Inhalt der Printausgabe
Juni 2006
Humorkritik (Seite 8 von 9) |
Vertrauensfrage |
Höchst ungern stelle ich mir vor, wie gestandene Komikproduzenten vom Kaliber eines David Zucker, Jim Abrahams oder Pat Proft sich beim Ausdenken einer Szene, in der eine Amateurkrankenschwester eine greisenhafte Katatonikerin mit einem Schwamm abwäscht, den sie aus Versehen immer wieder in deren eigenem Urin einweicht, vor Lachen auf die mürbe gewordenen Schenkel schlagen. Genau gesagt, ich kann mir gar nicht vorstellen, daß sich sechzigjährige Herren, die in ihrer Karriere als Autoren, Regisseure und Produzenten für klassische Genreparodien wie »Airplane« oder »Top Secret« verantwortlich waren, dabei wohlgefühlt haben, in »Scary Movie 4« das Niveau des Teils ihres Publikums zu erreichen, zu dem sie selbst sicher nicht gehören möchten. »Scary Movie 4« enthält übrigens noch üblere Szenen als die geschilderte, es gibt aber auch Dialoge und Situationen, in denen der alte Witz nicht nur aufblitzt. Für jeden Geschmack etwas? Für meinen leider nichts, da mir nämliche dämliche Geschmacklosigkeiten den ganzen Appetit verderben. Sie nehmen mir das Vertrauen zu Autoren, die sich offenbar nicht schämen, die eigenen Standards spekulativ zu verleugnen. Außerdem ist »Scary Movie 4« nicht mal eine saubere Genreparodie, da sie ziemlich wahllos aus sehr unterschiedlichen Filmen von »War of the Worlds« bis »Brokeback Mountain« zitiert und diese Szenen dann eher notdürftig verbindet. Bisweilen geht das tatsächlich nicht über das reine Zitat hinaus, mit großem Aufwand und oft genug ohne komischen Effekt. Doch genug von »SM 4«, das nicht viel mehr ist als ein weiteres Beispiel für den Verfall der guten Sitten in der Zucker-Company. Schön wäre es, wenn sie sich auf ihre alten Tage ihrer bewiesenen Könnerschaft besönne und mit erneuertem Selbstvertrauen das meine zurückgewinnen könnte. |
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