Humorkritik | Februar 2019
Februar 2019
Ich halte es ohnehin mit einem Spruch, den ich vor langer Zeit gehört habe: Werde die Person, mit der du gern zusammen wärst. Wenn du gern mit jemandem verheiratet wärst, der einen guten Humor hat – entwickle selbst diesen Humor.
Gloria Allred

Nach einer Idee von Schmidt
Das wäre für den Humorkritiker freilich die dankbarste Pointe gewesen: dass das Interview, das Harald Schmidt als Erfinder des komödiantischen TV-Sechsteilers »Labaule & Erben« (SWR, in der Mediathek abrufbar) zum Jahresbeschluss der SZ gab, für die so lieb- wie gnadenlos herunterklischierte Geschichte um den weltfremden Erben eines Zeitungsverlags entschädigt hätte; wäre das Interview nicht ebenfalls das Klischee eines Interviews mit Schmidt, der laut Zeitung »sehr laut über seine eigenen Witze« lacht und in mehr oder minder öder Routine das gibt, was ihm einst den Ehrentitel »Zyniker« eingetragen hat: »Meine Idee war: Guldenburgs mit Internet … Wir müssen unterscheiden zwischen denen, die den ganzen Tag in irgendwelchen Onlinemedien hängen, was meiner Meinung nach fünf Leute sind, und den 80 Millionen, die müde von der Arbeit kommen und mal, banal, was Schönes sehen wollen.« Und dann schlechtestenfalls »Labaule & Erben« zu sehen kriegen, eine Produktion, bei der, wenn die erste Folge etwas besagt (und mehr hab ich nicht herunterbekommen), scheint’s alle Beteiligten gedacht haben, es reiche, »Nach einer Idee von Harald Schmidt« in den Vorspann zu pinnen und sich dann mit den verrückten Sachen für die Leute aus den Onlinemedien nicht abzugeben: Figurenentwicklung, Dialoge, Logik. Das alles ist, zwischen seriell idiotischen Drehbucheinfällen (oder eher Nichteinfällen), knallchargierenden Karikaturen und »Achtung, komisch!«-Signalen in Bild und Ton, so jämmerlich, dass mir nicht nur, was etwas heißen will, Uwe Ochsenknecht in der Hauptrolle leid tat, sondern auch der Verdacht kam, das Ganze sei von Schmidt, der privat natürlich angelsächsische Qualitätsware schaut und weiß, wie deutsches Fernsehen funktioniert, meta-satirisch auf Bloßstellung berechnet.
Und das will ich natürlich nicht mit Zynismus verwechseln.