Briefe an die Leser | Juli 2019


Guten Tag, Andrea Nahles!

Wie zu lesen war, soll die Stimmung im Willy-Brandt-Haus bei Ihrem Abschied als Parteichefin traurig gewesen sein. Doch Vorsicht: So schnell, wie die SPD ihre Vorsitzenden auswechselt, dauert es keine zwölf Monate, und Sie müssen wieder ran.

Seien Sie also auf der Hut!

Kleiner Rat von Titanic

Alter Zündler Olaf Scholz!

Zum Rezo-Video auf Youtube sagten Sie dem »Tagesspiegel«: »Wir haben eine Öffentlichkeit, die viel fragmentierter ist als noch vor ein paar Jahrzehnten … Unsere Aufgabe in Politik und Medien ist es herauszufinden, wie die Bürgerinnen und Bürger, die sich um unzählige Lagerfeuer versammeln, wieder ein gemeinsames Gespräch führen können. Die Aufgabe von Politik ist es, einen Weg zu finden, irgendwie an allen Lagerfeuern präsent zu sein.«

Schlimme Vorstellung. Lagerfeuer-Gespräche mit Ihnen enden doch in der Regel damit, dass die Zuhörenden nach wenigen Minuten vor Langeweile einschlafen und kopfüber in die Glut fallen.

Vermutet: Titanic

Aber aufgemerkt, SPD-Hater!

Von links und rechts, aus Politik und Medien tönt es: Die SPD habe keine Strategie, sei kopflos, komme aus ihrer Krise nicht heraus, solle sich doch mal an den sympathischen Grünen orientieren.

Dazu müssen wir etwas klarstellen: Nur weil Ihr die Strategie der SPD nicht checkt, heißt das noch lange nicht, dass hinter dem scheinbaren Chaos keine Strategie verborgen liegt. Der langfristige Plan der SPD liegt doch auf der Hand und folgt grob der Erfolgsstrategie der Grünen. Schritt 1: Aus dem Bundestag fliegen und sich als neue APO etablieren. Schritt 2: Aktuell noch undenkbare Forderungen aufstellen, die aber bald als zukunftsweisend und richtig erkannt werden (gerechte Löhne, soziale Absicherung usw.). Schritt 3: Den Protest von der Straße in die Parlamente tragen, aber erst mal in Radikalopposition zur herrschenden grün-konservativen Einheitsmeinung gehen. Schritt 4: Etwas gemäßigter werden und in Koalitionen eintreten. Schritt 5: Sich zu sehr anpassen, die eigenen Werte bis zur Unwählbarkeit aufge… Okay, SPD-Hasser, Ihr habt Recht. Diese Partei steht am Abgrund.

Sieht es jetzt auch ein: Titanic

Landgemeinde Unstrut-Hainich!

Gebannt haben wir auf Deine Bürgermeisterwahl geblickt, durftest Du doch nur zwischen den Allerbesten wählen!

Unser Favorit war jener Politprofi, der sich auf schmierigste Art an den Bürger anbiedert: Jeremi Schmalz. Gut, als erfahrene Beobachter der Kommunalpolitik wussten wir, dass auch das Lügen zum Job eines Bürgermeisters gehört, und setzten deshalb beinahe auf Andreas Schein. Hoffnungsvoll erschien uns aber auch der parteilose Kandidat, der den gemeinen Wähler ein unbeschwertes Leben führen und von Problemen nichts mitbekommen lässt: Dietmar Ohnesorge.

Gewonnen hat dann leider der Kandidat der Freien Wähler mit dem langweiligen Namen Uwe Zehaczek. Gesundheit!

Weiterhin für jeden Unstrut – pardon! – Unsinn zu haben: Titanic

Fifa-Präsident Gianni Infantino!

