Inhalt der Printausgabe
Mai 2006
Humorkritik (Seite 4 von 8) |
Fußball II: Erfreut |
Gerade habe ich in summa und im allgemeinen unter das Thema Fußballbuch einen seitenlinien-dicken Schlußstrich gezogen, da muß ich auch schon wieder einen Rückzieher machen. Bei Hanser sind Ludwig Harigs gesammelte Fußballsonette in einem schmuck und anschmiegsam filzbezogenen Hardcoverband des leider allzu bewußt einfältigen Titels »Die Wahrheit ist auf dem Platz« erschienen. Goutieren und bisweilen ästimieren und darob den nicht vollends vom Medienmarktgeschrei Betäubten rekommandieren will ich nicht bloß Harigs alexandrinische Sonette, die die allseits durchgewalkte deutsche WM- Historie von 1954 bis 1990 traktieren; sondern es erfreuen zudem jene Versmaßseiltänze, die sich dem blamablen Kapitel der EM 2004 widmen und dabei einige kluge komische Volten heimbringen. »Der arme Medienmensch, auch wenn er noch so kläfft, / kennt er den Doppelpaß von Rhythmus und von Reim, / von sub-, von objektiv, gehalten von dem Leim / der strengen Regel fünf aus unsrem Regelheft?« fragt das »Vorspiel« hübsch hoppelnd und medienreflexiv-poetologisch, und fünf Sonette später antwortet Harig aus Anlaß des Viertelfinales Frankreich – Griechenland: »Die aufgeweckten Griechen / begannen früh den Braten schon zu riechen, / denn Charisteas sprang und traf mit seiner Stirn. // Und das Expertenteam, Herr Delling und Herr Netzer, / der kesse Fernsehmensch und sein gewiefter Ketzer? / Es gab Erklärungsnot in ihrem Denkerhirn.« Das mag als artistischer Appetizer genügen. Nicht umsonst, wem sage ich das, bildet Harig zusammen mit Henscheid und Wolf die Trinität der deutschen Fußballdichter. Und die soll, ginge es nach mir, fortbestehen für und für. |
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