Briefe an die Leser | Oktober 2008


Ralf Wiegand c/o »SZ«!

Und wenn die deutschen Schwimmer bei den Olympischen Spielen in Peking versagen und »wir Medien« darüber schimpfen und klagen, was macht dann Franziska van Almsick? »Die ARD-Schöne, das Haar nofretetig auf die cleopatrahaften Wangenknochen fallend, gemahnte zur Einhalt.«
Soso. Wer in Ihrer überhaupt ­immer besser werdenden Sportredaktion hat aber Sie, Ralf Wiegand, zur Einfalt gemahnt? Hm?
Mit Gruß aus dem absoluten Einhalteverbot:

Titanic

Oliver Kahn!

Schön auch, daß neben den biederen Kaspern Delling und Netzer nun auch Sie und Kerner durch die wunderliche Welt des Spitzenfußballs führen werden. Wie wir der Presse entnehmen, sind Sie beide auch schon ganz dicke und per Du – so bleibt nur zu hoffen, daß Sie uns demnächst nicht, naja, gemeinsam das Ohr abkauen! Haha!
So, das war’s:

Titanic

Peter Hahne!

Endlich haben Sie mal wieder ein Machtwort gesprochen und den Sittenverfall beklagt: »Die sprichwörtliche Gürtellinie hat ausgedient, keine Niveau-Latte des Geschmacks kann so tief gelegt werden, als daß es nicht immer noch Leuten gelingt, mühelos darunter herzukommen.« Nämlich Leuten wie Ihnen, die sich ausgerechnet in dem alten Schmuddelblatt Bild am Sonntag als Anwälte einer guten Kinderstube gebärden: »Die Unkultur der Gossensprache ist das Ende von Zivilisation.«
Also schweigen wir lieber. Sie würden uns ja doch nicht glauben, lieber Peter Hahne, was wir von einer Zivilisation halten, die zu ihrem Schutz auf einen BamS-Kolumnisten angewiesen ist.
Mit stillem Gruß:

Titanic

Carlos Gutierrez, US-Handelsminister!

Sie haben dem Spiegel das schicke Merksätzchen autorisiert: »Ich verstehe nicht, wie man für Arbeitsplätze sein kann – und gegen Kapitalismus.« Schön. Wir dagegen verstehen nicht, wie man für Klimaschutz, aber gegen Geländewagen, für Abstinenz, aber gegen die CSU sein und wie man Handelsminister der führenden kapitalistischen Nation werden kann, ohne einfachste Statistiken lesen zu können.
Oder vielleicht gerade deswegen?
Ihre Vollbeschäftigen auf der

Titanic

Michael Castritius!

Sie arbeiten für den RBB in ­Mexiko und erklärten uns während Olympia, warum diese Neger von dieser Insel da immer so schnell laufen: »Reggae, sanft schwingende Hängematten, süßliche Marihuana-Schwaden und relaxte Rastas – das alles ist Jamaika, vermutlich aber nur zehn Prozent. Der Rest ist überraschend konservativ und eben: schnell.« So also funktioniert Jamaika: Zehn Prozent fläzen sich bekifft in ihren Hänge­matten, während der konservative Rest wie irre durch die Gegend rennt. Aber warum machen die das bloß? »Sklaverei war brutale Selektion: Schon in Afrika wurden nur die kräftigsten Männer und Frauen ausgewählt und verschleppt. Von denen überlebten wiederum nur die widerstandsfähigsten die höllische Überfahrt im Bauch der Sklavenschiffe. Vor allem auf den Zuckerplantagen mußten sie dann schwerste, muskelfördernde Arbeiten verrichten, bis zu 18 Stunden am Tag. Zu schlechter Letzt haben viele Plantagen-Besitzer ihre körperlich besten Sklaven als ›Deckhengste‹ mißbraucht und sie den stärksten Frauen zugeführt. Menschenzucht – Muskelzucht. Grausame Geschichte – vielleicht mit goldenen, olympischen Spätfolgen.«
Das ist, Michael Castritius, zweifellos kulturhistorisch fundiert angewandte Evolutionstheorie und nicht etwa die Kompensation eines Minderwertigkeitskomplexes – zumindest ließe Ihr Name ja spekulieren, daß Ihre Ahnen eher seltener als Deckhengste eingesetzt wurden. Aber ­sagen Sie, wo Sie schon für die deutschen Ostgebiete berichten: Das, was die Systempresse da immer als »Übergriffe« und »ausländerfeind­liche Attacken« bezeichnet – das ist doch in Wirklichkeit nur zukunfts­orientierte Sportförderung Ihrer Landsleute, nein? Während Sie schön bekifft in Ihrer Hängematte in Mexico City liegen!
Gets up, stands up:

