Humorkritik | Juli 2015
Juli 2015
»So berührte er die beiden Pistolen in seinen Taschen; es blitzte in seinen scharfen grauen Augen plötzlich auf, und er brach in ein unbändiges Gelächter aus, wie er seit Dezennien nicht mehr gelacht hatte, in ein wahres Schulbubengelächter.«
Conrad Ferdinand Meyer, »Der Schuß von der Kanzel«
Lachen mit Käßmann
Schon grundsätzlich bedarf es eines eigenwilligen Humors, will man die Zeit lustig finden. Noch kniffliger wird es, wenn sich dieselbe mit Margot Feßmann, nein: Käßmann unterhält und das Gespräch überraschend eröffnet: »Frau Käßmann, Sie waren gerade im Libanon. Dort kämpfen Christen an der Seite von Islamisten gegen den ›Islamischen Staat‹. Gibt es in Ihrem Arbeitsleben auch irgend etwas zu lachen?«
Einen Normalsterblichen würde eine solche Ouvertüre sprachlos machen. Nicht so Käßmann, die umgehend die gewünschte Auskunft erteilt: »Aber ja. In Beirut lud der maronitische Bischof mich zum Essen ein, und sein Assistent war völlig aus dem Häuschen, weil er noch nie einen weiblichen Bischof gesehen hatte. Er wollte unbedingt neben mir sitzen, um mich auszufragen. Am Ende behauptete er, ich sei die beste Bischöfin von allen. (lacht) Ich sagte ihm, das sei einfach, wenn man nur eine kennt! Noch dazu eine Altbischöfin.«
Wie fein hier Käßmannnsche Klerikalkomik und best-bischöfliche Bescheidenheit eine friedliche Allianz eingehen, weiß niemand höher zu schätzen als Ihr Althumorkritiker Mentz – in dessen Arbeitsleben es viel zu selten etwas zu lachen gibt. (lacht)