Humorkritik | März 2010
März 2010
A serious Witzischkeit
Der neue Film der Gebrüder Coen, »A Serious Man«, hat mich, obwohl das Kino vor Lachen kopf stand, nur geärgert; oder gerade weil. Denn für Komik (oder auch Tragik) braucht es Fallhöhe und ein Identifikationsangebot; beides fehlt der (im übrigen handwerklich hochversierten) Adaption des Hiob-Themas vollständig. Ist der biblische Hiob (wie auch der Joseph Roths) ein stiller Dulder in Gott, so ist der gut mittelständische Provinzcollege-Professor und Coen-Hiob Larry Gobnick von Anfang an eine lebensuntüchtige jüdische Witzfigur, die von einer jüdischen Witzfigur von Ehefrau mit einer noch größeren jüdischen Witzfigur betrogen wird. Larry sucht Rat bei Witzfiguren (Anwalt, Rabbis), fürchtet sich vor seinen nichtjüdischen White-Trash-Witzfiguren von Nachbarn, und als die Witzfigur von Nebenbuhler stirbt, kommt es zur ehelichen Versöhnung auf einem Witz von Bar-Mitzwa-Feier (der Sohn ist bekifft). Warum ich als allenfalls Teilzeit-Witzfigur mit dieser Karikatur eines Hiob mitfühlen sollte, wußte ich keine Sekunde; und wo in diesem Skurrile-Juden-Klischeekabinett die Fallhöhe war, auch nicht: ist doch eh alles nur ein (und sei’s auch metaphysischer) Witz. Jedenfalls bis Larrys Röntgenarzt anruft und ihn in die Praxis bestellt, während ein Tornado bedrohlich aufs Städtchen zurast; doch in dem Moment, wo die Witzischkeit, Jehova sei Dank, ein Ende nimmt, tut es der Film dann sofort auch.