Sie sind von den Delegierten des Fußball-Weltverbandes per Akklamation für vier weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Für Ihre erste Amtszeit fanden Sie dann lobende Worte: »In den vergangenen drei Jahren und vier Monaten ist aus dieser vergifteten, fast kriminellen Organisation das geworden, was sie sein soll. Eine Organisation, die sich um Fußball kümmert und den Fußball entwickelt.«

Und zu diesem Wandel zu einer letalen, vollends kriminellen Organisation beglückwünschen Sie angesichts anhaltender Medienberichte über das sklavengleiche Hausen, Schuften und Sterben auf den WM-Baustellen in Katar ebenso wenig wie zu Ihrer Wiederwahl:

die Menschenrechts-Ultras von Titanic

Wenn es, Schloss Varenholz,

am Tag der offenen Tür in Eurem Privatschulinternat einen »Überblick über das pädagogisches Konzept« gibt, sollten wir unsere lernschwache Brut da nicht besser woanders hinschicken?

Frägt mit pädagogische Expertise: Titanic

Selbst schuld daran, Edeka,

dass wir bei unserem letzten Einkauf in einer Deiner Filialen unbemerkt Ware stibitzten. Schließlich hat uns der Typ in einem Deiner Radiowerbespots explizit dazu mit den Worten »Klau’s von Edeka!« aufgefordert. Woher sollten wir denn wissen, dass er der Klaus von Edeka ist und damit bloß sich selbst meinte?!

Es grüßen: die Langfinger von Titanic

Glück gehabt, Millionenerbin Verena Bahlsen (26)!

Ein paar Tage lang mochte man denken, ganz Deutschland zerreiße sich das Maul über Ihre flapsigen Bemerkungen zu Kapitalismus, Yachten und NS-Zwangsarbeitern in der familieneigenen Keksfabrik. Doch dann kam »Horizont«, das Branchenblatt für Marketing und Werbung, und rettete unter der Schlagzeile »Wunderkind in der Medienfalle« Ihren Ruf und Ihre Ehre. Sie seien nämlich »derzeit noch hauptberuflich Gründerin des Start-ups Hermann’s«, stünden »derzeit noch nicht in der Unternehmensverantwortung« und seien »somit auch faktisch nicht der Ansprechpartner, der eine Antwort auf die Frage nach der Schuld des Unternehmens geben müsste«. Das sei vielmehr Ihr Vater. Nachdem dieser jedoch die Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte angekündigt habe und der Shitstorm vorübergerauscht sei, sei nun praktisch alles wieder in Butterkeksbutter.

Und so gab Ihnen das Werberfachblatt am Ende überdies folgende positive Botschaft mit: »Seine Tochter« – also Sie, Frau Bahlsen – »kann sich jetzt wieder auf ihr eigenes Thema konzentrieren: Mit ihrem Start-up nach nachhaltigen und sinnvollen Lebensmitteln zu suchen. Und in der Start-up-Phase sind Rückschläge auch kein K.o.-Kriterium, sondern Lernerlebnis und Basis für künftige Erfolge.«

Künftige Erfolge, wie sich ergänzen ließe, die hoffentlich üppige Budgets in die sich Ihnen mit diesem Bewerbungsschreiben als loyale Partnerin empfehlende Werbebranche spülen werden!

Würden im Tausch gegen eine schöne Markengebäckanzeige sogar mehrseitige Lobeshymnen auf Sie verfassen:

Ihre Kekskrümel von Titanic

Mahlzeit, Magazin »Easy Food«!

Wir sehen gerade, dass es von Dir eine Spezialausgabe gibt: »Flexitarian«. Aber ach, weißt Du, wir versuchen seit einigen Jahren unseren Printkonsum zu verringern, wegen der Umwelt und so, und da greifen wir wirklich nur zu besonderen Anlässen auf ausgewählte Zeitschriften zurück, okay?

Gönnt sich höchstens noch sich selbst: Titanic

Aans noch, Olaf Scholz!

