Humorkritik | August 2016
August 2016
My dream in life is to write the one gag that makes everyone in the world laugh.
Jim Davis
Sackhüpfen und Schienbeintreten
Zum Startschuß der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ein kleiner Nachtrag zu meinen Anmerkungen im Maiheft: Erwähnen möchte ich u.a. die ersten neuzeitlichen Wiederbelebungsversuche von 1612, als in England, in den Cotswolds von Gloucestershire, erstmals »Olimpick Games« abgehalten (und bis 1852 fortgeführt) wurden. Eine der damaligen Disziplinen: »Shin-kicking«, Schienbeintreten.
Auch später gab es bei den Olympischen Spielen kuriose Sportarten. Seilklettern stand 1896, 1904, 1924 und noch 1932 auf dem Programm, in Paris gehörte im Jahr 1900 Kanonenschießen zu den Demonstrationssportarten. In St. Louis wetteiferten 1904 die Sportler im Sackhüpfen um Gold-, Silber- und Bronzemedaillen; Medaillen, die dort übrigens, ebenso wie die zugehörigen Urkunden, zum ersten Mal vergeben wurden.
Denn noch vier Jahre zuvor galten die Wettbewerbe als bloßes Begleitprogramm zur gleichzeitig stattfindenden Pariser Weltausstellung: Es gab nicht einmal Siegerehrungen, viele Athleten wußten weder, daß sie gewonnen, noch daß sie überhaupt an Olympischen Spielen teilgenommen hatten. Die US-amerikanische Golferin Margaret Ives Abbott etwa, die mit ihrer Mutter ursprünglich zu dem Zweck angereist war, die Weltausstellung zu besuchen und in Paris ein Kunststudium aufzunehmen, hatte bis zu ihrem Tod 1955 keine Ahnung, daß sie Olympiasiegerin war.
Nun ist Unwissen keine sportliche Disziplin – aber der Zeitraum von 55 Jahren scheint mir dennoch, nun ja: rekordverdächtig. Ich vergebe Gold.