und wenn die »demokratische Gesellschaft« in den nächsten zwei Jahren ihre Spaltungsfähigkeit entdeckt und erweitert haben wird, werden Sie publizistisch mit der These aufwarten, dass eine demokratische Gesellschaft auch die Fähigkeit brauche zu versöhnen, Brücken zu bauen, die Leute abzuholen und mitzunehmen usf. Dafür bekommen Sie dann zum zweiten Mal den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels!
Wetten? Titanic
Kurze Frage, »Zeit online« …
»Dem Virus fällt es leicht, die Ungeimpften zu finden«, titeltest Du. Heißt das etwa, dass doch die Ungeimpften diejenigen sind, die gechippt sind?
Verwirrte Grüße von Deiner Titanic
Cisco Germany!
»Warum Nachhaltigkeit wichtig ist«, versprachst Du in einer rezenten Folge Deines Podcasts zu erklären. Doch meinst Du wirklich, dass die Personen, die sich einen Podcast über Nachhaltigkeit anhören würden, und die Personen, die auch Anfang der 2020er Jahre noch nicht wissen, warum Nachhaltigkeit wichtig ist, Überschneidungen haben? Wir glauben: eher nicht.
Disconnected: Titanic
Huhu, Gunnar Decker!
»Einen neuen Houellebecq-Roman möchte man eher früher als später in Händen halten«, verkünden Sie in der sozialistischen Tageszeitung Neues Deutschland, was uns nicht ganz zu stimmen scheint – wir für unseren Teil möchten lieber später. In jenem weihevolle Ton, den auch die Rezensenten der bürgerlichen Presse bei der Besprechung eines neuen Werks von Houellebecq gern anschlagen, merken Sie aber an: »Dennoch ist zu befürchten, dass die Plötzlichkeit, mit der ›Vernichten‹ nun über uns kommt, falsche Erwartungen weckt.«
Schätzungsweise bei Ihnen nämlich. Deshalb fragen Sie keck, nachdem Sie die dicke Schwarte kursorisch nacherzählt haben, wo denn »der philosophische Esprit, der böse Witz, mit dem uns Houellebecq sonst gern überfällt«, bleibe. Und antworten sich selbst: »Doch, er ist noch da, aber spärlicher gesät als in seinen früheren Romanen, wie Dornen, versteckt unter unzähligen Blättern am Boden. Aber wehe, man tritt unvorbereitet hinein, dann schmerzt es umso mehr!«
Und haben – aua! – sogar ein Beispiel: »Verpackt in Beiläufigkeiten kommt öffentlich Beschwiegenes zu Wort: ›Es gab, das war zumindest Brunos Überzeugung, nur noch zwei Automobilmärkte, low cost und Luxusklasse, so wie es auch … nur noch zwei Gesellschaftsschichten gab, die Reichen und die Armen, die Mittelschicht hatte sich in Luft aufgelöst, und der Mittelklassewagen würde ihr bald folgen.‹ Diese Art indirekter Gesellschaftsanalyse ist Houellebecqs Stärke.«
Absolut, Herr Decker, das ist sie! Denn dass sich die Mittelschicht auflöst und die Mittelklassewagen verschwinden, ist sonst Geheimwissen, wird besonders von Sozialisten und Automobilpresse öffentlich beschwiegen. Stehen in dem Buch denn noch mehr so krasse Erkenntnisse?
Würde dann erst einmal für 622 Seiten zwischen zwei Buchdeckeln verschwinden und die Produktion des nächsten Hefts ausfallen lassen: Titanic
Ja leck uns fett, Professor Homei Miyashita!
Während wir uns noch fragten, ob der gute alte Händedruck nach der Pandemie jemals wieder »Fuß fassen« (gnihihi) könne und ob dann wohl ein öffentliches Leben ohne Mund-Nasen-Bedeckung zurückkommen wird, haben Sie längst Ihre Ärmel hochgekrempelt, in die Hände gespuckt und zum Jahreswechsel den ersten ableckbaren Fernseher vorgestellt. Damit soll endlich der uralte Menschheitstraum verwirklicht werden, Geschmäcker über den Bildschirm zu übertragen. Auch wenn das nicht hundertprozentig hygienisch klingt, läuft uns sofort das Wasser im Mund zusammen: »Chef’s Table«, »Zu Tisch in …«, »The Great British Bake Off« – bald endlich zum Greifen nah (mit der Zunge)!