Ist Ihnen bewusst, dass Sie, österreichisch gesprochen, Witzekanzler und Witzechef der SPD sind? Und es deshalb schon mal ein bisschen krachen lassen könnten? Wie? Ein Video mit einer falschen Oligarchennichte bei einer Wodka-Redbull-Orgie ist Ihnen eine Nummer zu krass? Ansonsten haben Sie sich aber schon das eine oder andre einfallen lassen? Heimlich mitgeschnittene Tonaufnahmen, wie Sie in der Kabinettssitzung zwischen Merkel und Seehofer deutlich vernehmbar einen fahren lassen? Ein klammheimlich hinterm Komma versteckter Zahlendreher im nächsten Bundeshaushalt? Von Ihnen, dem verantwortlichen Bundesminister der Finanzen, mit fein-verschmitztem hanseatischen Lächeln vorgelegt? Und in zwanzig Jahren in Ihren Memoiren im Nachhinein kackdreist enthüllt?

Uns schwant jetzt schon: Wenn Sie weiterhin derart über die Stränge schlagen, dann – werden Sie noch Bundeskanzler!

Von Witzblatt zu Witzekanzler: Titanic

Nur interessehalber, christliche Rocker-Gang »True Live«:

Vier von Euch, die Ihr bevorzugt in Baden-Württemberg herumknattert, haben einen anderen Rocker »im Streit um Glaubensfragen« niedergestochen.

Zu gern wüssten wir jetzt, welcher Teil Eurer Doppelreligion Ursache der Auseinandersetzung war: Ging es um das alte Chopper-vs.-Enduro-Schisma oder um die Frage, ob das »nicht« in »Du sollst nicht töten!« ironisch gemeint ist (oder nicht)?

Sieh dich vor, Christ mit Zwei-Takt-Motor! Titanic

Bürgermeisteranwärterin Katharina Fegebank!

»Warum liebt Hamburg plötzlich die Grünen?« fragte Sie die »Hamburger Morgenpost« nach den letzten Bezirkswahlen zum Höhenflug Ihrer Partei – und Sie präsentierten den stilbewussten Hanseaten einen ersten Anlass, an dieser Zuneigung zu zweifeln. Sie wagten es nämlich, sich für das Interview in einem knallroten Kleid ablichten zu lassen. Als ob es nicht reichen würde, wenn Sie den Sozialdemokraten die Stimmen rauben, jetzt nehmen Sie ihnen auch noch die Farbe weg.

Pfui! Titanic

Wir kennen das, Sebastian Fitzek,

was Sie dem MDR versicherten: »Ich gehe als Autor durchs Leben, also auch immer als Ideensucher.« Das tun wir TITANIC-Autoren ja ebenso! Weiter im Text: »Wenn man nach verhaltensauffälligen Menschen oder skurrilen Begebenheiten Ausschau hält, sieht man die auch auf einmal sehr viel häufiger als jemand, der mit einem gesunden Verdrängungsmechanismus ausgestattet ist.« Ja, Herr Fitzek, sooo relatable! Außerdem seien Sie »der festen Überzeugung, dass jedem etwas passiert oder jeder etwas sieht, das einen theoretisch zum Schreiben eines Psychothrillers verleiten könnte«.

Gewiss, gewiss. Wir schreiben zwar meist Satire-Briefchen und nicht, wie Sie, Psychothriller – doch hätten wir einen gesunden Verdrängungsmechanismus wie jeder ganz normale Depp, wären wir nicht gezwungen, Ihnen hier noch dies mitzuteilen: Wir halten Sie für einen enormen Esel, der in endlos langen Interviews Allgemeinplätze und Schriftstellerphrasen vor sich hin blubbert.

Kollegial: Titanic

Sächsischer Justizminister Sebastian Gemkow (CDU)!

Als Sprecher der CDU-geführten Bundesländer gegen den Antrag Niedersachsens, das Containern zu legalisieren, haben Sie am fürsorglichsten argumentiert. In einem Fünf-Sterne-Hotel in Travemünde meinte es empathisch aus Ihnen: »Wir wollen nicht, dass sich Menschen in eine solche menschenunwürdige und hygienisch problematische Situation begeben.«

Weil es auch kein Gesetz gibt, das Menschen vor der menschenunwürdigen Situation schützt, Essen aus dem Müll holen zu müssen? Oder weil Sie, Gemkow, sich aus Solidarität ein bisschen schmutzig fühlen wollen, indem Sie den Armen sogar die Brosamen der Wegwerfgesellschaft verweigern? Oder geht es Ihnen schlicht um Entmündigung derer, die auf Mundraub angewiesen sind?