Titanic

Dunja Hayali (ZDF)!

Den Vertrag zwischen den USA und Polen, der den USA erlaubt, auf polnischem Staatsgebiet Abfang­raketen aufzustellen, erklärten Sie den Zuschauern im Nachrichtenteil des Heute-Journals so: »Mit Hilfe dieser Abfang­raketen wollen die USA sich gegen Angriffe von Schurkenstaaten wie Iran schützen« – und das war weder als Zitat von George W. Bush kenntlich gemacht, noch irgendwie indirekte Rede, auch in die Luft gesprochene Gänsefüßchen um das Wort »Schurkenstaaten« waren nicht zu hören. Werden also die USA nächstens und laut ZDF gegen Putins Reich des Bösen einen gerechten Krieg führen? Und wann wird endlich gegen Sozialschmarotzer vorgegangen?
Wir hören dann wohl von Ihnen.

Titanic

Noch was, Maffay!

Man hört, daß auch Sie bald im Berliner Wachsfigurenkabinett zu sehen sind. Das ist natürlich auch ökonomisch günstig, denn viel Wachs wird für Ihre Figur ja nicht draufgegangen sein – und das meiste doch sicherlich für die Warze, hähä!
Verbeugt sich vor Ihnen:

Titanic

Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)!

»Schritt zur Abrüstung – wieder einer weniger« steht völlig zutreffend auf einem Plakat Deines Landesverbands Berlin-Brandenburg, das drei lebende Bundeswehrsoldaten mit dem Sarg eines toten Kameraden zeigt. Warum aber distanzierst Du Dich nun davon und schimpfst »Zynismus«? Weil Du dem Zynismus der deutschen Politikerbagage aus SPD und CDU auf den Leim gegangen bist: einen »Schlag ins Gesicht unserer Soldaten, die ihr Leben für die Freiheit Deutschlands einsetzen«, meint Kriegsminister Jung (CDU) in dem Plakat zu erkennen, Wehrbeauftragter Reinhold Robbe (SPD) ist der Ansicht, es sei »eine menschenverachtende Geschmacklosigkeit, die nicht mehr zu überbieten ist«, und der lebende Gegenbeweis für diese These, Roland Koch (Hessen), versteigt sich zu der Behauptung, das Plakat zeige »ein Ausmaß an Unmenschlichkeit, ja Menschenverachtung, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte«.
Nun ist die Tatsache, daß Staaten in einer kapitalistisch verfaßten Welt ständig Menschen zum Töten anderer Menschen ausbilden und diese dann, unter welchem Vorwand auch immer, in irgendwelche Kriege um Einflußsphären und Rohstoffe schicken, für sich genommen auch nicht gerade menschenfreundlich und supernett und so; aber um das zu erkennen, darf man halt weder ein deutscher Politiker noch ein Sprecher der DFG-VK sein, nicht wahr?
Dein Schlag ins Gesicht

Titanic

»Bild«!