Aber was, wenn dann in der Werbeunterbrechung plötzlich Persil Megaperls oder Shell Super Fuelsave E10 auf dem Gaumen erscheinen? Oder jemand schaltet unvermittelt um, und auf einmal läuft Gewichtheben, eine Moorleiche oder gar der ZDF-Fernsehgarten? Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen! Titanic
»Jugendhilfe gegen Drogen«!
Zunächst der Vollständigkeit halber: Du stehst laut Selbstauskunft »in keiner Verbindung zur Kinder- und Jugendhilfe durch öffentliche oder freie Träger nach SGB VIII«, sondern bist eine Instagram-Seite mit Onlineshop für Sticker und Shirts. Diese bedruckst Du mit Sprüchen wie »Egal ob Alkohol, Tabak oder Crack, für mich sind alle Drogen wack!«, »Ich rauche kein Weed, baller kein Speed, bin bei den Lehrern beliebt! Drogenfreier Swag, die Noten on fleek, ich bin Expertin auf diesem Gebiet!« und: »Am Glimmstängel ziehen ist nicht lit! Bleib drogenfrei und clean, das ist der Hit!«
Selten wurde Jugendsprache derart geownt. Dank Dir gehören Drogen an Schulen sicher bald der Vergangenheit an. Nichts als fette Props dafür von Titanic
Kamel-Schönheitswettbewerb-Teilnehmer!
Zugegeben: Das »King Abdulaziz Camel Festival« in Saudi-Arabien war uns bislang kein Begriff. Aber was wir bei deine-tierwelt.de darüber lasen, hat uns nicht grade vom Höcker gerissen: »Einer der Höhepunkte des Fests ist der Schönheitswettbewerb, bei dem die Züchter ihre größten und schönsten Kamele vorstellen. In diesem Jahr sorgte der Wettbewerb aber für einen Eklat: 40 Kamele wurden von ihren Haltern mit Botox verschönert.« Grund für diese Quälerei war das horrende Preisgeld, gab es doch »rund 58,5 Millionen Dollar zu gewinnen«.
Wenn sich erwachsene Menschen freiwillig Nervengift injizieren, um das facettenreiche Mienenspiel eines Helmut Schmidt zu erreichen, ist das deren Sache. Aber wehrlosen Kamelen damit auf die Pelle rücken?
Legt da die Stirn in Sorgenfalten und schickt Euch in die Wüste – ganz ohne rettende Kamele: Titanic
Und sag einmal, FAZ.net!
Unter der Überschrift »So unterschiedlich trifft die Inflation die Menschen« lesen wir: »Wenn die Preise steigen, sind die Folgen nicht für alle gleich. Es kommt auf das Einkommen an.«
Heiß. Wann folgt der Artikel: »Geht die Schere zwischen Arm und Reich auf, sind die Folgen nicht für alle gleich. Es kommt drauf an, ob man arm oder reich ist«?
Nicht sehr gespannt: Titanic
Sie, viermaliger Formel-1-Champ Sebastian Vettel,
hätten sich von der neuen Ampel-Regierung ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen gewünscht. »Natürlich bin ich deshalb enttäuscht«, brummten Sie berechtigterweise in einer Interviewstrecke der Süddeutschen Zeitung. Schließlich sind Sie zuletzt bei der Ausübung Ihres Hochgeschwindigkeitssports stets mit gutem Beispiel »voran«gefahren (2020: Platz 13, 2021: Platz 12).
Tritt bei dem Hype um Ihre Person seit jeher auf die Bremse: Titanic
Polizeiinspektion Fürth!
Leider haben wir erst kürzlich von einem Geschehnis erfahren, über das die Fürther Nachrichten im November letzten Jahres wie folgt berichteten: »Mehrere Marihuanapflanzen und Drogen entdeckte eine Polizeistreife in einer Wohnung in der Innenstadt. Bei dem Einsatz wurde ein Beamter verletzt.«
Ach herrje! Wie ist das denn passiert? Über leeren Pizzakarton gestolpert? Bei Kontakt mit versifftem Sofa Ekzem eingefangen? Beim Ermitteln zu tief an der Bong gezogen? Im plötzlichen Fressjieper Zahn an Nussschokolade angeknackst?
Wenn es um die Gesundheit geht, hört natürlich der Spaß auf. Alles Gute weiterhin Deinen unerschrockenen und tapferen Einsatzkräften! Titanic
T-online.de!
»34 Menschen von schwimmendem Eisbrocken gerettet« lesen wir bei Dir. Und jetzt sind wir noch stärker dafür, den Klimawandel aufzuhalten und das Abschmelzen dieser beeindruckenden Kerle zu verhindern. Titanic
Kim Jong-un!