Fragt mit schlechtem Appetit: Titanic

Mööööp, Annalena Baerbock (Grüne)!

Was sind Sie eigentlich für eine? Ausweislich Ihrer letzten Auftritte eine, die anscheinend bei Meister Söder in die Lehre gegangen ist (s. S. 9) und gerne Metaphern aus dem Automobilbereich verwendet. Die Klimapolitik müsse »international Leitplanken setzen«, sprachen Sie auf einem Kongress Anfang Juni. Eine »CO2-Bremse (!) im Grundgesetz« forderten Sie kurz davor im »Tagesspiegel«. Und im ZDF-Morgeninterview stellten Sie klar, dass Ihre Partei »kein Reserverad« sei.

Letzteres zumindest leuchtet ein: Reserveräder haben in der Regel unverbrauchte Profile.

Heute mal flach: Titanic

Mahlzeit, werte Buchmacher vom Be.bra-Verlag!

Was genau ist eigentlich das Verrückte an dem »Verrücktesten Kochbuch aller Zeiten«, das Ihr in Eurer Verlagsvorschau ankündigt? Dass in »Das letzte Gericht. Was berühmte Menschen zum Schluss verspeist haben« Rezepte von letzten Mahlzeiten bekannter Menschen wie Che Guevara (Erdnusssuppe), Freddy Mercury (Sandwich mit Tee), Katharine Hepburn (Schokoküchlein) oder Dirk Bach (Rinderfilet) verzeichnet sind? Oder dass der Autor Richard Fasten heißt? Und somit ganz nebenbei einen Weg zu einem längeren Leben weist.

Lang lebe die Buchbranche! Titanic

Keine Sorge, Moon Jae-in!

Ihre Zustimmungswerte als südkoreanischer Präsident sinken zwar gerade, und Ihre liberalen Marktreformbestrebungen wollen auch nicht so recht vorankommen, doch das alles hat einen einfachen Grund: Momentan, da wir Ihnen dies schreiben, ist abnehmender Moon, aber schon kommt der Neumoon, und mit Ihnen geht es wieder bergauf!

Sternklare Analyse von Titanic

Ulm!

»Du kannst nicht beides haben?« steht fett gelettert auf Anzeigen Deiner neuen Image-Kampagne. Ja, aber was denn »beides«? Die Auflösung folgt: »Doch: In Ulm/Neu-Ulm! Erlebe hier Bayern und Schwaben zusammen in der Zweilandstadt.« Ja, wirklich? Bayern und Schwaben in einer Stadt? Ist das möglich? Wovon wir nur zu träumen wagten, wird endlich wahr! Sodom und Gomorrha! Hoffentlich lässt sich unser Bali-Urlaub noch umbuchen. Aber im Ernst: Auch eine weniger depperte Kampagne würde uns nicht in Dein doppelt versaubeuteltes Nest locken.

Huch! War das jetzt Spott und Hohn? Genau! Denn bei uns, liebes Ulm, kannst Du beides haben!

Pfiati und ade! Titanic

Eins noch, Ulm!

Liegt Dein bayrischer Teil nicht sowieso auch in Schwaben, weil selbiges die Weißwurstgrenze überlappt? Müsste es in Deiner sicher monatelang ausgetüftelten Kampagne also nicht »Bayern und Baden-Württemberg« heißen statt »Bayern und Schwaben«?

