Humorkritik | Juni 2021
Juni 2021
»Die Ressource Humor liegt in vielen Institutionen und Unternehmen
erfolgreich brach oder bleibt unerlaubt. Das wollen wir ändern!«
Deutsches Institut für Humor
Berauschend
Thomas Vinterbergs »Der Rausch« galt schon einige Zeit als Geheimtipp, die Ausstrahlung wurde coronabedingt lange auf Eis gelegt, inzwischen hat man den Film aber schon einmal mit einem Oscar ausgezeichnet. Mit Recht, möchte ich an dieser Stelle sagen, ist er doch von einer angenehm undidaktischen Machart, trotz der immer auch ernsten Themas Alkohol und Abusus.
Was passiert? Vier befreundete Lehrer kommen eines Abends bei einem Essen im Restaurant auf die These des norwegischen Psychologen Finn Skårderud zu sprechen, nach der der Mensch mit 0,5 Promille Alkohol zu wenig im Blut geboren wird. Geschichtslehrer Martin ist der erste, der kurz darauf den Alltagsversuch wagt und feststellt, dass ihm das Unterrichten in leicht angeheitertem Zustand tatsächlich wesentlich lockerer von der Hand geht. Neugierig steigen die Freunde mit ein und wähnen sich anfangs noch in einem Experiment, weswegen sie das Ganze auch als Teil einer wissenschaftlichen Studie verstanden wissen wollen, für die sie ihre Erfahrungen protokollieren. Selbstredend artet das Experiment aus, mit teils heftigen Folgen für die Beteiligten.
Exemplarisch für den Witz des Films sei die Szene erwähnt, in der Musiklehrer Peter seinen Chor ermuntert, doch die Augen zu schließen und sich ganz auf das Gehör und den Gesang zu konzentrieren, nur um im Hintergrund ungestört trinken und seinen angepeilten Pegel halten zu können. Dass in Szenen wie diesen immer schon die potentielle Katastrophe lauert, ist klar, dennoch liegt die Stärke des Films gerade darin, beide Seiten auszuspielen: das Glück des Rausches wie auch sein Elend.
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