Humorkritik | März 2012
März 2012
Heitere Bierwerbung
»Merke dir: Sternburg Bier« – diesen tatsächlich sehr einprägsamen Slogan hätte ich gern dauerhaft aus meinem Gedächtnis getilgt, gerade weil die süßliche Plörre namens Sternburg Export im letzten Jahrzehnt von der Leipziger Vorstadt aus einen beispiellosen Siegeszug durch die Ostzone geführt hat. Dennoch kam mir dieses Grundnahrungsmittel des Ostprekariats anläßlich eines Berlinbesuchs wieder unter, in Form einer ziemlich groß angelegten Kampagne von mutmaßlich wild geklebten Plakaten. Von den Hauswänden sahen angewiderte Snobs, brüskierte Politessen oder irritierte Yuppies auf mich herab, mit ihnen angedichteten Zitaten wie: »Das ist kein Bier, das ist ein öffentliches Ärgernis«, »Ostbier? Dürfen die so was denn überhaupt?« oder »Wenn es nicht so nach Bier schmecken würde, vielleicht.«
Ihren Höhepunkt fand die Aktion schließlich im Berliner Wahlkampf, wo sich zwischen den üblichen Phrasen der Wahlplakate plötzlich auch die mit einer Flasche »Sternburg Export« dekorierten Botschaften »Deutschland wird wieder Exportweltmeister« und »Garantiert über fünf Prozent« fanden. So wurde der faden Veranstaltung doch noch etwas abgerungen, das mich zum Lachen brachte. Und darauf trinke ich jetzt. Ein Jever.