Inhalt der Printausgabe
Juni 2006
Humorkritik (Seite 4 von 9) |
Nachts war es sehr dunkel |
Ach, wie ist es niedlich! Gott, wie putzig! Und wie süß! So drollig! Fast schon possierlich. Annette Pehnts »Der kleine Herr Jakobi« nämlich (erschienen bei Piper). Und so nett alles! So zuckrig!! Der kleine Herr Jakobi ist aber auch ein liebenswerter Kauz, der z.B. keine Schuhe tragen mag, und ein entzückender Eigenbrödler, der sein Fahrrad lieber spazierenführt, statt auf ihm zu fahren, und guck mal, jeden Morgen bäckt er sich sein bißchen Brot selbst, und er hat ein altes Bügeleisen auf dem Küchentisch stehen, gegen das er beim Frühstück immer die Zeitung lehnt, und dann findet er sogar einmal einen Stein auf der Straße, toll! Und immer ist er so lieb, fast möchte man ihn streicheln! Fehlte eigentlich nur, daß er einen Pelz hätte. Bloß daß der kleine Herr Jakobi kein streichelbares Haustier, sondern ein großer, aber kreuzbraver Kindskopf und seine Welt eine märchenhaft verwunschene Kinderwelt ist, wo schon mal ein Mann sein ganzes Leben in fünf schweren Koffern mit sich schleppt, na so was, und kaum von der Stelle kommt, ach Gottchen, es ist aber auch zu sinnig! Und kindlich klein sind auch die Sätze: »Nachts war es sehr dunkel.« Annette Pehnt hat bislang zwei Romane geschrieben, die von einigermaßen weltfremden, ein wenig schief ins Leben gebauten und hochempfindsamen Außenseitern handelten. Mit ihrem kleinen Herrn Jakobi aber macht sie sich nur niedlich. |
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