Fragen die Klugscheißerle von Titanic

Pater Romano Christen,

Sie sind Direktor des Bonner Collegium Albertinum. In Ihrem Vortrag »Die Frage des Umgangs mit homosexuellen Tendenzen« erklärten Sie vor Theologiestudenten die Schwierigkeit des Themas damit, dass »eine gewisse Lobby zielstrebig und intransigent« die allgemeine Mentalität radikal umgeformt habe: »Anders als der Mainstream mittlerweile denkt, ist Homosexualität nicht angeboren, sondern die Folge einer psychologischen (Fehl-)Entwicklung, die in der Kindheit oder Jugend stattfindet und zu einem Geschlechtsminderwertigkeitskomplex führt.«

»Ist Homosexualität therapierbar?« fragten Sie sodann und antworteten: »Auch wenn sie von der Schwulen-Lobby regelrecht dämonisiert werden, gibt es Therapien und Männer, die sie erfolgreich bestanden haben. Der Weg ist hart und nicht immer erfolgreich.« Der christliche Glaube sei jedenfalls die »wirksamste Kraft« zur »inneren Heilung und Reifung«.

Und wenn die nicht hilft, Pater, gibt’s immer noch die gute alte Lobotomie, was? Einfach das Homozentrum raussticheln, und fertig ist der heterosexuelle Priesteranwärter, der vor lauter Freude aufs Zölibat mit dem Taschenbillard gar nicht mehr aufhören kann!

Fehlentwickelte Grüße Titanic

Töff-töff, Markus Söder!

»Wir brauchen eine Art geistige Druckbetankung beim Thema Automobil in Deutschland«, sagten Sie bei einer Pressekonferenz zur Zukunft der deutschen Kraftfahrzeugindustrie. Und da sind wir ganz bei Ihnen, Söder. Wir wissen zwar nicht, ob »geistige Druckbetankung« bei der Nuckelpinne in Ihrer Hirngarage noch etwas bringt, aber einen Versuch ist es sicher wert. Apropos: Kann es sein, dass Sie schon eine ganze Weile mit losem Tankdeckel durch die Gegend gondeln? Lassen Sie das doch mal überprüfen! Und wenn Sie bei der Gelegenheit noch Ihre Kopfdichtung checken und die lockeren Schrauben nachziehen ließen, täte das bestimmt nicht schaden, meinen Ihre Mechanikerinnen vom Kfz-Meisterbetrieb Titanic

Göttlicher Rewe,

verrätst Du uns bitte, was die geheime Zutat Deines Smoothies »Pink Flamingo« ist? Der Farbe nach kann es jedenfalls nicht das sein, woran wir denken.

Deine Cineasten von Titanic

Fleischhauer, Broder, Martenstein et al.!

Habt Ihr Euch schon mal selbstkritisch gefragt, ob Ihr es vielleicht wart, die mit dem ständigen Gezeter über »Öko- und Meinungsdiktatur«, dem dauernden Geseier über »Bevormundung« und »Political Correctness« sowie dem sterbenslangweiligen Bashing von »Gutmenschen« und »Bahnhofsklatschern« die Wähler den Grünen erst scharenweise in die Arme getrieben habt? So dass die Partei, der Demoskopie zufolge, derzeit bei etwa 25 Prozent liegt – und in einer frischen Forsa-Umfrage sogar bei 26 Prozent und damit noch vor der Union?

Und habt Ihr in einer schwachen Stunde vielleicht mal reflektiert, dass Ihr viele offene Grünensympathisanten mit Euren öden Billigvorwürfen richtiggehend radikalisiert und viele heimliche Ökofreunde womöglich überhaupt erst aus der Deckung gelockt habt? Dass Eure monotone, pauschale Diffamierung der Grünen als »Islamversteher«, »Fleischverbieter« und »Kinderschänder« die Menschen draußen im Land nicht nur stumpf und gleichgültig gegen Eure Totschlagargumente gemacht hat, sondern regelrecht ärgerlich über so viel demagogische Einfallslosigkeit auf Eurer Seite? So dass in Zukunft jeder denkende und fühlende Zeitgenosse selbstverständlich mit Freuden jene Ökodiktaturverbotspartei wählen möchte, die Euch irgendwann, auch wenn das eventuell nicht herkömmlichen demokratischen Spielregeln entspricht, endlich das Maul verbietet, und zwar ein für alle Mal?

Habt Ihr aber nicht, ne? Weil Ihr’s mit dem Denken und der Selbstkritik ja ohnehin nicht so habt, sondern eher mit dem Reflex und dem Ressentiment?