Unter der Überschrift »Das müssen Sie über Waschstraßen wissen« gabst Du Deinen 11,5 Millionen Lesern jetzt den absoluten Spitzengeheimtip: »Sind die Waschelemente schmutzig, die Bürsten brüchig und stinkt es nach faulen Eiern oder Chlor, sollten Sie sofort weiterfahren!« Voll gebongt! Vermutlich sollte man auch, wenn man ein Restaurant betritt und es schlägt einem penetranter Fäkaliengestank entgegen, erst mal skeptisch sein. Und wenn man an Weihnachten in die Christmette geht und es tanzen zwei Dutzend nackte Teufel um den Altar, da sollte man wohl auch vorsichtshalber mal nicht gleich niederknien, stimmt’s? Genauso wie man ja auch am Zeitungskiosk, wenn man den Untertitel »unabhängig, überparteilich« sieht, dem Nichtkauf­instinkt immer folgen sollte, gelle?
Immer clever durchs Leben:

Titanic

Mensch, Peter Maffay!

Da gaben Sie den Berliner Unterwäscheschnüfflern von der B.Z. ein Interview, in dem Sie sich auch nach Ihren Erfahrungen mit Groupies befragen ließen; indes: »One-Night-Stands waren nie mein Thema. Wenn ich in einer Beziehung steckte, dann war ich wirklich drin.« Was sicher nur ähnlich unglücklich formuliert ist wie die Überschrift des Gesprächs: »Die Lederjacke hat mich hart gemacht.« Denn das ist natürlich ganz anders gemeint und eine Antwort auf die Frage: »Sind Sie weicher geworden?«, worauf Sie antworten: »Ich war schon die ganze Zeit weich. Diese harte Schale hat man mir nur angedichtet.« Und wissen Sie, Maffay, was: Daß bei Ihnen innen drin einiges ganz weich ist – das war uns eigentlich schon immer klar, Lederjacke hin oder her.
Hartschalig:

Titanic

Junge Union Ingolstadt!

Das war vielleicht eine Pfundsgaudi, wie Du die Sahra Wagenknecht in Deiner Stadt empfangen hast! Mit einer symbolischen Berliner Mauer inklusive Stacheldraht vor der Gaststätte, in der das Kommunistenweib seine ausgschamte Wahlkampfrede halten sollte! Wie da Dein kompletter JU-Kader in blauen Polohemden vor dem Versammlungslokal eine ganze Palette grauer Betonsteine ablud, die sodann, wenn auch ohne Mörtel, zu einer 1,50 Meter hohen Mauer aufgeschichtet und mit Stacheldraht gekrönt wurden. Was für eine pfiffige politische Aktion! Und der Gipfel: Als tatsächlich ein Zivilbulle die fehlende Anmeldung monierte, erklärtest Du ihm, es handle sich um eine Spontandemonstration, was angesichts von Lkw, 60 Betonsteinen, Stacheldraht und passendem Plakat ja direttamente an Walter Ulbricht sel. anno 1961 gemahnte, der ja auch erst nicht die Absicht hatte, eine Mauer zu errichten. Und wie wird Sahra Wagenknecht (Jahrgang 1969) seither in ihren politischen Grundfesten erschüttert, wie werden ihre leichtgläubigen Sympathisanten zum Nach-, ja zum Umdenken gekommen sein!
Wir sind schon gespannt, was Du, Junge Union Ingolstadt, das nächste Mal spielen wirst: Schießbefehl? 17. Juni? Oder Stasi-Räuber und JU-Gendarm? Auf jeden Fall erwarten wir, daß Du beim nächsten Mauerbau Nägel mit Köpfen machst und nicht wieder den Mörtel vergißt. Mörtel macht man übrigens aus einem Bindemittel wie Gips oder Kalk; aber das ist bei Dir ja reichlich vorhanden!
Schon an der Schüppe:

Titanic

Du, »Welt am Sonntag«-Feuilleton-Redakteur,

hast es also angezeigt gefunden, eine allsonntägliche Reihe über »Schöne Menschen« vollzufabulieren; und während Dir zwar jede »Art von moralischer Überheblichkeit« fremd ist, hast Du aber offenbar doch ein ganz klares, ganz Welt-affines Weltbild: »Auch ich fände eine Nacht mit Umberto Eco, Hans Magnus Enzensberger oder David Bowie stimulierend, wenn es aber um Begehren, Neid und visuelles Staunen geht, führt kein Weg an Gisele Bündchen vorbei.«
Soso: Begehren, Neid und visuelles Staunen – das hätte man aber auch noch ein bißchen springeresker formulieren können: »Wissenschaft, Dichtung und Musik, gut und schön – aber was will ich damit, wenn ich auch ficken kann?« Wo Sie schon ­Adriano Sack heißen!
Kraulende Grüße von

