Inhalt der Printausgabe

Januar 2005


Humorkritik
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RomComZom
Mit dem Zombiefilm scheint auch prompt seine Parodie aus dem feuchten Grab gestiegen zu sein: Kaum waren Danny Boyles "28 Days Later" und das Remake von "Dawn of the Dead" aus den Kinos, floppte in Deutschland der Pennälerstreifen "Die Nacht der lebenden Loser", während wer mal wieder alles richtig machte? Natürlich, die Briten.
"Shaun of the Dead" (deutscher Kinostart: 30.12.) heißt der Überraschungs-erfolg von Regisseur Edgar Wright, laut Original-Untertitel eine "Romantic Comedy - with Zombies" (oder eben RomComZom), die dank origineller Regie-Ideen, einer klug konstruierten Geschichte und glaubwürdigen Schauspielern sowohl eingefleischte Horrorfans als auch Komödienfreunde bestens unterhält.
Hauptfigur Shaun nämlich ist eine plausible Identifikationsfigur für jeden Zombiefilmgucker: um die dreißig, mit einem McJob ohne Perspektive, einer Freundin, die ihn schließlich verläßt, weil sie von einer Beziehung mehr erwartet als jeden Abend im gleichen Pub zu sitzen, und einem adipösen Buddy, der noch weniger erreicht hat im Leben als er selbst. Ein nicht mehr ganz junger, eher ambitionsloser Mann an der Schwelle zu einer ernsten Lebenskrise also, der er aber mit ausgiebigem PlayStation-Spielen und Alkoholzufuhr mehr oder weniger erfolgreich aus dem Weg zu gehen versucht.
Daß genau in dieser Situation eine ausgewachsene Zombie-Plage über die Stadt hereinbricht, entspricht perfekt der Struktur des klassischen Zombiefilms, und daß Shaun auch diese Krise zu bewältigen versucht, indem er auf probate Mittel zurückgreift und sich in seiner Stammkneipe verschanzen will, ist zwar komisch, bricht das Genre aber nicht - zum Glück, denn so funktioniert der Film in doppelter Hinsicht. Je besser man das Genre kennt, desto reicher die Belohnung für den Zuschauer, denn direkte und indirekte Zitate des klassischen Untotenfilms fehlen ebensowenig wie, für den deutschen Kinogänger natürlich weniger relevant, diverse Cameo-Auftritte britischer Comedy-Prominenz.
Das Team aus Regisseur Wright und den Hauptdarstellern Simon Pegg (in der Rolle des Shaun), Nick Frost und Peter Serafinowicz funktioniert auch deswegen so gut, weil es reichlich Gelegenheit hatte zu üben: Die Figurenkonstellation, der clevere Umgang mit Versatzstücken populärer Filmgenres, die handfesten Storys, die Glaubwürdigkeit des ganzen Unternehmens sind über zwei Staffeln einer preisgekrönten TV-Sitcom namens "Spaced" erprobt, die jedenfalls via Import auf DVD erhältlich ist, dito "Shaun of the Dead"; eine überlegenswerte Anschaffung, denn die deutsche Synchronisation dürfte nicht annähernd auf dem Niveau des Films sein.
Der sollte in Deutschland ursprünglich nur auf DVD erscheinen und ist, so steht zu vermuten, mit entsprechend niedrigem Budget nachvertont worden. Wright und Pegg, die übrigens auch das Autorenteam bilden, arbeiten schon am nächsten Film und haben bereits Cameo-Auftritte in "Land of the Dead" absolviert, den wiederum Zombie-Gottvater George A. Romero gerade dreht, und Danny Boyle werkelt bereits an "28 Weeks Later" - dem horror- und comedyaffinen Kinogänger stehen also auch 2005 grausigkomische Zeiten bevor.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella
04.05.2024 Jena, F-Haus Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
05.05.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
05.05.2024 Magdeburg, Factory Martin Sonneborn mit Sibylle Berg