Dachte sich’s schon: Titanic

Wobei Du, Fleischi,

ja nun Deine, schnüff!, letzten »Schwarzen Kanal«-Meinungsteilchen abgesondert hast. In einer davon töntest Du anlässlich einer Anleitung für besseren Sprachgebrauch – lieber »Klimakrise« statt »Klimawandel« schreiben –, die der »Guardian« seinen Mitarbeitern hat zukommen lassen: »Ich bin froh, dass ich nicht beim ›Guardian‹ arbeite.«

Glaub uns, der »Guardian« dürfte darüber genauso froh sein wie Du. Viel Spaß beim Arschfocus! Titanic

Ei, ei, Canali!

Auf Facebook wirbst Du, 1934 gegründeter Modehersteller aus Italien, für Deine neue »SS Collection« unter anderem mit einem braunen Rucksack. Ist das nur ein bisschen Camouflage, um nicht gleich mit der viel berühmteren Original-SS-Uniformfarbe Schwarz auf dem Catwalk einzumarschieren? Fragt für einen modeinteressierten Freund: Titanic

Hi, Elon Musk!

helping make the world environmentally sustainable«, wollen also die Welt umweltverträglicher machen (so die Übersetzung der Philologen bei Faz.net). Als Sie damit begannen, Autos ins All zu schießen, war das sicher ein erster Schritt, die Erde von nutzlosem Schrott zu befreien. Aber wie wollen Sie die Welt dazu bringen, sich so zu benehmen, dass sie länger hält? Am besten machen Sie der Erde mit einem Tesla-Flammenwerfer mal ordentlich Feuer unter ihrem viel zu großen Hintern. Oder, noch besser, Sie schießen sich baldigst selber ganz, ganz weit weg.

Raten Ihre Umweltberater von Titanic

Ina Tenz!

Sie sind seit zwanzig Jahren Programmdirektorin im Hörfunk und wollen bei Antenne Bayern jetzt ein Lied von Sarah Connor ohne den ersten Satz senden, denn der Satz lautet: »Vincent kriegt keinen hoch, wenn er an Mädchen denkt.« Denn Vincent ist jung und schwul, weiß es aber noch nicht. Ein Song mithin, der Mut machen soll usw.

Was Sie nun daran stört? »Als erwachsene Frau gar nichts, aber als Mutter. Ich habe einen neunjährigen Sohn, und wenn er diesen Song im Radio hören und mich dann fragen würde, was diese erste Zeile bedeutet, dann möchte ich mit meinem Sohn nicht im Auto irgendwo auf dem Weg von der Schule zum Gitarrenunterricht über dieses Thema sprechen.«

Aber, Frau Tenz: Wo Sie doch nun so schön dem Klischee der sehr erwachsenen, sehr besorgten Karrieremutter und Elterntaxifahrerin entsprechen, da wird der Sohnemann auch das Klischee bedienen, wonach Neunjährige schon wissen, was ein Porno ist. Meinen S’ nicht auch?

Jederzeit gesprächsbereit: Titanic

Frédéric Schwilden, Feuilletonist der guten Laune!

Sicher haben sich besorgte Mittelstandseltern von Ihnen eine fachkundige Meinung zum angesagten Rapper Capital Bra erhofft, als Sie dessen Œuvre in der »Welt« unter die Lupe nahmen. Und sicher waren diese beruhigt, als sie lesen durften, dass ihre Sprösslinge dem modernen Schiller auf den Spuren sind: »In dem ›Ich will euch alle ficken‹ steckt jedenfalls nichts anderes als das Prinzip der universellen Menschenrechte, die für alle gelten.«

Wir wiederum raten Ihnen, schleunigst mit dem Drogenkonsum aufzuhören, und pochen auf unser Menschenrecht, von Ihnen in Ruhe gelassen zu werden. Titanic

Lieber Cornelius Pollmer (SZ)!

Sie finden, die AfD-Herrschaft im Osten solle man nicht herbeireden: »Kleiner Spickzettel: Wenn irgendwo ein Drittel der Leute rechts wählt, heißt das noch immer, dass zwei Drittel es nicht tun.«

Genau. Als im März 1933 43,9 Prozent den Führer wählten, hieß das gottlob ebenfalls, dass es 56,1 Prozent nicht taten. Puh!