Titanic

Außerdem, Regener:

Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, daß Sie auf den nicht eben wenigen Porträtaufnahmen und sonstigen Abbildungen in all den Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen einen fast identischen Gesichtsausdruck zur Schau stellen? Wie sieben Tage Regenwetter, als hätte Sie der Esel im Galopp verloren!
Mensch, Svenni: Sie als Vorsteher einer Kultband, und Ihre Bücher gehen über die Theke wie flüssig Brot an einem Sommerabend. Sie sind reich, berühmt und nicht zum Weglaufen häßlich – dann lachen Sie doch auch mal! Ist das denn zuviel verlangt?
Lachen Sie! Jetzt auf der Stelle!
Harrend:

Titanic

Und wenn, Roger Willemsen,

jemand für die Zeitschrift Epoc (»Geschichte, Archäologie, Kultur«) mit seinem Porträtfoto und den Worten »Ich lese Epoc, weil hier die Vergangenheit auf den neuesten Stand gebracht wird – und weil nichts an der Geschichte so fesselt wie Geschichten« wirbt, dann muß er auf irgendeine Weise prominent sein.
Wenn dieser Prominente meint, daß er das Geld, das er für diese Werbung erhält, nicht nötig hat, dann spendet er es, z. B. an den Afghanischen Frauenverein e.V. Wenn der Prominente Roger Willemsen heißt, dann sorgt er dafür, daß die großzügige Honorarüberlassung auch am Rand der Werbeanzeige erwähnt wird, damit alle wissen, daß er der unbestechliche, selbstlose und menschenfreundliche Roger Willemsen ist und nicht etwa einer, der wirklich keine Gelegenheit ausläßt, sein Gesicht in eine Kamera zu halten.
Face it!

Titanic

Wenn man, Sven Regener,

ein neues Buch auf den Markt bringt, muß man trommeln, keine Frage. Und wir wollen auch gar nicht über wolhlfeile Sätze wie »Nichts gegen ein bißchen DDR-Nostalgie, aber das war natürlich der letzte Scheiß« reden, aber wenn Sie ein so vehementer Zonen-Verächter sind, warum geben Sie dann zum Start Ihres neuen Buches überall, ja wirklich: überall Regener-Interviews? So daß man sich an die Allgegenwart Honeckers in DDR-Medien erinnert fühlt?
Sagen Sie selbst!

Titanic

Hartmut Nolte, »Mindener Tageblatt«!

»Heute Sachbeschädigung, frü­­her Majestätsbeleidigung. Das ist die ­Anklage, die dem droht, der am ­Donnerstag für einen befleckten Kurfüsten am Wesertor gesorgt hat«, auf deutsch: Was früher noch unter Majestätsbeleidigung gefallen ist, nämlich einen Farbbeutel auf ein Denkmal zu werfen, ist heutzutage nur Sachbeschädigung; leider: »Die Strafen für solche Missetat wären vor 100 Jahren ganz anders ausgefallen als zum Beginn des 21. Jahrhunderts, und es gibt sicherlich Menschen in Minden, die dem Farbschmierer eher die zu Kaisers Zeiten verhängte Strafe gewünscht haben ... Gut, daß diese Schande abwaschbar ist. Was steht auf der Platte an diesem Denkmal: Gedenke, daß du ein Deutscher bist. Das gilt für alle«, also jedenfalls für alle, die für Hochverratsvergehen wie der Kanzlerin einen Bart malen oder an ein Bismarckdenkmal pinkeln gerne »Gefängniß nicht unter zwei Monaten« bzw. »Festungshaft bis zu fünf Jahren« sähen (Reichsstrafgesetzbuch v. 1871); und sich überhaupt in Gesellschaft von aufrechten Schand- und Schundpropheten wie Ihnen, Hartmut Nolte, zu Hause fühlen.
Gilt für alle:

Titanic

Eure, GMX, Web.de und 1&1,

Bildergalerie: »Krebs bei Promis« in der Rubrik »Unterhaltung« war ja tatsächlich mal was »anderes« als die üblichen Fotostrecken von den zwar nicht brust-, aber immerhin hirnamputierten Brechplunzen P. Hilton und A. Winehouse. Davon kriegen wir nämlich langsam Augenkrebs!
Im übrigen weiter »so«:

Titanic

John McCain!

Anläßlich der kleinen Meinungsverschiedenheit zwischen Rußland und Georgien haben Sie dem Putin zur Freude des US-Wählers aber mal so richtig den Marsch geblasen: Zwar seien Sie an guten Beziehungen mit Rußland interessiert, »but in the twenty-first century, nations don’t invade other nations«.
Well, McCain, alter Pazifist: Die Wette gilt!
Ihre Zeitkritiker von

Titanic

Sie nun, Frau Politprofessorin Annette Zimmer,

gaben im Spiegel-Interview zum Thema »Frauenkarrieren in der Forschung« neben einigem anderen Unsinn auf die klassische Frage, wie Kind und Karriere vereinbart werden könnten, zu Protokoll: »Wir sollten uns in diesem Fall ein Beispiel an der Türkei nehmen. Auch in Polen und in Südamerika gibt es relativ viele Professorinnen. Das hängt damit zusammen, daß die Gesellschaft dort stärker in sozialen Klassen organisiert ist. Wer zur gehobenen Mittelschicht gehört, hat Hilfen für Haushalt, Kinder und Garten. Das ist dort völlig akzeptiert. Hier ist das ganz anders. Sie können ja nicht mal die Kosten für eine Haushaltshilfe voll von der Steuer absetzen.«
Eh bien – nach Ihrer, Frau Zimmer, Logik ist Emanzipation also nur in einer Klassengesellschaft möglich und also nur eine Option für Frauen der besseren Kreise, während die Unterschicht den Dreck wegmacht. Und das als Professorin für Sozialpolitik! Haha, ist ja ulkig!
Aber wozu hat man schließlich einen Schwerpunkt in Interessengruppenforschung, nicht wahr.
Ihre Domestiken auf der

Titanic

Und warum, Sony Pictures Releasing GmbH,

hast Du den neuen James Bond-Film »A Quantum of Solace« für den deutschen Sprachraum so herrlich wortgetreu »Ein Quantum Trost« getauft? Wegen der überragenden Erfolge von »Mondharker«, »Achtmuschi« und »Von Rußland mit Liebe«?
Quantum bereits intus:

Titanic

Ulrike Merten!

Als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und Weibsperson obendrein dürfen Sie naturgemäß nicht ganz so viele Zapfenstreiche und Truppenbesuche wie der Verteidigungsminister absolvieren. Dafür lassen Sie sich immer wieder mal was Hübsches einfallen, anderweitig in die Medien zu kommen. »Es wäre gut«, vertrauten Sie jetzt der Bild-Zeitung an, »über ein dauerhaftes Ruherecht für Soldaten auf unseren Friedhöfen nachzudenken.« Wahrlich eine prima Alternative zu einem zentralen Ehrenfriedhof für tote Soldaten! Ganz unaufdringlich, bescheiden und unprätentiös – so wie sie im Leben wirkten – würden unsre Helden auf dem Dorffriedhof ihrer Heimatgemeinde der Ewigkeit entgegenschlummern. Ringsum immer wieder Grabauflösungen und Neubelegungen, nur der fürs Vaterland gestorbene Uffz hat ein Bleiberecht für immer!
Wir schlagen vor, als Grabinschrift zuerst eine Standardformel zu wählen, etwa: »Er hat die Bundesrepublik Deutschland tapfer am Hindukusch verteidigt.« Und anschließend noch eine individuelle gereimte Würdigung: »Acht Paschtunen brachte er zur Strecke, / Sein Lebensmotto: Taliban, verrecke!« Oder: »Die Übermacht des Feinds schreckte ihn nicht: / Drei Kinder schoß er ab (trotz schlechter Sicht)« – was meinen, Frau Merten, Sie?
Für eine dauerhafte Schweigepflicht für Vorsitzende von Verteidigungsausschüssen plädiert:

Titanic

Total verrückt, Jimi Blue Ochsenknecht,

was Du Dir laut Zeit-Magazin bisweilen so vorstellst: »Manchmal stelle ich mir vor, ich wäre ein Turnschuh. Ein bunter Schuh in verrückten Farben wie Pink, Lila oder Türkis, mit grellbunten Schnürsenkeln und einer schwarzen Sohle.« Wovon 17Jährige eben so träumen. »Ich wäre meinem Träger vollkommen ausgeliefert … Am liebsten würde ich einen Fuß des Hip-Hop-Produzenten Pharrell Williams bekleiden«, der ist nämlich eine »coole Person«. Dranbleiben, Jimi: Noch bist Du zwar nur ein Fußabstreifer für Teeniesorgen und Deinen Produzenten vollkommen ausgeliefert; aber bestimmt wird bald ein Schuh aus Dir – wo Du schon solche Stiefel zusammenquatschst!
Deine coolen Personen auf der

Titanic

Theißen/Fischer!

Sie sind sog. »Wirtschaftsforscher« und haben herausgefunden, daß der Staat den nutzlosen Hartz-IV-Empfängern viel zuviel Geld in den Rachen stopft: 132 Euro im Monat sind Ihrer Meinung nach völlig ausreichend. Aber 132 Euro sind eigentlich auch schon ein hübsches Sümmchen; und wenn Sie die Sozialschmarotzer nur noch als Kostenfaktor behandeln wollen – drängen sich da radikalere Lösungen nicht geradezu auf? Insofern ist Ihr Vorschlag zwar schon recht fortschrittlich, aber wohl noch nicht die Endlösung.
Ihre 132-Euro-Jobber auf der

Titanic

Sie, Ulrich Davids,

sind der »Abteilungsvorsitzende« der SPD Abteilung 1, Berlin-Mitte; und während Ihre Partei so hilf- wie kopflos zusieht, wie der Mitgliederschwund immer weiter voranschreitet, ergreifen Sie die Initiative und kümmern sich. Und schreiben deswegen zum Sommer 2008 an Ihre »lieben Genossinnen, liebe Genossen«: »Ich möchte es nicht versäumen, Euch eine schöne Ferien- / Sommerzeit zu wünschen. Ich habe für Euch ein Feriengedicht verfaßt (aus alten Schul­tagen)«. Und dann folgt sozialdemokratische Wohlfühllyrik à la bonheur: »Ferien, Ferien, nichts zu tun / Ferien, um mal auszuruh’n / Lang hab ich mich drauf gefreut. / Ferien gibt es heut. / Frei bin ich und so ver­gnügt, / Sommer, Sonne, Sand / ein Sonnentag am Strand.« Nun legt eine kleine Google-Abfrage den Verdacht nahe, daß es sich dabei eher um ein altes Kinderlied als um Selbstverfaßtes handelt, aber zumindest bei der letzten Strophe könnten Sie doch selbst gesponnen haben: »Einer schwitzt im Wüstensand. / Andere fahren nach Amenland. / Einfach mal was anderes seh’n / wer kann das nicht versteh’n.«
Aber, Ulrich Davids: wo liegt denn bloß dieses legendäre Amenland? Dort, wo sich Hartz-IV-Empfänger und 1-Euro-Jobber Gute Nacht sagen? Weil die ja praktisch immer nichts zu tun haben?
Zur Freiheit, zur Sonne:

Titanic

Jockel Fischer!

Wenn Qualitätsjournalismus auf politisches Weltwissen klatscht, Sie also von der heißgeliebten Zeit interviewt werden, bleibt kein Auge trocken; und besonders erheiternd fanden wir Ihr serviles Herumschwänzeln um die sog. »45er«, der in Ihren Augen »eigentlichen Gründungsgeneration der Bundesrepublik« resp. der »Generation der Flakhelfer und von Hitlers letztem Aufgebot«: Ihre Hochachtung vor ebendiesen Jahrgängen nehme mit den Jahren stetig zu, denn »nicht wenige Angehörige der Kriegsgeneration haben sich an den grauenhaften Verbrechen Hitlerdeutschlands beteiligt ... Und es war zugleich die Generation des Aufbaus der deutschen Demokratie.« Das also, was Ihnen vormals wie der Muff von tausend Jahren erschienen sein dürfte, würde man jetzt wie kommentieren? »Spannend dabei ist die Ambivalenz dieser Generation.«
Bei soviel, Jockel, Geschichtsbrei und Hirngrütze braucht’s zuletzt doch nur noch eine saftige Scheibe Vaterlandsliebe: »Deutschland ist das Land des Brotes und der Würste. Darauf sollten wir stolz sein, da gibt es nichts zu schämen« – ist aber ein Land, in dem man ungestraft solch hyperbedepperten Murks wie den Ihren verbreiten darf, nicht doch eher berühmt für seinen, hmpf, Käse?
Spannend ambivalente Grüße:

Titanic

Helmut Schmidt!

Die Nachricht, daß das angeb­lich auf Jahrhunderttausende hinaus ­sichere Atommüllager Asse noch zu unseren und Ihren Lebzeiten ein bombastisches Leck bekommen hat, wird Ihnen nicht entgangen sein. Sie haben sich als Bundeskanzler und auch weit über den Zeitpunkt Ihrer Pensionierung hinaus als Befürworter der Atomkraftnutzung aus dem Fenster gelehnt. Wären Sie jetzt vielleicht so freundlich, uns den strahlenden Atommüll abzunehmen und ihn zu Hause in Ihrer Gefriertruhe endzulagern?
Wir sind zwar auch nicht mehr die Jüngsten, aber immer noch die Leute, von denen Schlauberger wie Sie die Erde nur geliehen haben, und wir hätten sie jetzt gern unverschmutzt zurück, und zwar bis spätestens Freitag kommender Woche, zwölf Uhr mittags.
Zeit läuft!

Titanic

Guido Knopp (mal wieder)!

Unter Ihrer Leitung entstand die zum 11. September gezeigte ZDF-Dokumentation »Flug 93 – Die Dokumentation«. Wobei »Dokumentation« etwas übertrieben ist, bestand das Werk doch zu gut 50 Prozent aus der Wiederholung von Szenen des gerade zuvor ausgestrahlten Spielfilms »Flug 93« und die andere Hälfte aus Angehörigen-Blabla und Kommentargesabbel der Art: »Bis heute konnte nicht geklärt werden, ob die Passagiere ins Cockpit vordringen konnten« / »Ob sie die Maschine noch übernehmen konnten, ist bis heute nicht geklärt worden« / »Bis heute konnte nicht geklärt werden, was an Bord wirklich geschah« usw.
Nun, Knopp, fragen wir doch mal so: Bis wann wollen Sie es denn noch klären? Und wie überhaupt? Schließlich endeten Flug 93 und all seine Passa­giere in verkohlten Einzelteilen auf einem Acker in Pennsylvania. Wieso also, um Himmels willen, ­bemühen Sie Worthülse um Wort­hülse, anstatt einmal einzugestehen: »Man weiß nicht, was passiert ist«?
Auch diese Frage konnte bis heute nicht geklärt werden.
Und jetzt Ruhe bitte.

Titanic

Kentucky Fried Chicken!

»Donnerstag ist Chickentag« – auf ähnlich gleißende Tautologien à la »Unterschicht-Wochen bei RTL2« oder Ficktage im Puff wartet da geradezu abwartend:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick