Humorkritik | Juni 2013
Juni 2013
Vom Himalaya nach Hollywood
Der bengalische Yogi Lahiri Mahasaya (1828–1895) ist als Wiederentdecker der uralten Techniken des Kriya-Yoga in die Religionsgeschichte eingegangen, was mich allerdings weniger interessiert als seine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Komiker James Finlayson, den man als grandiosen Nebendarsteller aus zahlreichen Laurel-und-Hardy-Filmen kennt: Stets gerät er da in handgreifliche Auseinandersetzungen mit Stan und Ollie, und die Wutgrimasse, die er schneidet, wenn ihn die zwei Tölpel wieder einmal rasend machen, gehört zweifellos zum filmischen Weltkulturerbe (Abb. 1). Und kurioserweise sieht er dabei exakt so aus wie der Weisheitslehrer Lahiri Mahasaya bei der meditationsinduzierten Vereinigung mit dem Unendlichen (Abb. 2).
Ich weiß nicht, wie das angehen kann. Aber seit ich zufällig auf Mahasayas Konterfei gestoßen bin, erheitert und schmerzt mich der Gedanke an jenen leider niemals gedrehten Film, in dem es der jähzornige Guru James Finlayson in seiner Himalayahöhle mit den hoffnungslos depperten Schülern Stan und Ollie zu tun bekäme. Schlafen müßten sie natürlich auf Nagelbrettern, und wenn Stan wieder einmal vergeblich den Lotussitz einzunehmen versuchte, würde Ollie augenrollend zuschauen und sich anschließend noch ärger damit abplagen. Und im Hintergrund würde James Finlayson lauern, kochend vor Zorn, die Fäuste in die Hüften gestemmt, und sein berühmtes Gesicht machen…
Ach! Ich gäbe was darum, wenn ich diesen Film sehen könnte. Notfalls würde ich dafür sogar Lahiri Mahasayas Großmutter verkaufen.