Beinahe hätten wir Sie nicht wiedererkannt, so verschlankt und schier intellektuell sehen Sie jetzt aus! Neben der deutlichen Abspeckung und der neuen Frisur ist es vor allem Ihre Brille, die eine Aura brillanter Nachdenklichkeit um Ihr Antlitz zaubert. Wie sind Sie nur zu diesem sensationellen Binokel gekommen? Haben Sie einen neuen Imageberater? Lassen Sie uns raten: Heißt er etwa – K.T. zu Guttenberg? Der hätte ja viel Zeit, nachdem er nicht mehr so direkt für Wirecard tätig sein kann. Und als Sehhilfenexperte ist er unschlagbar: Mit seiner randlosen Fensterglasbrille wäre Guttenberg immerhin mal fast Bundeskanzler geworden!
Wie? Ihre Doktorarbeit an der Uni Bayreuth ist kurz vor der Fertigstellung? Irgendwas mit internationalen multilateralen Beziehungen, so genau hat man Ihnen das noch nicht gesagt? Ja schön! Und als AC/DC-DJ haben Sie auch schon heimlich geprobt, in einem Ihrer tausend persönlichen Atombunker?
Dann kann nichts mehr schiefgehen, schwört: Titanic
»Haben Hamster«, Roger Köppel,
»eine Seele?« Diese ungeklärte Frage von existentieller Tragweite stellten Sie kürzlich mit ausnahmsweise halbwegs ernster Miene, um einen Artikel Ihres Blattes Weltwoche auf Youtube zu bewerben. Das sei ein Beweis, dass man sich bei Ihnen auch mit metaphysischen Fragen befasse. »Dürfen Sie nicht verpassen!«
Nun, Köppel, wir haben es getan, nämlich es verpasst. Und deshalb haben wir unseren Redaktionshamster um seine Meinung zu Ihrem Auftritt im Netz gebeten. Woraufhin er für einen Moment seinen Lauf im Hamsterrad einstellte, sinnierend innehielt und – ebenfalls mit ernster Miene – fragte: »Hat Roger Köppel einen Knall?«
Völlig unironisch: Titanic
Christian Stückl!
»Es wird keine Lex Oberammergau geben«, diktierten Sie der SZ in den Block. Und meinten damit: Die von Ihnen inszenierten Oberammergauer Passionsspiele werden, obwohl sie unter dem Schutz des Allerhöchsten stehen, den Pandemie-Einschränkungen unterworfen und als ganz normale Theateraufführung behandelt. Was nach derzeitigem Stand heißt, dass nur jeder vierte Platz besetzt werden darf. Und somit nicht eine halbe Million Zuschauer in den Genuss des bitteren Leidens unsers HErrn Jesu Christi kommen, sondern lediglich 125 000. Was unter den 2100 Mitspielenden in Oberammergau bitteres Leiden zur Folge hat. Erstens hat sich die männliche Bevölkerung seit über einem Jahr nicht mehr rasieren dürfen. Und zweitens stehen die normalerweise sicheren Gagen von ca. 20 Millionen Euro plötzlich in den Sternen.
Was tun? Ihre über fünfstündige Splatter-Session auf ein Drittel zusammenkürzen, um die anstehenden Zuschauermassen in drei Aufführungen pro Tag durchzukriegen? Geht gar nicht, erklärten Sie: »Jesus drei Mal sterben zu lassen, jeden Tag – nein. Das ist ja Wahnsinn. Das will ich nicht machen.« Einmal am Tag ist schließlich Wahnsinn genug! Und welcher evangelikale Amerikaner fliegt schon wegen zwei Stunden Nagelei nach Munich – man will doch schließlich auf seine Kosten kommen! Ein paar monetäre Erwägungen erlaubt der Messias schon auch, nicht wahr! Schon gleich gar Ihnen und Ihren Oberammergaunern, die Sie seit 1634 alle zehn Jahre unseren Heiland so inniglich und klingelich ans Kreuz nageln! Klingelich? Na, Sie wissen schon: Wenn das Geld im Beutel klingt, die Seele in den Himmel springt (Alte Ablassweisheit)!
Kreuzkruzifix aber auch! Titanic
Rewe!
Was erblicken wir da Neues in Deinem Tiefkühlschrank? »Lekker & Anders: Türkische Pizza«. Wie bitte?! Türkische Pizza? Das ist wirklich mal anders, geradezu verrückt! Von Lahmacun haben wir gehört, ja. Aber Türkische Pizza? Und das in Deutschland! Was kommt als nächstes? Etwa Gyros oder Döner Kebab?
Stets offen fürs Exotisch-Unbekannte: Titanic