Humorkritik | September 2012
September 2012

Hier lacht das Zebra
Im Magazin »Der Rabe« hat Harry Rowohlt einst auf erwartbar überzeugende Weise Mathias Noltes Roman »Großkotz« anhand des dort niedergeschriebenen Satzes »Er lachte wie ein Maikäfer« verrissen, indem er dessen Nullgehalt genüßlich vorführte: »Man kennt das ja: Spätestens Ende April ertönt landauf, landab dies schallende Gelächter, zuerst keckernd nur, dann immer froher, bis es richtig lauthals ist und es Zeit wird für die Maikäferplage.« In der Tat, das kennt man. Anders als mit den hierzulande halbwegs heimischen Maikäfern steht es hingegen mit Tieren, die fern unserer Erfahrungssphäre herumlaufen, beispielsweise in der Savanne.
Selbst ich als ausgewiesener Humor- und mithin auch Lachexperte kann mir nicht vorstellen und könnte deshalb auch nicht vormachen, wie zum Exempel Gnus lachen, Antilopen oder: Zebras. Das nämlich wurde mir bewußt, als ich unlängst in Paul Ingendaays neuem Roman »Die romantischen Jahre« (Piper) auf einen Satz stieß, der mich sofort an Harry Rowohlts Nolte-Schelte erinnerte, allerdings nicht zu einem Verriß animierte, sondern ratlos machte: »Und ich mußte wieder lachen, diesmal noch ungehemmter als zuvor, ich lachte wie ein Zebra.«
Denn siehe, ich weiß nicht und kann mir nicht vorstellen, wie es ungehemmt lacht, das Zebra. Schallend, keckernd, froh, lauthals – wie bekanntlich der Maikäfer? Sachdienliche Hinweise… ach, vergessen Sie’s.