Inhalt der Printausgabe
Juni 2006
Humorkritik (Seite 6 von 9) |
Purpur pur |
Nicht zuletzt zeigte die Hardrockformation Deep Purple, daß Hardrock und Humor gut zusammengehen – wenngleich dieser Beweis oft genug unfreiwillig erbracht wurde. Die Band hat sich genug Albernheiten und Tragikomisches geleistet, um als Blaupause für die Rockumentary-Parodie »Spinal Tap« durchzugehen. Obwohl Ritchie Blackmores Bewunderung für alles Deutsche auch den Fußball einschließt, ähneln Deep Purple mehr der holländischen Auswahl: Jede Menge Talent, aber wenn es drauf ankommt… Die Autoren Jürgen Roth und Michael Sailer haben nun »Deep Purple – Die Geschichte einer Band« (Hannibal-Verlag) geschrieben. Ihr Buch umfaßt die Zeit von den Anfängen ’68 bis hin zum möglicherweise letzten Album bei einem Major-Label (»Bananas«). Obwohl die beiden zu jung sind, um alles live erlebt zu haben, kompensieren sie die Ungnade der späten Geburt durch Fleiß und Genauigkeit, launige Intermezzi und Zeitzeugenberichte (unter anderem vom hier wohlbekannten Eugen Egner). Die Hingabe wird, wann immer es nötig ist, durch Ironie und Distanz gebrochen, nur manchmal mäandert der Satzbau mir dann doch zu sehr. Was aber andererseits, wenn man in Rechnung stellt, daß Liebhaber langer, ja geradezu ausufernder Instrumentalsoli evtl. auch im Literarischen nach einem Äquivalent suchen, welches ihrem Thema und dessen Erscheinungsform adäquat, wenn nicht sogar kongruent ist, auch wieder in Ordnung geht. Am Ende läßt sich sagen: Der gut fünfhundert Seiten dicke Wälzer kann im deutschen Sprachraum als Standardwerk gelten, und auch im Vergleich mit angelsächsischen Produkten (z.B. »Smoke on the Water – The Deep Purple Story« von Dave Thompson) schneidet das Buch gut ab. Was aber nicht heißt, daß zu dem Thema alles gesagt ist. Der »Alpha-Griesgram« (Roth/Sailer) Ritchie Blackmore inklusive Rainbow-Besetzungskarussell und Renaissance-Gelüsten wäre ein lohnendes Thema für eine weitere ironisch-respektvolle Würdigung. Aber das kann ja noch werden. Oder – wie Ritchie Blackmore sagen würde: »Vielleicht das nachster Zeit.« |
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