Humorkritik | März 2012
März 2012
Ein Heuler
Die Zeitschrift Bunte hat einen schwierigen Job: mit Schmutz werfen, den aber in Wattebällchen packen. Wenn sich unterm Schleier des Mitgefühls der Ekel vor der Bagage abzeichnet, die man doch ins beste Licht setzen muß, entstehen nolens volens komische Miniaturen. So etwa der Versuch, dem Bundespräsidenten beizuspringen, mit einem Besuch bei »Freunden« Wulffs auf Norderney: »Wir spazieren zum Strand. Ein Heuler hat sich verirrt, versucht, wieder ins Meer zu robben. Eigentlich ein passendes Fotomotiv: einsamer Kämpfer auf dem Weg zurück in sein Element. Doch die Wulff-Freunde wollen nicht neben dem gestrandeten Seehundbaby posieren: ›Das würde dem Heuler die Würde nehmen.‹« Die Würde des Heuleramtes zu beschädigen fiele der Bunten nie ein, oder die des Heulerweibchens: »Frau Wulff ist viel bodenständiger, als man denkt. Oft muß er sie ermuntern, sich etwas zum Anziehen zu kaufen.« Sie hat sich in all den Jahren halt noch immer nicht an Kleidung gewöhnen können. Daß man die Pointen ergänzen muß, ist die Tragik dieser ansonsten vollendeten Satirezeitschrift.