Kleiner Spickzettel von Titanic

High five, Hans-Christian Ströbele!

»Politik ist sein Marihuana«, titelte die Taz neulich über Sie. Was bedeutet das? Bekommen Sie von Parlamentsdebatten manchmal einen Lachflash? Oder hocken Sie, wenn Sie zuviel erwischt haben, auch schon mal in Gedanken stumm versunken in der Ecke und starren mit erweiterten Pupillen an die Wand? Labern Sie ohne Punkt und Komma? Macht die Droge Sie an anderen Tagen matt und energielos?

Dann geht es Ihnen im Prinzip wie uns. Mit dem Unterschied, dass Sie nun schon seit Jahrzehnten drauf sind. Seit Ihrem Ausscheiden aus dem Parlament haben Sie Ihren Konsum zwar deutlich gedrosselt, ganz »ohne« kommen Sie jedoch nach eigenen Aussagen wohl immer noch nicht aus.

Aber sehen Sie es mal positiv: Immerhin müssen Sie nun nicht mehr rund um die Uhr dauerbreit in Sitzungen oder bei Demonstrationen abhängen, das ist doch für Ihre Verhältnisse schon nicht schlecht. Meinen Ihre Drogenberater von Titanic

Wooligans!

Auf Eurer Website www.wooligans.net gebt Ihr Euch als eine ganz harmlose Gruppe von Menschen aus, die gemeinsam für Obdachlose stricken und häkeln. Aber darauf fallen wir nicht herein. In Wahrheit ist Eure Masche doch die, dass Ihr potentielle Gegner so lange provoziert, bis sie mit Euch in die Wolle geraten. Sobald es soweit ist, knöpft Ihr sie Euch vor und verklöppelt sie nach Stich und Faden. Was Euch natürlich leichtfällt, da Ihr ja alle voll auf Stoff seid.

Aber seid gewarnt, Wooligans: Eines Tages werdet auch Ihr auf einen überlegenen Gegner stoßen, der Euch das Maul stopft. Und zwar im Nähkampf!

Glaubt jedenfalls: Titanic

Also nee, Phishing-Mail-Versender dbaluffo@famp.es,

Du behauptest allen Ernstes: »Aufgrund einer anschwellenden Betrugswelle haben wir unsere Betrugssysteme erweitert und verstärkt. Zur Aktivierung ist eine Bestätigung Ihrer Daten notwendig.«

Und dann drohst Du auch noch mit zusätzlichen Kosten, die entstünden, wenn unsere Daten, die wir natürlich vollständig und wahrheitsgemäß unter dem in der Mail angelegten Link eintragen sollen, nicht mit den hinterlegten übereinstimmen würden. Das ist doch aber genau das alte Betrugssystem wie früher, also weder erweitert noch verstärkt. Da lässt Du Dir doch noch was einfallen, oder?

Empfiehlt vollständig und wahrheitsgemäß sowie in Übereinstimmung mit allen hinterlegten Daten, allerdings eben kostenfrei: Titanic

Psychoanalytiker und Publizist Carlo Strenger!

Angeblich gehen Sie in Ihrem neuen Buch »Diese verdammten liberalen Eliten« mit diesen verdammten liberalen Eliten, zu denen Sie ja selbst gehören, streng ins Gericht. Doch nach der Lektüre fragen wir uns eins verdammt noch mal schon: Warum nicht noch viel strenger, Strenger?

Illiberal: Titanic

Hach, Pop-Göttin Shakira (»Hips Don’t Lie«)!

Sie haben vor einem Gericht in Spanien den Vorwurf des Steuerbetrugs in Höhe von 14,5 Millionen Euro zurückgewiesen. Trotz unserer nur rudimentären Spanischkenntnisse dürfte Ihre Verteidigung absolut glaubhaft gewesen sein, denn wie könnten diese Hüften lügen?

»Freispruch!« schmachtet: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt